LASK
In unseren Tagen erleben wir den Aufstieg der Kybernetik zu einer technischen, wissenschaftlichen und allgemein-kulturellen Groß-Macht. Die Zeit, in der noch einzelwissenschaftliche und philosophische Bedenken gegen diese so außerordentlich wichtige Querschnittswissenschaft erhoben werden konnten, ist längst vorbei!
Was nun den spieltheoretischen Aspekt der Kybernetik angeht, öffnet dieser einen Weg zur „Objektivierung und Verwissenschaftlichung des Austragens von Diskussionen, Meinungsverschiedenheiten, also von dialektischen Widersprüchen.“
Wenn wir deren Begriffe auf Probleme der Gesellschaft anwenden wollen, so muß selbstverständlich beachtet werden, daß das Primäre die Produktion und die Produktionsweise sind. Es muß also immer von einem bestimmten Stand der Entwicklung der Produktivkräfte und der Produktionsverhältnisse ausgegangen werden. Erst auf dieser Grundlage ist es möglich, die spieltheoretischen Begriffe für gesellschaftliche Anwendungen zu verwerten.
So lassen sich dann eine Reihe von Begriffen einerseits historisch-materialistisch deuten, andererseits für die Weiterentwicklung bestimmter Erkenntnisse des historischen Materialismus benutzen.
Was bedeutet das nun konkret?
Erstens, daß ein bestimmter Zustand innerhalb einer Gesellschaftsordnung nicht geändert werden kann, solange eine genügend große Zahl von Mitgliedern an der Erhaltung des Zustandes interessiert ist. Eine Änderung wäre nur dann möglich, wenn die erwähnte Ordnung selbst gestürzt wird.
Zweitens, finden sich genügend viele Verfechter eines neuen Zustandes, die mit dem bisherigen innerhalb dieser Ordnung nicht zufrieden sind, so wird dieser neue Zustand den alten ablösen.
Allerdings wird ein gesellschaftlicher Zustand niemals allein dadurch geändert, daß sich lediglich die Zahl der Individuen, die einen neuen Zustand wollen, so vergrößert, daß die Zahl der Individuen, die am alten Zustand festhalten, übertroffen wird.
Vielleicht soviel zunächst.