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DOMESTERIUM
Das Manuskriptmodell – in der vereinfachten Form – stellt eine Mattscheibe als ein gerastertes Spielfeld vor und darum herum eine schwarze Schablone mit den beiden Maßstäben, horizontal und vertikal.
Aus dem  vorhandenen Spielmaterial z.B. zur Frage des Ortes wird von den Mitspielern bzw. Mitlesespielern jeweils ausgespielt bzw. ausgelesen – und zwar Einstellung für Einstellung –, welches Element zum Zuge kommen soll.
Durch das Aus-Lesen schreitet die Spielrunde von Einstellung zu Einstellung fort und lässt das gesamte Fernseh entstehen.

Die Schablone ist auch als mehrfach geknickter Bildschirm vorstellbar.

Im zweiten Teil wird ein jeweiliger Bildausschnitt aus einem sich ständig verformenden Bild eines sich verändernden Geschehens erzählt.

Der jeweilige Bildausschnitt kann auch durch Formen zufälliger Findung festgelegt werden.
Wichtig nur, dass er seine horizontal-vertikal-Umschreibung aufgibt.

Eine dritte Möglichkeit: mehrere Mitlesespieler füllen z.B. einhundert Mal das gleiche Bildschirmformular aus, und zwar wieder entweder zeilenfrequent, bildfrequent oder bildausschnittlich –, schreiben diese Formulare übereinander bzw. ergänzen die jeweils offen gebliebenen Stellen.

(Anordnung und Anzahl der Parameter sind nach Bedarf und immer variabel so zu handhaben, daß sich der Ansatz zu einer sich ständig verändernden, fließenden Seite ergibt – als einer Vorform des räumlichen Sprachzeichenensembles.)
Ich gehe aus von einer Spielfläche, vergleichbar der bei Fußball oder Tennis, aber auch Schach oder Mühle. Diese Spielflächen sind durch Parameter definiert. Das Spiel besteht in dem mich interessierenden Zusammenhang aus der Ausfüllung oder Ausnutzung der Spielfläche entsprechend den Regeln bzw. Parametern.

Ich nenne solche Spielflächen Formulare. Da es sich um eine Fläche handelt, ist diese Spielfläche oder das Formular dieses Lesespiels durch waagerechte und senkrechte Parameter definiert. Wagerecht zum Beispiel durch Ort, Zeit, Person, Handlung. Senkrecht zum Beispiel durch Ton, Bild, Kontrast und Helligkeit.

Woraus klar wird, daß unsere Spielfläche eine Bildfläche ist.

Die Ausfüllung des Formulars kann auf dreifache Weise geschehen. Waagerecht oder zeilenweise, senkrecht oder spaltenweise oder als Resultat von beiden, als Flächenanteil. Nutzt man alle drei Möglichkeiten, erhält man ein integriertes Lesebild. Ich nenne es allgemein ein integriertes Lesebild. Im vorliegenden besonderen Fall ist es das Fernsehbild.

Mein Spielversuch ist das Ergebnis der Ausfüllung von etwa einhundert Exemplaren des gleichen Formulars. Ich habe bei weitem nicht alle Parameter bedient, also längst nicht alle Ausfüllmöglichkeiten aussgeschöpft. Es gibt noch sehr viele weiße Stellen im Formular. Jeder kann weiterspielen.
Wie die Welt durch die vier Elemente, war dieser Staat beschreibbar durch vier prinzipielle Nötigkeiten.

Eine war die von Angriff und Verteidigung – anders konnte sich dieser Staat sich selbst nicht vorstellen.

Die Dialektik von Angriff und Verteidigung verkörpert in idealer Staa-tik das Haus-Tier als Staatsbürger.

Es ist domestiziert durch Atombombe und Fernsehen.

Geschildert werden die atomare Bedrohung und die sie abwehrenden Maßnahmen in einer Hausgemeinschaft.

Es gibt keine Schlagsahne, weil der Staat alle seine Kräfte auf die Verteidigung konzentrieren muß.

Das Haustier ist trotz atomarer Bedrohung nicht bereit, auf die Schlagsahne zu verzichten.

Das unterstreicht seine Überlegenheit und seinen Siegeswillen.

Erzählt werden Bildpunkte, aus diesen gebildete Bildlinien sowie von diesen umschriebene Bildflächen in der Bewegung (Ondulation), so daß sich Unschärfe, Verschattung und Überlagerung ergeben.

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