siebenter juli achtundachtzig
erster eindruck
nach dem umzug
sich von dieser landschaft
erziehen lassen
siebenter juli achtundachtzig
erster eindruck
nach dem umzug
sich von dieser landschaft
erziehen lassen
zehnter juli achtundachtzig
blick
aus dem fenster
ich kann die luft
mit augen sehen
sechzehnter juli achtundachtzig
hier
können
wir
sterben
heimat der winkel zwischen dem grünen hang und der neigung des apfelbaumes
der kirchturm über dem hügel der obstbaum mit den angelehnten bohnenstangen
der blaue himmel darüber und die weiße wolke im abendrot
die von hand aufgeschichtete steinmauer
neunzehnter juli achtundachtzig
abends halb neun
halbstarke
mauersegler
umjohlen den turm
sechsundzwanzigster juli achtundachtzig
des himmels
wolkenhand
die wolkenfaust
achtzehnter august achtundachtzig
monddolch
in der
nachtbrust
september achtundachtzig
ein pferd
küsst mir
die hand
ein schmetterling
läßt sich
von mir
auf händen tragen
ein regenbogen
fast zum kreis geschlossen
wie ein reif umringt
das tal der tauber
zwölfter oktober achtundachtzig
der amtierende burghund ist der erste
von dem ich den eindruck der nachdenklichkeit habe
er muß entweder cipion oder berganza sein
zwölfter oktober achtundachtzig
die neue keilschrift
neunzehnter oktober achtundachtzig
unmöglich
einen fernsehapparat
zu kaufen
als entschlösse man sich
einen käfig in die wohnung zu stellen
um drei stunden am tag
affe zu sein
trinklied
ich trink
solang
ich nüchtern
bin
und wenn
ich dann
besoffen
bin
fang ich
an zu
saufen
siebenundzwanzigster oktober achtundachtzig
sys lebenslauf
herumreden
weggehen
kennenlernen
ackern
aufregen
sauersein
weitermurksen
spinnen
vergessenwerden
achter november achtundachtzig
motto
einst
ändere das buch
du änderst die welt
nun
endet das buch
endet die welt
dreizehnter november achtundachtzig
den ganzen tag
mit dem himmel
auf dem kopf
rumgelaufen
kann man
sich selbst
köpfen
siebzehnter november achtundachtzig
am vortag
stuppacher madonna
die kirche als
maria mit dem kind
daß eine kirche
mit ihrem gott
umspringt
wie eine mutter
mit ihrem kind
achtzehnter november achtundachtzig
ein acker
gepflügt
als hätte
die erde
sich vom rücken
auf den bauch gelegt
zwanzigster november achtundachtzig
erster schnee
fünfter dezember achtundachtzig
die vernichtung
einer woche
achtzehnter dezember achtundachtzig
mich würde interessieren
wie ich schreibe
neunzehnter dezember achtundachtzig
rasendes unvermögen
unvermögendes rasen
wind
gleist
um den
turm
wie eine
straßenbahn
einundzwanzigster dezember bis siebenundzwanzigster dezember achtundachtzig
ddr tour
zu schnell
zu tief
hinein
zu schnell
nach oben
hinaus
dekompensationsbeschwerden
wie eine art taucherkrankheit
durchfall
herzrasen im leerlauf
achter januar neunundachtzig
der geist
hat mich
wieder
es lechzt
mich
nach arbeit
dreizehnter januar neunundachtzig
senkrecht
steil
geht der himmel
in die höhe
fünfzehnter januar neunundachtzig
wenn ich mein schwanz wäre
täten mir die füße weh
vom rumstehen
sechzehnter januar neunundachtzig
plötzlich ist der himmel hell
blauschwarz mit strahlenfächern
aus wolken die sich überkreuzen
so daß er eine glockenkuppel
bildet voll verstreut blühender
sternenflächen an deren
höchstem punkt weißtönend
das gewicht der mondin steht
neunzehnter januar neunundachtzig
die mondin
von ihrem licht
am himmel getragen
erster februar neunundachtzig
mama gestorben
vierter februar neunundachtzig
eigentlich nur das gefühl
sie wie vor tausenden von jahren
in ein ledernes tuch gehüllt
auf meinen armen zu tragen
in eine rille oder mulde zu legen
die in staubige heiße erde gescharrt ist
und sie zu bedecken mit steinen
gegen wilde tiere
dieses gefühl ihren leichnam
auf armen zu tragen
und dabei zu gehen
den sternen nach
auf der oberfläche eines planeten
fünfter februar neunundachtzig
alte fotos
ich eigne mich nicht
zur bildlichen darstellung
siebenter februar neunundachtzig
das jahrhundert
des schauspielers
apropos deutschland
da sind wir jetzt bei den chargen
claqueuren und schmieren angelangt
oder noch unter sie hinaus
wir sind bis auf die
tragenden rollen verkommen
nachschrift russland
mich interessieren
sicherheitshalber schon jetzt
die 'verbrechen' gorbatschows
ddr stimmen
wir brauchen keine perestroika
höchstens noch mehr glasnost
und ulbricht war ein ehrenwerter mann
elfter februar bis fünfzehnter februar neunundachtzig
ddr
achtzehnter februar neunundachtzig
in der ZEIT
ein neuer fall moosbrugger
aus dem gerichtssaal
'christian m.'
siebenundzwanzigster februar neunundachtzig
ehegattenarbeitsvertrag
wir leben von dem geld
das meine frau
bei mir verdient
achter april bis sechzehnter april neunundachtzig
auto-urlaub
bei strömendem regen
nach acht tagen
abgebrochen
8.apr
gamburg basel über waldshut
9.apr
fahrt nach colmar isenheimer altar eindruck wie erhofft
unbeschreibbar stadtrundgang fahrt durch die berge zum
grande ballon schwarzer und weißer see
10.apr
basel museum für gegenwartskunst eine interessante madonna
mit kind ? siebziger jahre ? 'feuerstätten' von joseph boys
stadtgang und einkäufe
11.apr
kunstmuseum basel interessante sammlung der grünewald dort ist
seltsamer weise nach dem isenheimer altar wie eine arbeit 'vorher'
12.apr
fahrt durch das emmental in das berner oberland guttannen von dort
weil der paß zu zurück um luzern herum bis liechtenstein übernachtung
im hotel dux in schaan sehr schönes fenster links zum berg
13.apr
regenfahrt über den st.bernardino lugano am see entlang como am see
entlang sondrio édole passo tonale riesenmengen schnee bis
unsere liebe frau im wald st.felix wettersturz
14.apr
pause zum wandern zu verschneit und nass
proveis und lauren besucht
15.apr
über die autobahn brenner innsbruck kufstein münchen nürnberg würzburg
zum teil bei regen zurück
die schweizer sind ein geldverleihendes bergbauernvolk
welches in seiner freizeit rad fährt und antiquitäten sammelt usw
zwanzigster april neunundachtzig
wolke
die
zu tränen
rührt
achter zu neunter mai neunundachtzig
traumsatz
die heilige jungfrau maria
läßt allen schutzbefohlenen
äußerste milde zusprechen
elfter juni neunundachtzig
btr burghund
oder ist er
einfach nur
der hund von
don quixote
sechzehnter juni neunundachtzig
wer war
der erste
erfinder
der sackgasse
siebzehnter juni neunundachtzig
eine nullwoche
der geistlosesten art
ein erster arbeitsähnlicher tag
nach vier jahren
zwanzigster juni neunundachtzig
letzter schultag
kinderkindheit
siebenundzwanzigster juni bis zweiter juli neunundachtzig
wetterlahm
burgarbeiten
ein arbeiter
aus einer flasche trinkt
wie aus einer brust
dritter juli neunundachtzig
schmuck
beeinflußt die ausdruckskraft
ringe an fingern
die sprache der hände
ein orgasmus
bei dem mir
das wort ölpest
einfällt
ein siebenschläfer eilt
die telefonleitung hinab
den kürzesten weg ins dorf
zehnter juli neunundachtzig
hysteria
hitze
insekten
ameisen
holzböcke
schnaken
bauarbeiter
dreizehnter juli neunundachtzig
gestern
fahrt die mainschleife aufwärts
rothenfels karlsburg
vierundzwanzigster juli bis achtundzwanzigster juli neunundachtzig
ddr
urnenbeisetzung mama
bad muskau
schloß branitz
neunter august neunundachtzig
still gesessen
und getobt
zehnter august neunundachtzig
die trauer packt mich
jetzt erst
vierzehnter august neunundachtzig
noch riecht es
nach luft
ein wolkeneber
bespringt die mondin
unter dem dach
zwei siebenschläfer
sechzehnter august neunundachtzig
in süddeutschland
das kruzifix
hinter dem zaun
christus
als gartenzwerg
dreiundzwanzigster august neunundachtzig
dörflicher aberwitz
ein baum wird gefällt
damit der wald
besser zu sehen ist
vierundzwanzigster august bis achtundzwanzigster august neunundachtzig
basel elsaß jura genf zurück
landschaft nur die weinhänge am genfer see
genf ausstellung el greco
christus als mann mit dem stab und dem umhang
christus als der in höchster not leidende mit tränennassen augen
der einzige weinende christus den ich kenne der dennoch durch den
tränenschleier ganz wach nach oben sieht und aufpasst was geschieht
christus als der verklärt erlöst tote lang gestreckt am kreuz
ein bild des apostels johannes
ein bild der heiligen maria auf den schultern von höflingen
ein murillo der heilige jean baptiste als kind
die drei christus bilder das johannes bild und der murillo
umkreisen den menschentyp der mich weiterführt anknüpfend an
das christuserlebnis vor vier jahren cuba august fünfundachtzig
ansonsten unter menschen um das gefühl für deren dummheit
nicht zu verlieren
auch die dummheit wächst mit ihren aufgaben
dreissigster august neunundachtzig
dieser voyager II müßte man sein
das sonnensystem insgesamt bekäme man von außen zu sehen
und könnte dann in ruhe fliegen vierzigtausend jahre lang
bevor wieder ein stern kommt
der hundsstern sirius
einunddreissigster august neunundachtzig
weißer abend
im sommer
fünfundzwanzigster september neunundachtzig
wolkenpython
frißt sonnenei
dreissigster september neunundachtzig
nach dem ersten sozialistischen militärputsch in polen
fehlt jetzt der erste sozialistische staatsstreich in der ddr
oder aber weiter massenflucht und eine exilregierung
im eigenen land die sich an die spitze der reformen setzt
elfter oktober neunundachtzig
reformierte revolte
oder
revolution der reform
eine neue ddr ergibt das nicht
fünfzehnter oktober neunundachtzig
nüsse
und
faules laub
hohe mondbahn
zwanzigster oktober neunundachtzig
moder
und
apfelmost
ende oktober neunundachtzig
lilarot geküsste
abendwolkenmünder
reminiszenz an die aktualität
reformen statt revolution kann nur der machen
der an der macht ist
reformen nach einer revolution muß der machen
der an die macht gekommen ist
ein reformatorischer machtübergang
bewirkt gegenreformation
neunter november neunundachtzig
freiheit
von politikern eingebrockt
vom volk ausgelöffelt
das kennzeichen
fast jeder
historischen stunde
der pure politische dilettantismus
und die reaktion
abhauen
solange es geht
abhauen
bevor es nicht mehr nötig ist
sechzehnter november neunundachtzig
politik aktuell
aus dem ganzen kann
eigentlich nur eine
riesengroße scheiße entstehen
vernunftausbrüche
ersetzen nicht die aufklärung
entweder oder
ist keine dialektik
sondern erpressung
sechster dezember neunundachtzig
ddr
die fernsehrevolution
aber ohne ein bild von dem menschen der dort vierzig jahre
so deformiert wurde daß vielleicht der einzelne
kaum aber die menge das trauma 'überlebt'
identität läßt sich nicht anordnen sie beginnt erst jetzt
werden sich die leute aber mit der metafer ddr befassen
was der osten bisher für seine identität hält ist etwas
das dem westen wenn er damit konfrontiert wird
furchtbar an seine eigene vergangenheit erinnern kann
vorher
es ist ein weib
schön zu besitzen
schön zu genießen
seinen leib
sein schönes fleisch
dreizehnter dezember neunundachtzig
das innenlicht
ist wieder an
zwanzigster dezember neunundachtzig
der sozialismus ist keine alternative
zur wiedervereinigung
alternativen sind nicht dritt- sondern auswege
es gibt keinen deutschen ausweg
fünfzehnter januar neunzig
mediokratie
oder
die langweiligste aller 'revolutionen'
siebzehnter januar neunzig
salve vagina
sechsundzwanzigster januar neunzig
lichtschmelze
zweiter februar neunzig
erwacht
in einem traum
für
einen tag
vierter februar neunzig
1871-1918 47 jahre kaiser
1918-1933 15 jahre weimar
1933-1945 12 jahre nazi
1949-1989 40 jahre ddr
nimmt man dazu vierzig jahre bundesrepublik
und vorher 1848 bis 1871 pauklskirchenversammlung
ergeben sich rund gerechnet in einhundertfünfzig jahren
sechs staatswesen zu je fünfundzwanzig jahren
neunter februar neunzig
mondfinsternis
die sonst grauen werte der mondoberfläche sind plötzlich rötlich
und gelblich und graubläulich durch die krümmung des schattens auf der
gekrümmten mondoberfläche werden mondkörper und der weltraum drumherum
gleichzeitig plastisch und durchsichtig der mondkörper sieht aus wie
eine befruchtete eizelle oder wie eine fruchthülle in der ein embryo
pulsiert der raum wird so räumlich daß der mond darin wie von einem
lebendigen wesen getragen wird so wie fische manchmal das wasser und
vögel die luft um sich beleben und davon belebt werden alles hat durch
das veränderte licht eine dimension des lebens hinzugewonnen -
der schatten der erde
elfter februar neunzig
zustand
der urlaubsreife
ich halte meine schädeldecke
für ein ufo
mir fehlt
der winterschlaf
fünfzehnter februar neunzig
der deutschen
größter wahn
das 'einig vaterland'
sechzehnter februar neunzig
ddr jargon
die gültige fälschung
der kommunalwahlen
zwanzigster februar bis sechster märz neunzig
jersey
20.feb
gamburg aschaffenburg frankfurt gatwick jersey
am nachmittag zu fuß st.helier hafen und stadt
21.feb
zu fuß bis gorey mit dem bus zurück
steine wie sich paarende tiere
22.feb
zu fuß bis portelet bay und zurück bis st.aubins am meer rest bus
23.feb
mit dem bus bis corbiere
am meer steine felsen klippen riffs an denen das wasser abfließt
wie an einer tierhaut sie sehen nicht nass aus
24.feb
rozel bay bis gorey zu fuß mit dem bus zurück nach st.helier
25.feb bis 1.mär
von der dänischen salami vergiftet im bett mit darmkrämpfen
sturm und regen
1.mär
von grosnez bis plémont
2.mär
nordküste von plémont bis devils hole zu fuß
zurück mit dem bus
3.mär
westküste von l'etaque bis corbiére lighthouse
4.mär
von st.brelade bis corbiére und am meer gesessen
5.mär
vorm wege in der stadt nachm von grosnez bis l'etaque
zurück mit dem bus
6.mär
zurück
die westküste ist eine einzige sandbucht und im hinterland
sanddünen
die südküste ist vielbuchtig aber nicht so sehr zum
spazierengehen geeignet
die nordküste ist sehr gut zum wandern
durchgehender cliffpath und begraste granithänge
die ostküste ist teilweise begehbar aber außerhalb
der saison sehr öde
wir sind praktisch bis auf das stück devils hole bis rozels bay
um die insel jersey herumgelaufen
nachtrag jersey ich habe dort den 'sturm' erlebt
den shakespeare'schen draußen tobte fünf tage lang der sturm
und in mir drinnen tobte eine darmvergiftung und danach war ich
'versetzt' 'wo anders' 'geläutert' von einer 'reise' zurück umgekrempelt
vom körper auf den geist gestellt und was im gedärm vor sich ging
war bild dessen was im kopf passieren mußte und mir der 'sturm'
abgenommen hatte..."er-holung"
achtzehnter märz neunzig
ddr wahl
die/eine hoffnung
gibt/sich auf
loyalität
gehorsame blindheit
politik
wo der spießer genie zeigt -
unterhalb der denkschwelle
dieser sogenannten revolution fehlen geist und köpfe
statt geist deutsche mark statt köpfe geheime dienstleister
neunzehnter märz neunzig
kunst als preisfrage ist eine der warenkultur
kauf und verkauf sind sozialkunstwerke der zeit des zeitmarktes
und eine kulturelle tat 'für sich'
egal ob es immer weniger kunst und immer mehr kultur fast gar keine
kultur und nur noch kunst gibt ob es heißt macht weder kunst noch kultur
oder was man auch hört alles ist kunst in unserer kultur bzw nichts
tatsache bleibt wir leben in einer art zeitloser preiswürdigkeit einer
kulturnatur die etwas anderes ist als die alte künstlichkeit diese
übertrifft und das ist die kult(h)ürlichkeit des kunst-erlöses
siebenundzwanzigster märz neunzig
orgasmus
der wie ein stein
ins bett fällt
achtzehnter april neunzig
schwanzangst
ihm bräche
sein rückgrat
lange davor
sturm
der wald
quer
neunzehnter april neunzig
wieso duzt man einen hund
fünfundzwanzigster april neunzig
fahne
braun rot schwarz
mit einem schwein inmitten
siebenundzwanzigster april neunzig
klage eines uralten dichters
als ich ein kleiner junge war
war ich überzeugt davon
daß es nichts interessanteres gibt
als herauszufinden
warum es so schwer ist
schriftsteller zu sein
diese schwierigkeiten
interessierten mich mehr
als der beruf selbst
eine frage vielleicht
aus dem zeitalter der biografien
was ist aus mir geworden
dinge schreiben will ich
die ich nicht mehr weiß
fragen stelle ich mir
die noch nicht zu beantworten sind
das meiste schreibe ich in gedanken
und statt die arbeit mir
mache ich ihr schwierigkeiten
denn dieser beruf besteht aus ihnen
ich übe sie aus
dreißigster april neunzig
es gibt nichts
was man nicht auch noch falscher
machen könnte
die mauersegler
sind wieder da
zweiter mai neunzig
ich bin mir
zu blöd
dritter mai neunzig
die erste nachtigall
vierter mai neunzig
mein geist versucht
sein feuer anzublasen
und ich bekomme
die asche ins gesicht
zehnter mai bis vierzehnter mai neunzig
10.mai
mittags los über kempten füssen nach heiterwang plansee
11.mai
spaziergang zur hochalm durch das tal und am lift entlang
bis zum almkopf ebenso zurück abends nach reutte lechtal namlos
rinnen berwang zurück
14.mai
nach namlos dort spaziergang zur anhalter hütte ging nicht
wegen schnee dafür das tal bis ans ende kleine holzhütte lange
pause den gleichen weg zurück
14.mai
von heiterwang über sonthofen riedbergpass oberstaufen nach hause
brunnenfigur
ein knabe mit einem fisch als penis dem wasser entströmt
traum von einem essen mit mir bekannten wo ich einen weißen
porzellanaschbecher und eine zwiebelmusterzuckerdose und drei
gleiche gläser mit rotwein reinigen zum teil austrinken anbeißen
muß und zu einem termin beim rundfunk zu spät komme weil ich
nicht mehr weiß welche adresse irgendwie eine abendmahlsituation
neunzehnter mai neunzig
ein tag wie im himmel
hellstes strahlblau
leicht zu kalt
und von irgendwo ziehts
fünfundzwanzigster mai neunzig
unsere körper
sind der wind
neunundzwanzigster mai neunzig
orgasmus
de profundis
aus der urtiefe
des rückenmarks
sechster juni neunzig
der melonenduft
des oleanders
zwölfter juni neunzig
drei monate märz bis mai um mich nach vier jahren in die nähe meiner
arbeit zu bringen ein fast noch größerer luxus als sie solange liegen
zu lassen erst jetzt ist die arbeit für mich wieder wirklichkeit
ich für sie
mein verhältnis zur arbeit ist das eines kindes
meine bedürfnisse sonst sind die eines tyrannen
mein leben mit kA gleicht dem eines schimpansen
und seiner schönen wär-/wör-terin
zweiter juli neunzig
ddr
die ereignisse laufen synchron asynchron nach dem ideologischen trauma
agonie der utopie frustration der propaganda delirium der dogmen usw
sommersonnenwende
vertrag zur währungs-und wirtschaftsunion im fernsehen
erstes programm fünfhundert jahre post
zweites programm fussball
siehe die rolle der massenmedien
wehmut und trauer
orgasmus senile
volksmund
mit den zonis kann man alles machen
die sind so brav
sogar revolution
eine lust für jeden tyrannen
von politikern kann man sagen was man will es trifft immer zu
politiker können sagen was sie wollen es trifft nie zu
fünfter juli neunzig
lesefehler
ausfahrt freihalten
freiheit aushalten
achter juli neunzig
die leute wollen nicht an jeder straßenecke
nach dem sinn des lebens gefragt werden
die leute wollen auch nicht an jeder straßenecke
nach dem sinn des lebens suchen müssen
die leute wollen einfach nur den sinn des lebens
wenn sie lust dazu haben
an jeder straßenecke kaufen können
und sie haben lust und geld
was dazu führt daß ein markt entsteht
aus sinnfindungsproduzenten und sinnsuchekonsumenten
bzw sinnanbietern und sinnverbrauchern
und so wird mit der zeit aus dem sinn des lebens
ein marktsinn...ein geschäft
dreiundzwanzigster juli bis achtundzwanzigster juli neunzig
in namlos
23.jul
nach namlos im gasthof kreuz quartier abends herumspaziert
24.jul
den jägersteig von namlos nach stanzach und zurück
25.jul
bis kelmen und dann zur alm oberhalb und abends zurück
via gasthaus zur wetterspitze
26.jul
zum hahntennjochpass über berwang zurück lange pause in mitteregg
im hinteren unteren gasthof gamshackbraten
27.jul
zur engelspitze 2233 m engelspitzkreuz abends in bischbach einkaufen
28.jul
nochmal in das tal wo es rechts zur anhalterhütte abgeht
im gebirgsbach gebadet zurück über füssen kurzer stadtgang wegen stau
die bergkette südöstlich aus dem gasthofzimmer
sieht aus wie ein riesiger aufgebahrter toter mit verbundenen augen
einunddreißigster juli neunzig
wolkenatoll
wolkenriff
wolkenstrand
elfter august neunzig
morgen
himmelweiß
einundzwanzigster august neunzig
l de misére(re)
achtundzwanzigster august neunzig
mond bei gewitter
blitze und halbmond
fünfter september bis sechsundzwanzigster september neunzig
vocance
5.sep
gamburg stuttgart straßburg nähe mühlhausen
straßburg münster der eindruck !
die steingewordene weltanschauung
das hierarchische des welt und glaubensbildes in einer fassade
die obere hälfte der danteschen allegorie als baukastensatz
ein enormer bau jedenfalls
6.sep
auf der fahrt nach vocance eigentlich nur ein eindruck von
landschaft das beaujolais von der autobahn aus cluny in der nähe
9.sep
von der autofahrt um le puy herum nur der landschaftseindruck
wenn man von st.privat (alte kirche) nach le puy zurückfährt
kommt man von ganz weit her und von ganz oben her und fährt auf einer
hochebene mit weitem blick zu weiten bergen
die cathedrale von le puy furchtbar
die mischung aus katholizismus und vulkanismus
ist mir einfach zu 'schwarz'...
in der kirche eine nonne die entweder sechzehn oder sechsundachtzig
war es war zu dunkel um das zu erkennen
alte schwestern so klapperdürr von der sicherheitsnadel ihrer jacken
zusammengehalten
vorher aber mittags auf der höhe in lestival gegessen wo alle gegessen
haben an schmalen langen tischen lauter bauern und kleinbürger etwa zwanzig
personen avocados mit crabben schinken und leberpastete dünne in lammbrühe
gekochte kartoffelscheiben grüne bohnen und rosa lammbraten käse eis ein
halber liter wein ein halber liter wasser ein mirabellenschnaps
einhundertneun francs
10.sep bis 17.sep
geldarbeit weiter und fertig
vorher am fünfzehnten fahrt durch die gegend südlich östlich
von romans also vocance annonay tournon romans sur isére
st.nazaire col de la macline durch das vercors (da gab es doch mal
einen französischen schriftsteller der sich so nannte weil er von
dort stammte) bis die glandage col de grimone zurück über grenoble
moirans beaurepaire annonay
19.sep
fahrt durch das vivarais vocance st.bonnet le froid la louvesc
col du buisson lamastre le cheylard mezilhac gerbier de jonc tunnel
du roux aubenas privas durch das tal der oder des eyrieux zurück nach
le cheylard st.argrév st.bonnet le froid zurück nach vocance
20.sep
zu fuß um vocance la monestier und zurück
21.sep
zu fuß um vocance richtung satilieu und zurück
22.sep
zum col de buisson gesessen und geschaut
23.sep
gemurkst
24.sep
zum mont mézenc gesessen und geschaut
25./26.sep
via genf zurück nachmittags am see gesessen
dreissigster september neunzig
die nächtliche sonne
lust mit jemandem zu reden der so alt war am tag der maueröffnung
wie ich am tag des mauerbaus
vielleicht nicht nur das gleiche alter auch eine vergleichbare situation
rückkehr
tagelang sehen die dinge aus
wie während unserer abwesentheit
erster oktober bis dritter oktober neunzig
thema D
normalerweise verhüllen profeten ihr haupt weil sie sehen was kommt
wo sind die profeten die ihr haupt verhüllen weil sie d a s nicht
haben kommen sehen und bei nur etwas fantasielosigkeit hätten sehen können
diese an der gegenwart vorbei in die zukunft eins zu eins umgetauschte
vergangenheit
die "gänsefüßchen" die der ddr dafür daß sie keine ist nun zu spät
zurecht zuwachsen
die eigentliche gefahr steckt in der musterhaftigkeit
'wir schaffen es' und andere machen uns das nach
die deutschen als beispiel und der wahnsinn der vollendung
von der angestrebten normalität aus wird der verlassene zustand
so unvorstellbar sein wie von ihm aus diese
im grunde haben die russen für viel geld den deutschen ein stück
deutschland verkauft für welches sie fünfundvierzig jahre vorher mit
blut gezahlt hatten
die leistung besteht in dem fast staubfreien abriss des ostblocks
durch die russen und der übernahme durch die interessenten das volk
den westen das macht das ausmaß der unter günstigen umständen möglichen
steuerbarkeit sozialer vorgänge deutlich
die sogenannte friedliche revolution war dabei eines der angewandten
instrumente nicht der vorgang selbst
volksmund was die politiker angeht wie kann man sich von zonis bejubeln
lassen wenn man zonis kennt hellmut wir sind dein volk
der einzige lichtblick der verrückte ein gestörter anwalt aus dem
hannoverschen am rednerpult in berlin
mondgelbes wolkenauge
fünfter oktober neunzig
zur buchmesse stellen die japaner das erste elektronische buch aus
einen flüssigkristallbildschirm im taschenformat mit einer einlegbaren
diskette auf der sprachzeichen gespeichert und abspielbar sind
seite für seite praktisch ein diskettenlaufwerk mit display
daß wir umwelt sagen zeigt schon fast alles
bisher hatte die industrie hinsichtlich der natur gegen ihre prinzipien
gewirtschaftet natur wurde zu null verbraucht daraus entstanden kosten
jetzt hat man einen weg gefunden natur nicht einfach zu verbrauchen
sondern industriell-technisch zu nutzen indem man aus ihr ein produkt
herstellt das sich mit gewinn vermarkten läßt
der warencharakter der umwelt
heute versteht die wirtschaft unter ökologie die profitabelste methode
der industriellen umweltproduktion
möglichst schonend
unter beibehaltung hoher naturbestandteile
vollwertumwelt
umweltfreundlich
achter oktober neunzig
nochmal thema D
das bild von der ddr wie man es früher hatte dominiert jetzt wieder
man vergißt daß bis fünfundachtzig die leute eben nicht die armen
verwandten nicht mehr die brüder und schwestern waren
system und mentalität waren eine sehr enge symbiose eingegangen
das dort war so wie die leute und umgedreht
das nachdenken über die bundesrepublik unterbleibt
die beseitigung der ddr war unvermeidlich die wiedervereinigung war
überflüssig die haltung dazu war falsch
das problem der parteienoligarchie
es beschäftigen sich nun alle diejenigen mit der ddr die das vierzig
jahre lang nicht getan haben
ende oktober neunzig
herbstbild
wolkengrimassen
spiegelverzerrt
herbstnachmittag
erst goldene
dann graue stunde
herbstgefühl
ich ficke
nicht mehr gern
fünfundzwanzigster november neunzig
wolkenspiel
die insel der seligen
neunter dezember neunzig
erste wirkung
des stillsitzens
wie eine brücke
über dem abgrund
die ahnung einer ahnung
flugversuch
fünfundzwanzigster dezember neunzig
ich mißtraue
jeder friedlichen
revolution
ende dezember neunzig
innenpolitische situation 'zone'
neunter januar einundneunzig
ein datum
9 1 1 9 9 1
K. O. H. L.
oder
die attrappe als kanzler
achtzehnter januar einundneunzig
die mondin
boot mit rundem segel
die schale mit der kugel
goldener kahn mit schwarzer kugel
vierundzwanzigster januar einundneunzig
was macht das schreiben
fragt einer im dorf
schreib schreiber schrei
die welt schmerzt
bloß keine menschen
belletriste lust
eine januarstimmung
drei formen der gemütsbewegung
die sonde galileo
kann während ihres vorbeifluges an der erde
aus allen von ihr aufgefangenen signalen
fensehen telefon funk radio etc etc
nicht den schluß ziehen
dieses wären signale
intelligenter wesen
fünfter februar einundneunzig
information
ist ware
zensur
eingriff in den markt
wir glauben nur
was wir nicht glauben
siebenter februar einundneunzig
blauer storch
vor lila stämmen
elfter februar einundneunzig
schmerzender
kopfleib
mürb
verschleißende hirnerei
ich bin mir selber zu anstrengend
achtzehnter februar einundneunzig
vill brinkmann
mich bin ich los
manchmal
in kalten falten
alter mäntel
ein gedicht
und in strömen
regnen reden
und verzicht
wie verbrauchst du
all die dauer
der geschichte
steile mauer
schlaf doch nicht
schlaf der sich nicht lohnt
grab unbewohnt
saalbeleuchtung
treppensteigen
auf der fahrbahn nacht
nackt und alt
letztes ausweichen
menschenleib
zerknallt
ohne mich
zwanzigster februar einundneunzig
mir klappern die eier
dreiundzwanzigster februar einundneunzig
der mondduft
der mondbaum
duftender mondbaum
luft die nach licht schmeckt
lichtatem lichtatmend
der atem des lichts
duftendes licht
atmender mondbaum
zweiter märz bis fünfzehnter märz einundneunzig
urlaub
ohne beschreibung
erster mai einundneunzig
erster kuckuck
viele ameisen
weniger mauersegler
mehr schwalben
zweiter mai einundneunzig
fundstück
sozialistischer gruß
wohin des wegs
immer der fahne nach
siebenter mai einundneunzig
erste nachtigall
erster fliederduft
siebzehnter mai einundneunzig
nachträgliche notiz zum thema D
in einem bericht wird ein mann erwähnt
der gesagt haben soll
'das beste wäre aus den resten der mauer
diese dreimal so hoch zu errichten'
bemerkenswert ist nicht der wunsch des haustieres
nach dem stall-sondern das rechenkunststück
aus den resten das dreifache
genau das ist die mentalität der 'zone'
nachtrag
in einer diskussion habe ich gewagt zu sagen daß freiheit
mir eher ihr kultivierter mißbrauch als ihr schlampiges
beim wort nehmen zu sein scheint denn es ist mir wichtiger
daß ich ein dichter bin als das die leute mich dafür halten
dreissigster mai einundneunzig
hergottskirche creglingen
riemenschneideraltar
die hände der kleriker
und das gesicht der madonna
sechster juni einundneunzig
stuttgart
max ernst ausstellung
mit fast keinem bild
kann ich etwas anfangen
fünfzehnter juni einundneunzig
dazu starke sonnenflecken
taifun vulkanausbrüche
einundzwanzigster juni einundneunzig
sonne sein
auf
unter
scheinen
holunderwind
sechsundzwanzigster juni einundneunzig
schiller auf see
was sich
liebt
das
"leipzig"
schöne zone,
wo?
die kuh
am arsch
die wanderleiche
geigt
zu viele perlen
zu wenig säue
doch:schiller
auf see
fünfzehnter juli einundneunzig
sich lachend
begattende
wolkenschildkröten
fliehender
wolkenengel
neunzehnter juli einundneunzig
häuser
krumm und schief
wie alte weiber
humpelnde dächer
dreißigster juli einundneunzig
gibt es eine 'gewisse' entlastung der sprache deutsch
durch den wegfall des ideologischen jargons ost oder
gerade die belastung des gewissens durch sprachgewinn
siebenter august einundneunzig
dem spiel der falken
schaue ich zu
dichter leben
vom leben
achter august einundneunzig
ich träume von
adlern die ihren
fesseln entfliegend
aufsteigen
neunter august einundneunzig
elfter august einundneunzig
mit zehn tagen verspätung
erster akt geldarbeit
wohl seit langem eine geldarbeit die dem niveau der arbeit
angemessen war daher anstrengend interessant und im tempo nicht
zu beeinflussen deshalb den nächsten akt auch erst nach eigener
weiterarbeit um spannung und lust nicht wegzugeben jetzt reicht
es erstmal obwohl man natürlich bei der geldarbeit mit dem geld
schon rechnet bevor man anfängt
wolkensperma
dreiundzwanzigster august einundneunzig
spekulationen
eines königsdramas würdig
der putsch war eine falle in die man die konservativen
gelockt hat matt
der unionspräsident müßte zurücktreten als seinen nachfolger
den förderationspräsidenten vorschlagen und selbst für den
freigewordenen posten kandidieren rochade
russland spielt roulette
nieder mit jelzin
was im fernsehen zu sehen war
war eine schande
wenn es keine show war
fünfundzwanzigster august einundneunzig
derek humphrey
final exit
carol publishing
new yersey '91
kap 21
barbiturate
sehr leichte mahlzeit wahrscheinlich überhaupt vorher entlasten
pille gegen reisekrankheit oder 'pflaster' um das erbrechen zu vermeiden
dann gehortete schlaftabletten
der erste teil mit alkohol möglichst wodka
der zweite teil pulverisiert in pudding
wieder reichlich alkohol
dann plastiktüte über den kopf
zweiter september bis erster oktober einundneunzig
dodekanos
3.sep
null uhr fünfzehn taxe nach würzburg ein uhr sechsundzwanzig
kärntenexpress bis münchen ankunft vier uhr neun taxe zum flugplatz
sechs uhr charter nach samos an neun uhr fünfundzwanzig taxe nach
pythagorion kA bewacht das gepäck erkundigung nach schiff und unterkunft
den ort angesehen abends gegessen am hafen wein getrunken
4.sep
gepäck untergestellt taxe nach samos-stadt gefrühstückt bank taxe
zurück vier stunden am strand gebadet gesessen und gegessen gepäck
geholt bis nachts halb zehn auf das schiff gewartet nachts fahrt nach
kalymnos
5.sep
früh gegen sechs uhr ankunft kalymnos ein mann aus der schiffsbesatzung
vermietet ein studio seine frau steht mit dem auto am hafen sie bringt uns
hin schlafen bis mittag einkaufen erste besichtigung der gegend abends
am meer
6.sep
melitsaha beach sind wir gelandet der ort heißt myrtea gegenüber ein
riesenberg telendos vormittags gang auf den berg hinter dem haus mittags
gekocht nachmittags am strand geschwommen sonnenuntergang mit metaxa
7.sep
von elf bis sieben abends zu fuß nach arginonda und zurück auf halbem
weg eine kapelle dort gebadet einfach und gut gegessen in der bucht
seltsames wetter kA quält sich mit migräne und einseitiger
pupillenerweiterung folge des reisepflasters
8.sep
kA geburtstag auf telendos sehr gutes essen lamm allein eine bucht
für uns langsam schlägt das wetter um
9.sep
früh wolken und wind busfahrt nach pothia und zurück lange gegessen
gesessen und gebadet abends wein am hafen von myrties
10.sep
ganzen tag auf telendos über die steine gewandert und gebadet abends
selbst gekocht
11.sep
vormittags herumgetrödelt und auf die dame zum bezahlen gewartet
telendos gegenüber kalymnos ist eine noch relativ ruhige gegend
in halber höhe auf einem ziegenpfad bis zu einem terrassierten plateau
ev theaterreste dann zurück und baden abends taverne gin und campari
12.sep
vormittags gepackt dreizehn uhr ab myrties nach leros in xerokampos
am hafen einfaches zimmer mit küche und badbenutzung zu fuß nach lakki
erkundigungen einkaufen mit dem taxi zurück abends terrasse mit ouzo
13.sep
taxi nach ag.marina umgesehen zum castel vom castel zum berg nebenan
alte bunker und artilleriestellung lange geschaut zurück eingekauft
gut gekocht gut gegessen guter wein
14.sep
früh bis mittags geschwommen und im wasser gestanden das letzte stück
fleisch als hacksteak mit kartoffeln und gedünsteten gurken und tomaten
siesta wieder gebadet ab halb fünf in das landesinnere hinter den hügeln
ganz plötzlich ist es wieder griechisch steinmauern terrassen esel ziegen
hunde alte ställe die steinmauern mit stachligem gestrüpp gekrönt auf dem
rückweg alte kirche auf der höhe hinter dem haus abendbrot aus der büchse
15.sep
vormittags gebadet es schwimmt sich mühelos ausgeruht dann wanderung zur
südöstlichen spitze der insel
16.sep
vormittags am hafen von ag.marina mittags nach lipsi ausgeruht erster
spaziergang eingekauft abends gesessen und geschaut
17.sep
vormittags noch mal umgepackt getrödelt nachmittags gebadet dann gewandert
von der bucht auf den berg und auf der höhe um die bucht abends sehr gut
griechisch gegessen
18.sep
gebadet dann langer spaziergang an der nordwestkante dann hoch auf den berg
zurück und auf die ostseite gebadet auf der höhe entlang durch die stadt
zurück abends terrasse dem fischer beim kalamarisfang zugeschaut
19.sep
von elf bis fünf weiten weg über land nach süden bei dimitrios drei liter
wein gekauft und bis abends zehn getrunken zwischendurch kalamaris mousaka
aubergingen gegessen zehn uhr ins bett geschlafen bis früh halb neun
20.sep
vormittags und über mittag auf dem platz in der altstadt von lipsi ausgeruht
dann gebadet abends bis acht auf dem hang nordwestlich vom hafen zu gast bei
einem fischer auf seinem boot beim ouzo
21.sep
nach dem frühstück von elf bis acht auf den 'socken' durch das land
lange an einem olivenbaum am meer lange bei dimitrios dem weinbauern lange
an einer bucht dann gegessen dann zurück lange gesessen auf der terrasse
22.sep
vormittags geschwommen bis nachmittags ausgeruht abends auf die höhe
oberhalb der kirche über der bucht hinter dem hafen
23.sep
vormittags gepackt dann bis drei auf dem platz an der post gesessen
dann zurück und vier uhr mit dem boot nach patmos mit der taxe nach meloi
abends zu fuß nach skala eingekauft mit der taxe zurück vor dem
bauernhaus gesessen
24.sep
von elf bis sieben zu fuß von meloi über skala nach chora dort in die
plaka kloster höhle und zurück
25.sep
vormittags ausgeruht nachmittags ausgeruht ab fünf spaziergang
über land sehr umständlich
26.sep
vormittags in der kirche apokalypsia außerhalb anwesend den schluß der
zeremonie erlebt feier des hl.johannes der apokalypse den feiertag gibt es
nur auf patmos nach einer nacht des bei vollmond üblichen wetterwechsels
wo die haut wie elektrisiert der ouzo alle und wir erst früh nach und nach
einschlafen
27.sep
vormittags gepackt über mittag am hafen skala gesessen vier uhr nach samos
abends etwas gesoffen
28.sep
vormittags gepennt dann zum wassertunnel efpalinion kloster spiliani
agia triada durch das tal nach mitilini kneipe auf dem dorfplatz gesessen
taxi zurück
29.sep
vormittags getrödelt über mittag geschwommen und das antike samos
angesehen in die areale des pauschaltourismus geraten schlecht gelaunt
zurück umgezogen mit dem taxi nach ireon hera tempel von außen gebadet
dann gut gegessen taxi zurück
30.sep
vormittags getrödelt ab mittags in der landschaft abends geschwommen
dann spaziert und gepackt
1.okt
zurück
etwas am menschen hat sich geändert beine lang und dünn die nicht
zum gehen sind körper die nichts mehr tragen müssen gesichter denen
denken und erleben fremd sind sobald es von einer nullage der zufriedenheit
abweicht hände die nicht arbeiten dazu der eindruck daß diese menschen
nicht schwitzen nicht stinken nicht bluten sie sind sauber wie teure autos
unter der motohaube die öffnungen des körpers durch eine cleanische
hygiene fast weggereinigt das furzt scheißt pißt fickt kotzt tobt rast
schreit beißt nicht mehr sondern ist nice kindly happy lovely light
ebenso die kleidung keine naturprodukte kaum leder leinen stoffe nicht
mal baumwolle sondern eine mischung aus sport und babykleidung bunt
einteilig synthetisch verdinglichend alle körperformen unerotisch stylend
verdesignernd schuhwerk nicht zum laufen gar wandern dafür gebilde aus
luftkammern jedes gelenk einzeln lenkend...
unterhalb der steilwand an der westküste von telendos befindet sich
ein plateau vielleicht mit den resten eines theaters noch erkennbar die
spätere landwirtschaftliche nutzung und terrassierung jedenfalls ein
heiliger platz schräg links darüber eine felsenlinie der wir den namen
die maske von telendos geben hier wird deutlich wie entscheidend für das
theater ist daß es unter freiem himmel in der natur die menschen versammelt
(eine art geistiger futterstelle) sie bündelt bindet verbündet ('fesselt')
durch die kraterform des amphitheaters die naturbedingt ist und herkommt
von talkesseln buchten etc übrigens ebenso wie arena und stadion sind alle
eins in dem brennpunkt des spiels die achse hierarchisiert die anwesenden
den himmel die götter die elemente die erde das theater die zuschauer die
darsteller die stimmen die sprache das stück im augenblick der vollzogenen
achsendrehung in die waagerechte und der installierung des theaters außerhalb
der natur im geschlossenen raum ist alles vorbei ein falsch gewählter winkel
zwischen zwei verkehrten seiten ist das problem bis heute...
wenn griechenland landschaft gewordene menschliche seele bedeutet hat
hölderlin auf deutsch ge-/erfunden den klang ton sang die wörter sind fast
egal wenn sie klingen sie setzen sich immer neu zu gesang zusammen das erste
mal begreife ich hölderlin ist mehr als ein dichter er ist ein sänger ich
kann diese landschaft ansehen und mir seinen tonfall ins herz rufen und
sofort beginne ich vor begeisterung zu 'heulen' mir kommen die tränen wenn
einem in griechenland eine erkenntnis kommt dann klipp und klar
leros
noch sieht man kalymnos
zurückblickend zwei masken
liegend wie ägyptische mumien
die schmalheit der gesichter
vielleicht aus dem persischen kommend
xerokambos
ein ort mit eseln und ziegen
ein griechisches dorf heute
lakki dagegen ist furchtbar
nichtgriechisch
wie eine russische hafenstadt am schwarzen meer
kA ist schlecht
bäuerinnen am meer
sie kommen langsam heran
gehen im kleid
mit sandalen
ins wasser
stehen einige zeit still und gehen wieder
manche haben zwei kleider
und baden im zweiten oder waschen das erste
manche sammeln tang im strohut
lästerliche reden meinerseits und die strafe der artemis
folgt auf den fuß
ein stück im gelände
vormittags
erst ein stall mit zwei verzauberten schweinen
dann ein sausen
ein schlag
ein stich in den linken ringfinger
ein wespenähnliches vieh greift an
sticht zu
ist weg
der rächenden göttin wille geschieht
eilig ausquetschen bis blut kommt
aussaugen
ausspucken
das entsprechende gel drauf
aber es reicht auch so
da ich abbitte tue versöhnt sich die göttin mit uns
und belohnt uns mit einem griechischen tal
einer herde von über hundert ziegen
einem in fünf verschiedenen arten rufenden
und laute ausstoßenden hirten
und einem augenblick sagenhafter verzauberung
artemis
die göttin der jagd
es ballert die halbe nacht auf tauben und kaninchen
zauber der artemis
ich ein schwein mit hundekopf und rotem halsband
kA eine nackte dienerin der göttin
kA sieht eine schlange mit einem ziegenbockskopf
schaut man von der südöstlichen inselspitze auf kalymnos
etwas über den westrand eines kleinen vorgelagerten inselchens
erblickt man aus felsen gebildet
das antlitz einer riesigen eule die nach norden sieht
die untergehende sonne beleuchtet sie gegen abend so
daß sie erst das rechte dann das linke auge öffnet
die nordseite vom meer aus
da sieht man das jagdrevier der artemis
weite braungelbe hänge
man sieht sie jagen
lipsos
der fischer bei dem wir wohnen fängt in einer nacht
drei kilo fisch
ägaische entfernung - seelenmeilen
über die hälfte des weges begleitet uns ein kleines mageres
schwarzes hündchen das so ausgehungert ist daß es nicht nur wurst
und pelle sondern auch strick und metallklammer frißt
am ersten abend eine art gleichnis
auf einem berg zwei pforten oder tore
eines dunkelschwarz
golden beleuchtet das andere
am nächsten morgen
das dunkele war der offene
das leuchtende der geschlossene
torbogen eines hauses
dimitrios wein
riecht und schmeckt wie die erde
über die gerade eine ziegenherde hinweggezogen ist
man kann ihn ohne probleme in der sonne trinken
in großen schlucken
unmöglich ein wein zum nippen und kosten
es gibt einen süßen dunkleren wärmeren roten und einen gelblich helleren
der noch mehr nach erde und ziege schmeckt
beide weine naturtrüb
drei stunden im rucksack gerüttelt machen ihm nichts aus
ein uralter olivenbaum
die einzelnen windungen des stammes so ineinander verdreht
daß es scheint er bestünde aus unzähligen augen
ein augenbaum
durchmesser etwa anderthalb meter
stark beschnitten
an den neuen trieben trug er bereits wieder oliven
die nacht kommt von oben
wenn es unten dunkel ist
ist es oben wieder hell
an einem hang nördlich vom hafen gibt es einen stall
wo bei sonnenuntergang alle steine sich beleben
ein strenges frauenporträt
ein kugelrunder mond oder windsgott
eine frau ein mann
wesen der kalypso
es gibt kirchen
die wie kinderzeichnungen aussehen
naiv gebaut
weiß und blau
von der höhe aus
am abend
die sonne über patmos
patmos
in der mittagspause haben wir vor dem kloster auf dem felsen gelegen
ausgestreckt im schatten
vielleicht war da etwas zu spüren von der bedeutung die der ort hatte
das byzantinische orthodoxe ist mir fremd
neunzehnhundert jahre wirken entfernter als antikes
welches älter ist
die höhle ist sicher so merkwürdig wie alle höhlen es sind
sie liegt auf fast halber höhe unterhalb des klosters
im scheitel eines tales mit blick nach osten
was sich als perspektivischer irrtum herausstellt
sie ist viel weiter 'rechts'
es ist eine nicht vorstellbare angelegenheit
außer man denkt sie sich von der schriftstellerischen
und politischen seite her
alles kreist um die idee des offenbaren
und zwar um den seelischen zustand der da offenbar wird
der ja nicht nur ein individueller
der vielmehr ein kollektiver ein zeitzustand war
die wirkung muß gewaltig gewesen sein
vielleicht muß man es unter diesem gesichtspunkt lesen
aber kann man seelische zustände aufsuchen
andererseits ist das offenbarwerden ein psychischer entwicklungsvorgang
der individuell auch heute noch erreichbar ist
damals aber brach sich offenbar die wucht und größe
eines kollektiven ES bahn
johannes ist ja nicht sänger nicht profet nicht dichter
diese großabrechnung der offenbarung paßt wie der schlußstein
in die konstruktion des ganzen
sie hat noch gefehlt
verständlich es geht um ende tod gericht als letzte entgegenstellungen
zur hoffnungslosigkeit des sich abzeichnenden scheiterns
zur bildlichen darstellung
die ikonographie verdeckt alles
aber es gibt links neben der treppe im klostermuseum
die zum zweiten stock führt
einen christus im roten gewand
der enorm ist
samos
hera tempel
heiliges das man errichten muß
kA von hera 'angeweht' findet ihr griechenland wieder
irgendwann sagt sie löst sich alles in himmel auf
der dichter erzählt gott von sich
der sänger singt gott
der profet zeigt was der seher sieht
seher begegnen gott
ich bin mein ES als dichter
alles ist eine frage des perspektivwechsels
ich sehe mich mit den 'augen' meines ES und schaffe mich neu
von meiner lichtgestalt aus
auf dem heimflug
ein gierartiges bedürfnis deutsch zu sprechen
nachtrag I
sieht man alten bauern bei der morgendlichen arbeit zu
wieder die frage
warum sammelt niemand die handgriffe der menscheit
tour-ismus
die ideologie des die welt umrundens
wirkliches reisen wahrscheinlich nur noch univers
also psychisch er-fahrbar
kalymnos die insel des todes
leros die insel des abschieds
lipsos die insel der stille
sagt kA
sie fühlt sich verjüngt
man altert von den händen her
nachtrag II
so sind wir bisher nicht gereist
ohne not ohne zwang aber wissend aber gewollt
es war ein geführtwerden ein getragen sein
leicht schön unverstellt
ohne anstrengung der falschen art
und doch so einsehbar notwendig
so dringend erwünscht ersehnt
kA als engel und führer
wie auf einer dantereise
von der welt der toten
bis zur welt des lichts
der profetie
'empfangenden samens'
dieses gefühl der einladung durch den engel
vor und während der reise ganz stark
schon vor der abfahrt
die arbeit plötzlich in einer plastizität wie nie zuvor
riesig im vordergrund
ES hat sich eingeladen
achter oktober einundneunzig
ende
der griechenreise
nachts
alles noch einmal als traum
am abend
gespräche mit kA
sie sagt
in griechenland
ist jedes ding
gott
in afrika
ist gott
stimme
zwölfter oktober einundneunzig
früh
rosa nebel
abends
noch zirpen die grillen
kymatik
die wissenschaft von den klangbildern
den sichtbar gemachten schwingungsstrukturen
zweiundzwanzigster oktober einundneunzig
drei tage arbeit und ich bin so unsichtbar
daß man mir weder guten tag sagt noch wurst verkauft
nachts
mond
umkränzt von wolkengold
dreiundzwanzigster oktober einundneunzig
kalt
doch immer noch
grillen
sechsundzwanzigster oktober einundneunzig
kinderweisheit
um wen der
mond tanzt
dem wachsen
flügel
um wen die
sonne tanzt
dem leuchtet
heiliger schein
um wen die
sterne tanzen
der trägt
die krone
erster november einundneunzig
vor vier tagen
frost
der ahorn verliert
an einem tag
sein laub
der herr
mit dem ring
am elften finger
dreizehnter november einundneunzig
im
verlag der tauber
gamburg
dreiundzwanzigster november einundneunzig
giftgelb im acker die jauche quillt
hundsjaulen bläht die fäulnis
auf seinem hof der bauer tobt
schreiend schaufelt er kot
nach aktenlage waren alle bei der stasi
bis auf die stasi
aber da sie den begriff der wahrheit verloren haben
ist es ganz sinnlos ihnen vorzuwerfen daß sie lügen
fünfundzwanzigster november einundneunzig
aus einem film im fernsehen
sinngemäß
um ein land zu einigen
muß man seine gangster zusammenbringen
ein schalck wer schäubles
dabei denkt
hallo herr OibEr
sechsundzwanzigster november einundneunzig
wohltuende un-und-nicht-lust
laßt meine sinne in ruhe
achtundzwanzigster november einundneunzig
seit ich drei sätze zum thema sonnenuntergang notiert habe
war keiner mehr
seit sechs tagen nebel
nachts gerade mal ein stern
wie abgeschnitten vom rest des weltalls kommt man sich vor
fünfter dezember einundneunzig
sterne himmel nacht
endlich
nach vierzehn tagen
zäh wie nebel
neunter dezember einundneunzig
mondfisch
der mond
hat einen
stern
verschluckt
und ihn
wieder
ausgespuckt
zehnter dezember einundneunzig
cyber space
kybernetische räume gehen über das buch
als räumliches sprachzeichenensemble hinaus
man erscheint als teil des geschehens
wie in einem anderen leben
die ideologie als künstliche geistige umgebung
ist technisch realisiert
die ersetzung des geistigen ist total
die gegenthese
aus diesen techniken erwächst innovation
mediale kommunikationsmittel und soziale randgruppen
ergeben energie kunst artikulation
es bleibt beim ersten schrei
fünfzehnter dezember einundneunzig
saulaunig
neunzehnter dezember einundneunzig
ich habe den eindruck die ddr hat sich durch ihren beitritt
zur bundesrepublik diese einverleibt so überzogen
von 'zonenmäßigkeit' ist alles
moskau ändä gutt alläß kaputt glaubt wirklich einer das ginge
dieser sogenannte zusammenbruch in geordneten bahnen
man staunt immer wieder wie viel 'tiefer' die chinesen da denken
auch oder trotz des furchtbaren
das radio meldet die englisch-amerikanische entwicklung eines chips
der entsprechend der menschlichen hirnzelle kostruiert ist und auch so
funktioniert das sei voraussetzung für die erforschung der hirntätigkeit
und die herstellung hirnähnlicher computer also neuronale vernetzung
statt linearer schritte es sei der durchbruch...
...also noch ein oder zweitausend jährchen und wir sind uns los
angesichts dessen was wir hinterlassen fragt unsere intelligenz
vielleicht selbst nach ihrem eigenen versagen
müßte sie intelligenterweise nicht darauf verzichten sich ins
universale zu extrapolieren aber sie kann das nicht
wie der mensch wenn er seinen geist aufgibt materiell verfällt
so die erde wenn die menschliche intelligenz sie aufgibt
die erde eine art ei in dem unsere intelligenz ausgebrütet wurde
um nun irgendwann die hülle zu durchbrechen hänschen klein
spaziert chipsvergnügt in die weite welt hinein um irgendwo
das programm seiner ei-weißen evolution fortzusetzen...
als sozusagen chemischer computer
nachträge dezember einundneunzig
dorfleben
annäherung als der versuch bis in den äußersten winkel
des abstands sich zu versichern vgl hölderlin maximen
russland
'im nachhinein hat eigentlich nur der jelzin etwas von dem putsch
gehabt...' sagen die leute und dem gorbatschow wirft die welt nun vor
daß er das imperium weich wie eine seifenblase hat zerplatzen lassen
sich aber geirrt hat über den fleck und seine ränder den das ganze
hinterläßt
ostdeutschland
die methoden des gegenseitigen bespitzelns erinnern fatal
an gewisse selbstverständlichkeiten des sächsischen alltags
das sächsische also auch unter diesem aspekt typisch
durch die akteneinseherei verlagert sich das natürliche interesse
der leute die kleinen sachsen zerfleischen sich gegenseitig
die wirklichen stasis geraten stattdessen in den zustand
von außerirdischen sie sind unter uns jeder kann es sein
'alle wissen nichts'
credo simplex
die erde
ist nicht zu halten
das biologische
geht zu grund
das bewußtsein
macht seine zustände
apparativ reproduzierbar
der apparat
emanzipiert sich und geht ins all
unsere intelligenz
läßt uns hinter sich
neunter januar zweiundneunzig
ein fall
die akte etwa dreizehnhundert seiten
der bespitzelungszeitraum einundzwanzig jahre
das sind eins komma zwei seiten die woche
bei einer rundumdieuhrbeschattung nicht grade viel
banale details
mechanisch kombiniert
technisch-organisatorisch
erinnert der 'apparat'
an frühe großrechner
vierzehnter januar zweiundneunzig
nicht der falsche kommunismus ist zusammengebrochen
sondern der kommunismus ist zusammengekracht
weil er falsch ist
mit den fehlern die der kommunismus gemacht hat
wäre auch der kapitalismus zugrunde gegangen
oder ist andersherum bemerkenswert an diesem
daß er mit fehlern lebt gar von ihnen profitiert
die jedem anderen system den rest gegeben hätten
das soziologische desaster im osten
deutet auf den zusammenbruch hin
der uns erwartet
das ende hat viele anfänge
der kollaps der udssr ist einer davon
die leute reißen die katastrophe aus dem zusammenhang
der eigentlich die katastrophe ist
es ist ja nicht so daß nur da und dort
unsere lebensvoraussetzungen wegbrechen
wir stürzen insgesamt
wir sind längst zum fall geworden
sechzehnter januar zweiundneunzig
es wäre klüger gewesen
die letzten beiden wochen
eine erholsame pause
gemacht zu haben
auf der suche
nach meinem verlorenen verstand
zwanzigster januar zweiundneunzig
der außenminister läßt ankündigen
die verträge würden 'bald' unterschrieben
die opposition bezeichnet sich
'als zur zeit nicht in form'
nachrichten aus einem deutschen kaspertheater
deutschland versumpft im idiotismus
sagt kA
januarstimmung
einundzwanzigster januar zweiundneunzig
es braucht zwar fünfzig jahre
bis eine gedenkstätte
in dem haus am wannsee eingerichtet wird
aber es macht sich bereits verdächtig
der unaufgedeckten stasiererei
wer nicht am zweiten januar
die einsicht in die akte beantragt hat
hat er sie beantragt
ist er auch verdächtig
der eile wegen
gegenüber westdeutscher anmassung
könnte etwas ostdeutsche arroganz nicht schaden
durst bei frost
rauhreife saufsucht
o kaschemmen
dampfende
bierställe
neunundzwanzigster januar bis fünfter februar zweiundneunzig
gamburg allgäu gamburg
29.jan
bis greggenhofen kleine siedlung bei rettenberg
blick auf die berge sonne
30.jan
kleines walsertal mit der kanzelwandbahn
auf das walmendinger horn
31.jan
riedberg paß sibratsgfäll rindberg und zurück
1.feb
ganztags auf dem nebelhorn bei oberstdorf
2.feb
hindelang oberjoch beim weltcup der freistilskispringer
3.feb
autofahrt über immenstadt oberstaufen aach krumbach hittisau
alberschwenden egg mellau au damüls fontanellapaß in das tal
bis vor feldkirch die landstraße zurück bis dornbirn und über
alberschwenden zurück
4.feb
im schnee spaziert zu bett gelegen
5.feb
zurück
fünf tage trocken sonnenschein
ein tag schnee
dreizehnter februar zweiundneunzig
vor einigen tagen hat kA
etwas aus meinem nabel entfernt
wovon sie behauptet
es wären reste meiner nabelschnur
'dein anfang!...'
zur faschingszeit zweiundneunzig
cogito
ergo dumm
zu deutsch
ich denke
also spinn' ich
nachtrag mitte februar bis ende mai zweiundneunzig
die geschichte der ddr
reicht als anfangsverdacht
gegen jeden an ihr beteiligten
IM
inoffizieller mitarbeiter
informeller mitarbeiter
interessierter mitarbeiter
interessanter mitarbeiter
informierter mitarbeiter
internationaler mitarbeiter
irrsinniger mitarbeiter
intimer mitarbeiter
illegaler mitarbeiter
zur öffentlichen sprache
überall wird geredet
von größe verantwortung auftrag aufgabe verpflichtung
daß die zeit der schlappheit vorbei sei
daß wir uns nicht dahinter verstecken dürften
daß wir ran müßten
daß man von uns etwas erwartet
daß wir zeigen müßten daß uns klar ist daß nichts mehr ist
wie vorher
entschlußkraft und entschiedenheit
im fernsehen bezeichnet der reporter
den ersten mann einer eishockey-dreiergruppe
als sturmführer
neunzehnter mai zweiundneunzig
einundzwanzigster mai zweiundneunzig
nachtrag...
je länger man lebt
umso kürzer kommt
einem das leben vor
nachtrag...
sich selber
in den arsch zu kriechen
um eher da zu sein
als der
der einem hinten rein will
das auch
ist sächsische lebensart
nachtrag...
die bewältigung
deutsche art
geschichte zu vertreiben
vergangenheiten
rote braune
westdeutsches
das ostdeutsche
und der vorwurf
des versäumnisses
der zurückgewisen wird
nicht vom volk der nation
sondern
vom berufenen deutschen
dem typus des amtlichen
dem deutsch
vorschrift ist
und bestimmung
nachtrag..
olympische winterspiele
die sportarten
beginnen sich
nach den fernsehgewohnheiten
des publikums zu richten
kurze
dramatische
eindimensionale
höhepunkte
wettbewerbe
die
momente sind
einundzwanzigster april bis sechster mai zweiundneunzig
borkum
ein streifen wasser
zwischen sand und himmel
leere figuren
stummschaltung
anfang juni zweiundneunzig
nimmt man den marxismus
die korrekturutopie
und was in den einhundertfünfzig jahren
seiner versuchten verwirklichung
daraus geworden ist
läßt sich dann überhaupt erahnen
die unglaubliche mißgestaltung
des christentums
in zweitausend jahren
nicht beschränkt
auf den aspekt der raubreligion
jedenfalls
erst mit dem zusammenbruch
des europäischen kommunismus
scheint diese art christentum
vervollständigt zu sein
vor uns liegt das erste
nichtchristliche jahrtausend
und wenigstens die nächsten
einhundert jahre
sollte man aufhören
sich mit den letzten
zweihundertfünfzig jahren
zu befassen
es wäre eine erholung
der gegenwart
elfter juni zweiundneunzig
kA profezeit
"unruhen in deutschland"
ossis
die verknöcherten
wessis
die aufgeblasenen
(nach dem französischen)
fünfzehnter juni zweiundneunzig
friedhof
kruzifix
vor jasminstrauch
christus
im blütenmeer
auf einer
blütenwolke
politik
die teilung deutschlands
wird mit der wiedervereinigung
vollendet
elfter juli zweiundneunzig
politik
eröffnung der 'ostfront'
dreizehnter juli zweiundneunzig
was wenn das 'geheime wissen der regierungen' über ufos außerirdische
und die bedeutung der zeichen im korn im fall es gäbe es etwas zu tun
hätte mit einer realen gefahr wie es der beinahe-zusammenprall mit dem
neunundachtziger kometen gewesen ist wir könnten mit keiner warnung
etwas anfangen weil uns nicht zu helfen ist
je weiter zurück man den letzten 'knall' dieser art datiert umso
näher rückt der tag seiner wiederholung zur zeit ist man bei ungefähr
siebzig millionen jahren und lokalisiert das ereignis also den treffer
im golf von mexico und bringt als folge das aussterben der bis dahin
erfolgreichsten art der saurier in den zusammenhang
bei POE hat man zittern und zähneklappern schreien und beten vorher
und neunundachtzig obwohl man teleskope hatte die das herannahen lange
vorher bemerken konnten obwohl die entfernung des vorbeifliegenden nur
anderthalb erde mond abstände betrug und obwohl bei einem einschlag eine
energie frei geworden wäre die ein mehrfaches der atomarsenale beider
supermächte zusammen betragen hätte...
...gab es keine dankgottesdienste besserungsschwüre oder bewußtseins-
erweiterungen keine regierungserklärungen etc etc nachher
was ist der grund dafür
bei POE hat der komet eingeschlagen
man fragt sich warum sich die christlichen kirchen diesen vorgang
haben entgehen lassen man sagt ja es sei die dritte und geheimste
voraussage der fatima gewesen
die antwort ist leicht
ein mensch kann glauben eine kirche nicht kein mensch glaubt
sinnvollerweise derart an gott daß dieser die mechanik der schöpfung
außer kraft setzt um die bahn eines kometen zu verrücken also kann
sich eine kirche nur blamieren egal ob der körper die erde trifft
oder nicht
zweiundzwanzigster bis sechsundzwanzigster juli zweiundneunzig
autoausflug
'rest' deutschland
mosel saar kaiserstuhl schwarzwald
dritter august zweiundneunzig
mondballerina
wolkenpirouette
achter august zweiundneunzig
cumulusvulva
mit
solarclitoris
und
astralhymen
einundzwanzigster august zweiundneunzig
musik mahler
etagenbrunnen
mehrstufig quellende
fontäne
achtundzwanzigster august zweiundneunzig
nacht
eulen im baum
glühende augen
der baum
ein eulenkopf
glühender eulenkopfbaum
nachtrag august zweiundneunzig
wolkenbild
eine geburt
gott
in der hand
das menschenkind
gott
als entbinder
als ent-binder
fünfter bis siebenundzwanzigster september zweiundneunzig
ulaubsfahrt österreich
5.sep
über donaustauf walhalla bayerischer wald nähe freyung
6.sep
über philipsreuth böhmisch budweiß nach laa an der thaya
7.sep
über nikolsburg breclav bratislava szombathely rechnitz
in die nähe von hochneukirchen (höhwirt)
8.sep
kA geburtstag fahrt nach rechnitz
dann in das weingebirge zum wein
über geschriebenstein lockenhaus zurück
9.sep
bei anstrengendem wetterwechsel autofahrt durch die bucklige welt
krummbach lichtenegg kaltenburg hollenthau kirchschlag bernstein
maltern hutwisch
10.sep
vom höhwirt über die autobahn graz klagenfurt in das
naturschutzgebiet der nockberge zunächst turracherhöhe
in der pension alpenrose
11.sep
acht stunden wanderung kornock rinsennock über die
winkleralm zurück
12.sep
acht stunden rückwärtig königstuhl und zurück
13.sep
in das mölltal zum ankogel mit der schwebebahn dann
zurück zum dicktlhof
14.sep
ganztags dagesessen pferden und katzen zugeschaut
15.sep
wanderung vom dicktlhof zum rinsennock turrach grünsee
saureggen dicktlhof
16.sep
zum hang unterhalb rinsennock dagesessen
17.sep
zur folkertspitze und zurück
18.sep
zum großen königstuhl und zurück
19.sep
autofahrt nach obertauern murtal paalbachtal ohne geschick
erkältet und halbzeitflaute
20.sep
erkältet gelesen 'jagdgeschichten'
21.sep
zum schoberriegel auf der höhe bei hagel und regen zurück
22.sep
weiterfahrt ins lammertal im tennengebirge quartier
und ausflug zum dachstein
23.sep
zur gappenalm noch weiter und zurück
24.sep
regen ich lese kA vor walter scott ivanhoe
25.sep
acht stunden scharfer steig richtung laufener hütte
bis zum felsbeginn und zurück
26.sep
sieben stunden zum ende des lammertals
27.sep
über wolfgangsee attersee mondsee zurück
zehnter oktober zweiundneunzig
in der garage
ein riesengroßer hirschkäfer
der von vor vier jahren
sagt kA
zwölfter oktober zweiundneunzig
wolkenbild
ein panzer
mit zwillingsgeschütz
dahinter
ein blutrot geriffeltes
wolkenschlachtfeld
einundzwanzigster oktober zweiundneunzig
"die idee wird zur materiellen gewalt
wenn sie die massen ergreift" -
gibt es eine bessere definition der dummheit ?!
sechsundzwanzigster oktober zweiundneunzig
der "deutsche"
diese mischung
aus streß und beleidigtheit
immer nimmt er übel
nie hat er zeit
verhüllt grollend
wie seine einstigen götter
achtundzwanzigster oktober zweiundneunzig
mond und stern
einunddreißigster oktober zweiundneunzig
tendenz
immer teurer
immer schlechter
dritter november zweiundneunzig
was habe ich erreicht ?
bin ich einen schritt weiter ?
gebe ich nicht auf ?
bin ich keinen schritt weiter ?
gehe ich drauf ?
vierter november zweiundneunzig
im anschluß an die frage
wieso duzt man einen hund
die frage
wieso duzt man gott
einundzwanzigster november zweiundneunzig
schicksal
ist zeit mal zufall
sagt ein englischer philosoph
dann haben
die meisten
keins
das hubbleteleskop sieht erstmals ein schwarzes loch
fünfundvierzig millionen lichtjahre von uns entfernt
dreiundzwanzigster november zweiundneunzig
alle ausländer raus -
aus'm ausland
ein kabarettext
achter dezember zweiundneunzig
dienstag
8.XII.92
6 Uhr 35 MEZ
asteroid "Toutatis"
Durchmesser 3 km
Geschwindigkeit 140.000km/h
Entfernung 3,5 Mill km
an der erde vorbei
deswegen vermutlich hat der pabst die madonnenstatue
aus dem schrein geholt vor wochen denn schon vor wochen
war die bahn des asteroiden so berechenbar daß der
zusammenstoß sich ausschließen ließ
und deswegen steht es hinterher auch in der zeitung
aber im jahr 2004 kommt der "Toutatis" wieder
dann ist der abstand nur noch 1,6 Mill km
1889 fatima III 1993 "Toutatis"
ende dezember zweiundneunzig
politik
verbrecherischer machterhalt
anfang januar dreiundneunzig
weihnachtsoratorium
als musical
das ende eines alten
und den anfang eines neuen jahres
durch die lektüre eines großen romans
verbinden
sechster januar dreiundneunzig
der feigling
ehe er sich
selbst belügt
sagt er lieber
anderen die wahrheit
achtzehnter januar dreiundneunzig
es wird schon wieder ein unterschied gemacht
zwischen kunst und kultur derart daß kunst
auf keinen fall ein teil der kultur ist
einundzwanzigster januar dreiundneunzig
ein orgasmus
wie
ein einzelner windhauch
über
einem stehenden wasser
zweiundzwanzigster januar dreiundneunzig
orgasmus
der körper krümmt sich
wie eine aufgebogene
haarnadel
vierundzwanzigster januar dreiundneunzig
ein orgasmus
als klappte das verdeck
eines wagens zurück
oder zöge die hülle
von einem denkmal
fünfundzwanzigster januar dreiundneunzig
wolkenbilder
die eule
auf dem schwan
sich begattende
schneemänner
ganze michelangelofresken
reliefs und sixtinische
deckengemälde
ein orgasmus
wie der taumeltanz
eines vom sturm
entwurzelten baumes
es schneit waagerecht
von rechts nach links
erster februar dreiundneunzig
in einer dreieinhalbminutensendung
drei grammatische fehler
das nimmt noch zu
überall
vierter februar dreiundneunzig
es beginnt wieder
das ideologisieren
in der politik
und anderswo
mondin
in lichtscheibe
aus glutfarbenem
kupfer und gold
messingklang
bronzestrahlend
sechster februar dreiundneunzig
orgasmus
wie das schießen
einer 'fahrkarte'
wenn man
daneben trifft
luftlöcher
lustlöchrig
orgasmus
elektroschockartig
"schäumend
sich bäumend"
fallsüchtig
veitstanzstampfend
mit ratternden gelenken
zwanzigster februar dreiundneunzig
grundregel
für dichter auf dem lande
"dein hochmut aber
sei größer denn der
eines jeglichen bauern
denn siehe er kommt
nach dem fall"
zweiundzwanzigster februar dreiundneunzig
schaltbild fünf fertig
dreiundzwanzigster februar dreiundneunzig
als hätte ich geburtstag
sechsundzwanzigster februar dreiundneunzig
abendmondsichel
rosa weißgold
vor grüngrauem
nachtwolkengetüm
siebenundzwanzigster februar dreiundneunzig
mondlich verschleiertes
antlitz
der nachtbraut
torso des mondes
nächtlich verschleiertes
antlitz
der mondbraut
siebenter märz dreiundneunzig
die 'deutschen' lieben ihre sprache nicht sie hassen sie nicht
gar nichts nicht einmal gleichgültigkeit sie besitzen kein
sprachbewußtsein keinen charakter keine haltung der eigenen sprache
gegenüber und dem was sie ist sie ersetzen das durch förderalismus
und sie sind unfähig ihre probleme auf geistigem wege zu lösen
sie vergewaltigen die wirklichkeit wo sie sie nicht verdrängen
doch noch mehr als die wirklichkeit verdrängen sie die tatsache
daß sie sich weigern sie zur kenntnis zu nehmen sie sind schnell
beleidigt und eine fast manische spendenwut ("spende wut") ist der
gipfel der zuneigung offenbar katholisch iniziiert ist das eine
weiterentwicklung des einstigen ablaßhandels die eigene bequemlichkeit
sich von anderen als verdienst anrechnen zu lassen
und sie leben ihre sprache nicht
fünfzehnter märz dreiundneunzig
die luft
riecht und schmeckt
wie frisches wasser
zwanzigster märz dreiundneunzig
orgasmus
wie man
den letzten
schluck
aus einem glas
wegkippt
oder
krümel
von der tischdecke
schnipst
oder
eine kippe
ausdrückt
oder
einen stuhl
umstößt
oder
aufsteht
und weggeht
oder
eine tür
zuschlägt
dreiundzwanzigster märz dreiundneunzig
es gibt tage
wo man
das gefühl hat
verkehrt herum
am sack zu hängen
sechsundzwanzigster märz dreiundneunzig
achter april dreiundneunzig
das gefühl
als hätte
man wasser
in den eiern
fünfzehnter april dreiundneunzig
wolkenbild
ein
im himmel
rückenschwimmender
zeus
das
vollbärtige
kinn
rund
nach oben
die arme
horizontbreit
ausgestreckt
einundzwanzigster april dreiundneunzig
der frühling kommt
wie die erste schönheit
eines mädchens
er blüht
von innen
nach außen
es ist ein frühreifer
ein erotischer frühling
dreiundzwanzigster april dreiundneunzig
die erste schwalbe
vierundzwanzigster april dreiundneunzig
der burghund
frißt ein
eichhörnchen
der erste kuckuck
erster mai dreiundneunzig
nach dem hagel
die luft
paradiesisch
ein duft
aus sekt
und geschnittenem gras
vormittags
die erste nachtigall
fünfter mai dreiundneunzig
vorschlag
die verfassungsgemäßheit und rechtstaatlichkeit
der wiedervereinigung zu überprüfen und eventuell
diese wiederholen zu lassen
die ddr ist was uns allen noch bevorsteht
apropos
die ersten mauersegler
achter mai dreiundneunzig
herrgottskirche creglingen
ich vermute daß der riemenschneideraltar früher 'durchsichtig' war
so daß er selbst wie eine filigrane lilienartige blüte im raum wirkte
heute erinnert er eher an eine erzgebirgische weihnachtspyramide
in der gleichen kirche gibt es einen altar auf dem alle beteiligten
'irgendwie' lächeln feixen grinsen grienen auch der christus
und alle figuren wirken wie behinderte oder verwachsene
zwölfter mai dreiundneunzig
deutschland
zone in west
orgasmus
wimmernd
vor verzweiflung
achtzehnter mai dreiundneunzig
zitat
frédéric bastiat
1801-1850
"Der Staat ist die große Fiktion,
mit deren Hilfe sich jeder bemüht,
auf Kosten aller zu leben."
zumindest
definition des beamten
zweiundzwanzigster mai dreiundneunzig
trio
eule frosch gans
erweitert durch
huhn und kuckuck
dorfmusik
vierundzwanzigster mai dreiundneunzig
viele mäuse und würmer
die vegetation ist vier wochen voraus
trockenheit
die vögel sind gelähmt 'wie vom ozon'
sie lassen sich überfahren
eine eule landet nachts auf dem fenstersims
und schaut in das beleuchtete zimmer
zwei rosen die seit monaten verblüht waren
treiben neue blätter die eine auch wurzeln
ein merkwürdiger wunderfrühlingssommer
fünfundzwanzigster mai dreiundneunzig
es gibt sie
nicht mehr
die feldwege
aus gras gestein
und warmem sand
die staubigen zehen
fußabdrücke
und radspuren
in pferdeäpfeln
und kuhfladen
woanders vielleicht
fünfter bis zwölfter juni dreiundneunzig
bschlabs tirol
5.jun
fahrt gamburg bschlabs
6.jun
die gegend besehen
7.jun
vorm stanzach nachm spaziert
8.jun
zur namloser wetterspitze
9.jun
ausgeruht
10.jun
zur anhalter hütte
11.jun
die gegend besehen
12.jun
zurück
ende juni dreiundneunzig
lektüre
wetter
gesöff
machen
wahnsüchtig
der rest
verursacht
geistige
übelkeit
anfang juli dreiundneunzig
orgasmus
wie der
eines anderen
orgasmus
ein einseitiger
dialog
zwanzigster juli dreiundneunzig
unschwer vorherzusehen
das kommen einer zeit
in der niemand mehr
die macht haben wird
einundzwanzigster juli dreiundneunzig
sonnenblumen
blumen
die einen ansehen
blumen
denen man ins auge sieht
blumen
mit gesichtern
achtundzwanzigster juli dreiundneunzig
deiner brüste
spitze spitzen spitze
meines glieds
neunundzwanzigster juli dreiundneunzig
auch wenn ich es selbst
noch nicht glauben möchte
die demokratie in deutschland
ist vorbei
dreissigster juli dreiundneunzig
4 Uhr 02
"sternschnuppe"
so intensiv
daß noch ca 4 sec ein lichtstreifen am himmel stehen blieb
vorher
ca 2 Uhr 45
das "erlöschen" eines sterns beobachtet
ein lichtpunkt der plötzlich "weg" war...
nachtrag august dreiundneunzig
man muß
beim erfrieren
den kopf frei lassen
da entweicht
die meiste wärme
der moderne staat
ist ein erfolgreiches verbrechen
die alte musilsche/poppersche idee
der partiallösungen dient heute zur
'erhaltung' der probleme...
dreiundzwanzigster august dreiundneunzig
fischiges sperma
ich träume
von scheiße
von exkrementen
von kot und kacke
von stundenlangen stuhlgängen
fäkalen
elfter september dreiundneunzig
die schwalben
sammeln sich
vierzehnter september dreiundneunzig
herbst anfang
der wald wird grau
der wald kriegt graue haare
fünfzehnter september bis zehnter oktober dreiundneunzig
gamburg bornholm (calau coswig meißen) zurück
einmal gebadet
die ostsee das meer das immer rauscht
die ostsee mit dem gekräuselten rand
bornholm
kirschbäume am meer die meerkirsche
die sehnsuchtslosigkeit dieser tage am meer
die see im sternenschein (kA)
wölsickendorf
das gefühl die steine haben uns wiedererkannt
wir segnen sie mit kornschnaps
im osten
die leute haben einen gestörten selbsterhaltungstrieb (kA)
autobahn A9
die arme scheißzone was hat man aus ihr gemacht
meißen
der westen ist so auf den hund gekommen
daß er gerade ausreicht für die vorstellung
die die zonis sich von ihm gemacht haben
deutsches modell
vergessen was war
verdrängen was ist
sich einreden was wird
fünfzehnter oktober dreiundneunzig
nachtrag bornholm
der krieg in moskau
ob man fünf stunden fernsehübertragung
oder abendliche zusammenfassung
oder nachträgliche zeitungsschilderungen nimmt
die 'wirklichkeit' zum ereignis
als vergleichsmöglichkeit fehlt
einunddreissigster oktober dreiundneunzig
grünes laub
kahler baum
mit grünen blättern
dritter november dreiundneunzig
geburts(tag)
erschöpft
von pränatalen
exzessen
zwölfter november dreiundneunzig
es scheint
als hätte der strukturwandel
welchen die 'wieder/widervereinigung' darstellt
denjenigen
welcher durch die technologische etc entwicklung
erzwungen ist
verhindert
so erhält das wort
'strukturkrise'
einen zusätzlichen sinn
fünfzehnter november dreiundneunzig
von der seelsorge
zur sterbehilfe
eine entwicklung
zwischen zwei wörtern
achtundzwanzigster zu neunundzwanzigster november dreiundneunzig
schnee
drei zentimeter
mondfinsternis
ohne uns
'europa
den europanern'
fünfter dezember dreiundneunzig
morgens
blauer nebel
sechzehnter dezember dreiundneunzig
die bücher
haben (wieder)
eine heimat
einundzwanzigster dezember dreiundneunzig
hochwasser
dreissigster dezember dreiundneunzig
dreiundneunzig
das jahr
des übergangs
zwischen den beiden
festeren 'enden'
der bogen das jahr
eine brücke
erster januar vierundneunzig
sich hingebende
mondin
das heilige jahr
siebzehnter januar vierundneunzig
dreifach geflügelte
mondin
neunzehnter januar vierundneunzig
halbmond
mit hof
gelbgraues auge
des nachtpanthers
zweiundzwanzigster januar vierundneunzig
mondin
verschleierte
wolkenbraut
sechsundzwanzigster januar vierundneunzig
die mondbrust
halbbrust
des mondes
halbmonde
der brüste
erster februar vierundneunzig
geschichtsschreibung
eintausendunddreiundfünfzig unserer zeit
etwa drei wochen lang
als stern neben dem mond
danach fast zwei jahre
des nachts venusgroß
eine supernova
islamische und chinesische gelehrte
beschreiben den vorgang übereinstimmend
indianer zeichnen das ereignis
auf höhlenwände (im heutigen neu mexico)
nur die christen europas
haben nichts 'gesehen'
sechzehnter februar vierundneunzig
neunzehnter februar vierundneunzig
eismond
mondeis
einundzwanzigster februar vierundneunzig
unser gehirn
erforscht sich selbst -
sagen die hirnforscher
vierundzwanzigster februar vierundneunzig
sehnsucht
nach der
polarnacht
(kA)
fünfundzwanzigster februar vierundneunzig
schieferfarbener
mond
mondschiefer
sechsundzwanzigster februar vierundneunzig
buttermond
mit goldring
grün
erster märz vierundneunzig
kA neue zähne
nach achtzehn monaten
schinderei
zweiter märz vierundneunzig
jeder
dieser scheiß unsäglich täglichen handgriffe
hängt mir zum hals heraus
dritter märz vierundneunzig
mondgirl
im nachtcape
achtundzwanzigster märz vierundneunzig
wolkenbild
totenschädel
von joyce
mit dem mond
als monokel
vom luxus des todes
natriumpentabarbitol
ein anästhesiemittel
in deutschland trapanal
in fünfzehnfacher überdosis
plus reisetabletten
gegen das erbrechen
exit paretti schweiz
neunundzwanzigster märz vierundneunzig
zeichnung
maske
des lunaren eros
rück und vorderseite
nach dem unbewußten
sechster april bis vierter mai vierundneunzig
la palma la punta morro pito
6.apr
zubringer gamburg frankfurt flug frankfurt la palma das abholen
klappt nicht irrfahrt mit dem taxi verfahrene situation schließlich
fragen und finden wir uns doch 'durch'
7.apr-12.apr
still gesessen und viel rotwein getrunken und den frust der
vorhergehenden theaterarbeit herausgebrüllt
13.apr
los lanos und tazacorte
14.apr
erste notizen erste symptome einer erholung spaziergang auf den berg
15.apr/16.apr
am küstenrand
17.apr
im haus
18.apr
alles unter und in dampfenden dicken nebligen regenwolken und fast
sofort ist alles grün
19.apr
zu fuß nach tijaraffe und zurück
20.apr
im haus nachts den obligaten reisekoller nach der hälfte der zeit
21.apr
im haus
22.apr
im haus erst waschküchenwetter dann wundervoll dann nachts enormes
hoch mit wolkentheater
23.apr
im haus traumwetter ganz still gesessen
24.apr
traumwetter über nacht verschwindet fast das gesamte wasser
aus dem bassin apropos vom wasser verstehen nur die pflanzen etwas
die fische der wind und die steine und natürlich die mondin
spaziergang nach el time
25.apr
wanderspaziergang zum hoya grande
26.apr
im haus irgendetwas stimmt hier mit der 'zeit' nicht
27.apr
im haus nachts und vormittags quer gelesen ein 'buch'
von d.lessing 'shikasta' schlecht bis zum wahnsinn
28.apr
wir haben seit dem gestrigen nachmittag saharawind in der nacht
dicker nebel über dem meer so tief daß die palmen wie
'über den wolken' darinstanden schwül-trocken-diesig-heiß-trüb-grau
dann saharalufteinbruch erneut am abend ist ein surren in der luft
wie unter einer elektrischen leitung feinster rötlich brauner staub
surrt in der luft (wogegen eieruhrsand grober kies ist)
29.apr
mit einem bauern nach tijaraffe von dort zum alten hafen in einem
felsenbecken beim bad vertreibt uns der atlantik mit brutalen wogen
nachts 'wie aus dem stand' wieder saharawind einiges fliegt davon
30.apr
im haus laupenpieper auf kanarisch
1.mai
im haus eine traurige fröhlichkeit überfällt uns
2.mai
im haus alles feiert erster mai und tag des kreuzes
3.mai
organisatorisches wegen eines schlüssels zu einem schloß
an einer kette über einem privatweg und langsames befassen
mit der abreise
4.mai
zurück
der eindruck vom terrestrischen dieser landschaft
von der wortlosen stummheit des terrestrischen
ein schweigendes reisen
offenbar ist die zeit hier kein verhältnis
sondern ein zustand
man befindet sich in einem zeitloch
eine insel auf der ich vier wochen lang im grunde meines herzens
angst furcht schrecken bedrängnis unsicherheit empfunden habe
und immer gespannt war gegenüber der auf der lauer liegenden
grässlichkeit
noch eine woche später ist das duschwasser gefärbt
von dem feinen saharastaub aus asche und lavahauch
april vierundneunzig
reisefieber
immer drinnen
niemals draußen
hoffnungen rinnen
laß sie sausen
fundsache 1978
intriganz ist eine form der eitelkeit
die nach dem prinzip der rückversicherung funktioniert
('fäden' ziehen und dann hin und her rennen
um zu sehen ob die knoten auch fest sitzen...)
fünfter mai vierundneunzig
zurück
ins 'grüne'
die mauersegler
der kuckuck
sind vor uns da
siebenter mai vierundneunzig
das eine kunst die sich als politische versteht
sich nicht von der politik instrumentalisieren lassen darf
ist eine alte erfahrung
wie ist das heute
als politisch und damit als kunst gilt nur
was von der politik auch so instrumentalisiert wird
neunter mai vierundneunzig
im vergleich
mit der deutschen sprache
ist das öffentliche deutsch
eine fremdsprache
zehnter mai vierundneunzig
lieber gott
laß die bäume doch
in den himmel wachsen
zwölfter mai vierundneunzig
im vergleich
mit dem deutschen volk
sind 'die deutschen'
ein dämliches volk
vierzehnter mai vierundneunzig
ich sehe
den rosen zu
beim wachsen
apropos
den stoff wonach wilhelm reich suchte gibt es wirklich
er heißt ORGAMIN und ist ein universaldünger
fünfzehnter mai vierundneunzig
die luft riecht
nach rhabarber
sechzehnter mai vierundneunzig
die rosen wachsen
erst in die höhe
dann in die breite
dem gleicht
meine arbeit
emporwuchs
und
verholzen
achtzehnter mai vierundneunzig
mein herr
ich grüße Sie
aus vollstem arsch
zwanzigster mai vierundneunzig
die vögel
am himmel
wirbeln herum
wie die blätter
im herbst
sechzehnter juni vierundneunzig
wie politiker denken
wenn so viel nichtgutes
über mich berichtet wird
und die leute wählen
mich dennoch so ist dies
ein maß meiner größe
siebzehnter juni vierundneunzig
meinungs- statt gedankenfreiheit
ein deutsches problem
dreissigster juni vierundneunzig
athmosphärisch
ozonklima
halogenisierte
waschküche
erster juli vierundneunzig
mond mit rosen
sechzehnter juli vierundneunzig
ab 21 uhr 59
s(hoemaker)-l(evy)-9-fragment a...ff...
auf jupiter
nicht daß die jupitergeschichte ganz zufällig
so öffentlich gemacht wird
(in den letzten fünf jahren gut dosiert)
apropos
was machen wir wenn ein komet oder ein asteroid
den mond zerschlägt oder einen anderen planeten
nochmal apropos
im fensehen kann man nachts stundenlang 'raumfilme' sehen
da wird der fernsehschirm schon vom format her zum fenster
im raumschiff und man sieht hinaus
erster august vierundneunzig
zur verblüffung der beteiligten betroffenen
gibt es die ddr doch noch
sofern man nicht das gleichnamige gebilde
sondern den geist der gegend meint
die alte these
daß die zone
nicht der sozialismus war
sondern wie die leute
es ergibt sich ein effekt
wie anfang der achtziger
für die grünen
es lebe
die vergegenkunft
zweiter august vierundneunzig
in deutschland
wird das glück
zur pflicht
fünfter august vierundneunzig
allgemeingebildet
mögen die leute noch sein
allgemeininteressiert
sind sie weitestgehend nicht mehr
elfter august vierundneunzig
orgasmus
von sehr weit her
mitte august vierundneunzig
aus politischen gründen anders schreiben
würde ich nicht einmal wenn vorher aus
künstlerischen gründen anders regiert würde
dreiundzwanzigster august vierundneunzig
gewitter
die bäume verwandeln sich
zu ozeanischen unterwasserlebewesen
in der tiefsee der regennacht
außer kugelblitzen
praktisch alle formen
des blitzes und des blitzens
die landschaft
malerei
im licht von blitzen
achtundzwanzigster august vierundneunzig
nie
nach einem öffentlichen verkehrsmittel laufen
gelernt im osten
nie
auf einen anruf warten
gelernt im westen
vom selbstboykott der ddr
abschrift 0/I fertig
ritt durch den nebel
neunundzwanzigster august bis fünfter september vierundneunzig
kurzurlaub
eichelhof in görschnitz bei weidenberg
schönes dorf hesslach
du alter sächsischer biersäufer
sagt sie zu mir
ich träume von gotischen portalen welche vaginen
und kirchen die weibliche bäuche sind
abends von schönreuth richtung kemnath blick auf den kulmain
die blaugraue burg die linie der berge für einen moment
die quintessenz der landschaft
klein-beyreuth reminiszenz
überzeugender hätte ich es gefunden
wenn wolfgang und/oder wieland wagner
ein attentat auf hitler versucht hätten
fünfter september vierundneunzig
drei dorfweiber fegen den mist
von der neuen dorfstraße
das hat etwas mythisches
nur was
sechster september vierundneunzig
anno fünftausendsiebenhundertundfünfundfünfzig
5 7 5 5
siebenter september vierundneunzig
todsterbensmüde
vierzehnter september vierundneunzig
orgasmus
der im schwanz
stecken blieb
einundzwanzigster september vierundneunzig
mondin
in gottes auge
zweiundzwanzigster september vierundneunzig
nachtrag
von vorgestern
es gibt wieder
'Komiss-Brot'
das öffentliche fernsehen
setzt die tradition
der groschenromane fort
dreissigster september vierundneunzig
in den dienstleistungsbereichen
macht sich eine computermentalität breit
es wird nur geleistet
was eingegeben bzw abverlangt wird
eine sinnverkehrung des begriffs
dienen
sechster bis zehnter oktober vierundneunzig
berlin
berlin ist nicht mehr der punkt auf den sich die erinnerung bezieht
auch dort ist die erinnerung nur zu gast
und wir sind mit unserer erinnerung allein
außer uns wird sich keiner an uns erinnern
laqueus contritus est, et nos liberati sumus.
die stadt selbst
viele junge westdeutsche die im osten studieren
im dom gerade aufgebahrt der enkel des deutschen kaisers
die stadt wirkt sprachfern
der hauptantrieb 'die schnauze' fehlt
im straßenbild keine berlinerin mit chic und pfiff
die meisten menschen wirken vorgealtert
nirgendwo mehr bockwurst
alles ist kleiner ohne magie der leere weite und verlassenheit
es fehlt dieses gefühl des andauernd unhaltbaren
das den zuständen halt gab
wohin sind die straßen die unendlich langen die so kurz aussahen
wo ist der himmel der so kahl war wie eine glatze
durch berlin zu laufen wie einer der fünfzehn jahre nicht da war
ist für mich nicht neu denn so bin ich achtzehn jahre durch berlin
gelaufen als ich dort war
die stadt ist ent-hohlt ihr fehlen die zwischenräume
deutlich weniger touristen
siebzehnter oktober vierundneunzig
herbst
von gestern
auf heute
und
schminkroter
wolkenbrand
vulvafarbene
abendröte
neunzehnter oktober vierundneunzig
geflügelter mondkopf
(kA)
einundzwanzigster oktober vierundneunzig
ich sehe den tag kommen
da es virtuelles essen geben wird
sechzehnter november vierundneunzig
abends gegen zweiundzwanzig uhr
ein meteor
einundzwanzigster november vierundneunzig
november herbst
eine mücke
vierzehn rosen
blühten
einer biene
tag
bestaubt
erdabgewandt
sonnen nebel
aller heiligen
seelen
erdwarm
der nacht
allgewand
zweiundzwanzigster november vierundneunzig
der galante witz
küßt als pointe
sich selbst die hand
fünfundzwanzigster november vierundneunzig
das erste mal
frage ich mich
was die großmutter
an dem tag in der nacht
getan und gedacht
haben mag
siebenundzwanzigster november vierundneunzig
das bemerkenswerte
an der dorfkneipe
man kauft zeitüberstehung
zeitüberbrückung
und die zeit
wird in hohlmaßen gerechnet
dreissigster november bis zwölfter dezember vierundneunzig
nach amrum
30.nov
gamburg bis heide in holstein
1.dez
heide dagebüll amrum
bis 11.dez
täglich am meer
mondmeer bei amrum
die sonne sinkt ohne unterzugehen sagt kA
mir gehen zur zeit sämtliche sechseinhalb
milliarden menschen auf den 'keks'
achtzehnter dezember vierundneunzig
schwimmende
hühner
dieses jahr
war eine reise
um das universum
endlich zurück
die heilige handlung
zwanzigster zwölfter vierundneunzig
jelzin verspricht im kaukasus den humanen krieg
siebenundzwanzigster dezember vierundneunzig
mein schweiß
riecht wie der
einer menstruierenden frau
sagt sie
zehnter januar fünfundneunzig
an die
vollversammlung
der vereinten nationen
im sternbild des steinbocks
sind soeben zwei galaxien
frontal aufeinandergeprallt
was gedenken sie zu tun
um derartige vorkommnisse
in zukunft zu verhindern
fünfzehnter januar fünfundneunzig
selbst von der lüge
muß man abstrahieren
damit man weiß
was unwahr ist
zum theater
das auf und zu des vorhangs
das enthüllen und verhüllen
war magie des schleiers
das aufrufen und erscheinen lassen
das heraufholen und vorstellen
und das wieder verschwinden lassen
von dadurch scheinbaren und wirklichen figuren
war magie der beschwörung
der wechsel zwischen spiel und nichtspiel
zwischen realität und imagination
das überschreiten von diesseits und jenseits
der weltwechsel des auftretens und abtretens
zwischen leben und tod und wiedergeburt
war magie des erscheinens
das befragen und sagen von wahr und falsch
war magie des orakels
dazu der zauber des verkleidens und verstellens
das spiel aus macht und zufall
vorherbestimung verhängnis und schicksal
eros und götterwillkür
war magie des deutens
heute gibt es wenig davon
etwas genormte imagination
meist kompensatorische interpretation oder imitation
das ganze zur not eine parodie des politischen
siebzehnter januar fünfundneunzig
der strick ist gerissen
und wir sind frei
sagte der delinquent
zum henker
und bedankte sich
für den mißerfolg
soviel als schlußwort zur operette
zwanzigster januar fünfundneunzig
orgasmus
wie ein
hurraschrei
neunundzwanzigster januar fünfundneunzig
das jahr
des offenen auges
siebenter februar fünfundneunzig
bürokraten
erfinden die arbeit
die sie nicht tun
neunter februar fünfundneunzig
erde bäume
wald feld
land licht
ein ton stumpf
beizender geäztheit
wohin
sind die guten
alten jahreszeiten
es ist nicht das wetter
das wahnsüchtig macht
sondern die zerstörung
seiner klimatischen voraussetzungen
vierzehnter auf fünfzehnter februar fünfundneunzig
die mondin
im doppelten siebenfachen
regenbogenfarbenen ring
heilige ringe
mit kA
nachts gegen drei
wir waren gerade
mit der beobachtung
des sterns oben darüber beschäftigt
am nächsten tag
berufen sich die nordkoreaner
auf dieselbe erscheinung
um die himmlische herkunft
ihres zukünftigen führers zu beweisen
achtzehnter februar fünfundneunzig
kA träumt
in der nacht vom sechzehnten auf den siebzehnten
folgenden satz
'entfernt euch nicht
von der dichtung'
zweiundzwanzigster februar fünfundneunzig
das erste licht
des frühlings
läßt die erde
erröten
fünfter märz fünfundneunzig
fliegender regen
(kA)
fünfzehnter märz fünfundneunzig
mond
himmlisch weich
sternlos hell
himmlischer himmelskörper
sechzehnter märz fünfundneunzig
unter
zwei regenbögen
durch
einundzwanzigster bis dreiundzwanzigster april fünfundneunzig
fahrt nach meißen
die babe das grab
strahlt etwas aus
als hätte sie ruhe
als wäre das nun abgeklungen
ende april fünfundneunzig
dieser frühling
ist zum bild
von sich selbst
erstarrt
erster bis fünfzehnter mai fünfundneunzig
samos
1.mai
ein uhr dreissig nach frankfurt vier uhr fünf flug an samos acht uhr
taxi ireon hotel kohyli sehr gut gegessen von zwölf bis sechzehn uhr
gerösteter lammkopf lammbraten von ganzen tieren aus dem ofen
geschlafen am meer
2.mai
vorm drei stunden tempel der hera nachm vier stunden
durch die oliven
3.mai
regen vorm pythagorion nachm durch die hügel
4.mai
vorm getrödelt nachm zwei stunden zu einer bucht
zwei stunden gebadet zwei stunden zurück
5.mai
vorm frühstück am meer nachm spaziert und herumgesessen
6.mai
ganztags gewandert auf den grünen bergen
7.mai
lange gefrühstückt rest des tages spaziert und gebadet
8.mai
vorm pythagorion nachm bis spät abends nach pagondas und zurück
9.mai
taxi nach marathokampos ormos pension avra
10.mai
vorm kampos nachm urlaub
11.mai
vorm nochmal kampos nachm nochmal urlaub
12.mai
baden schwimmen essen trinken sitzen rauchen
13.mai
lange spaziert an den klippen gebadet abends fisch
14.mai
ganztags herumgedöst kühlheiß alles aufgegessen
alles ausgetrunken
15.mai
nachm mit verspätung zurück
weißer weg durch grünen hain
rot schmerzschreiender mohn
tempel der hera in ost west richtung die größenverhältnisse
der säulen ein blick von der heiligen strasse auf den tempel
fühlbar die notwendigkeit der veränderung um nicht im leben
zu versinken wie in einem klosett
schlangenleiber die verdrehten stämme der oliven laokoonartige
gruppen wie masken die verschränkten wurzelstränge
kA träumt von einem theater das wie ein tal und einem text
der wie ein gebirge ist
wer nicht reist weiß nicht wo er ist
über den menschen ist alles gesagt über den tod nichts
der rest wein aus dem faß
abends kühlheißer wind
darunter bewegt sich der meeresgrund
ende mai fünfundneunzig
die katholische art
christ zu sein
der mensch
ist das tier
das man mit geld
füttern muß
dritter juni fünfundneunzig
wir warten
auf ein wunder
siebzehnter juni fünfundneunzig
sich zu verhüllen
das haupt
zeichen des sich abwendens
des entsetzens
der ohnmacht
des sich selbst den blick
die erkenntnis versagen
weil unfassbar
hätte sich vor fünfzig jahren
das deutsche volk verhüllen sollen
aber es gibt ja keine kollektivverhüllung
einundzwanzigster juni fünfundneunzig
kA träumt mich als fisch
der kopf hatte mein gesicht
ein mann hat mich in der hand
mit der anderen gibt oder empfängt er etwas
als ich hungrig bin klappt er einem anderen fisch
die kiemen hoch und hält mich mit dem maul dran
und ich ernähre mich
sechster august fünfundneunzig
monduhr
mit sternpendel
neunzehnter august fünfundneunzig
man muß damit rechnen
daß man glück hat
(kA)
der weisheit letzter schluß
ist die eigene dummheit
(Th)
soviel zum thema
'sommerloch'
einundzwanzigster august fünfundneunzig
gestern michel gestorben
zweiundzwanzigster august fünfundneunzig
michel begräbnis
einunddreißigster august fünfundneunzig
o suchet nicht
nach sterbensgründen
die dem leben euch verbünden
nennt mir
einen sterbensgrond
für den es sich zu lebben lonnt
sechster september fünfundneunzig
mond
untergang
wie eine
grablegung
zwanzigster september bis achtzehnter oktober fünfundneunzig
portugal
20.sep
vier uhr nach frankfurt nach elf in faro drei stunden stadt und essen
15 uhr 53 zug über tunes nach luzianes eine stunde gewartet auf ein taxi
dann weiter nach odemira hotel rita abds kurzer gang durch den ort der
kaum einer ist
21.sep
früh neblig kalt halb elf taxe nach zambujera do mar unterkunft ein
appartement groß leer außer betrieb nachmittags an der küste nach norden
spaziert gebadet sonnenuntergang lange geschlafen
22.sep
von elf bis neunzehn uhr an der steilküste nach süden und zurück
zweimal gebadet am strand gelegen abends gekocht die bucht heißt
carvalhal
23.sep
vormittags auf dem markt anschließend fisch gebraten elf bis siebzehn uhr
in einer bucht nördlich vom ort dann wieder ausgiebig gegessen und zum
sonnenuntergang sonne bis ins meer
24.sep
bis elf geschlafen ab zwölf richtung norden nach vier kilometern in eine
wunderliche kneipe wohin die halbe umgebung essen geht eine caldera wie sie
im buche steht von dreierlei fisch danach hausgemachter pudding mit
eiersoße wohlgenährtester rückzug von achtzehn bis zwanzig uhr dreissig
am strand gesessen
25.sep
vormittags die letzten fische gebraten ab mittag richtung süden bis
carvalhal gebadet geschlafen dann in das dorf brejao über land und zurück
26.sep
vormittags auf dem markt von zwölf bis siebzehn uhr an der zweiten bucht
nördlich von der hauptbucht gebadet in der sonne gesessen sehr warm abends
zeitung gelesen
27.sep
von zwölf bis achtzehn uhr am strand offenbar die von deutschen
campingurlaubern bevorzugte badebucht
28.sep
ganztags in der praja de carvalhal
29.sep
vorm in s.teotonio zwölf bis neunzehn uhr spaziergang nach cabo sardo
zum leuchtturm und zurück
30.sep
ganztags ausgeruht den 'menschlein' zugesehen von klippe zu klippe
1.okt
kA verkorkster magen obstsaft oder 'windjammer' vorm lektüre reiseführer
ab mittags nebel bis abends zeitung gelesen
2.okt
vor und nachmittag leichte kurzspaziergänge mit einem hund das wetter
wird besser
3.okt
von zehn bis achtzehn uhr dreissig in der bucht von carvalhal
sehr hohe wellen viel dreck nicht gebadet aber große see!
4.okt
vormittags getrödelt nachmittags spaziert am strand im sprühhauch
gesessen abends spaziert
5.okt
spaziergang von zambujera die küste entlang nach süden über carvalhal
hinaus bis azenha do mar und zurück auf dem rückweg die sonne im
regenbogenring mit vier nebensonnen
6.okt
am meer bei carvalhal abends kA hexenschuß oder so ähnlich
7.okt
es ist wieder warm vorm einkaufen ab mittag bis abds an der zweiten
bucht richtung norden starke flut abds hähnchen etc
8.okt
vorm strand südlich von zambujera nachm an der zweiten bucht nördlich
bis zum sonnenuntergang abds geschlemmt beim konditor war noch licht
9.okt
vorm erledigungen und fahrpläne nachm auf der klippe halber weg nach
carvalhal abds rinderfilet und gemüseeintopf der wind kommt das erste mal
aus dem nordosten es wird wahrscheinlich regnen
10.okt
behangener himmel es regnet manchmal vorm gemurkst im cafe zeitung
gelesen und geschlafen (kA)
11.okt
vorm gebadet mittags ausgiebig gegessen selbstgemachten schiefgegangenen
karamelpudding nachm getrödelt abds gepackt
12.okt
fahrt mit bus taxi bus zug taxi von zambujera über sao teotonio odeceixe
lagos cacela nach manta rota quartier im hinterhof abds die gegend besehen
13.okt
ganztags am strand die sandbank rauf und runter leichter sonnenbrand
14.okt
bis mittags in villa real...über die märkte bis nachmittags gekocht
und geschlemmt einen vinho bairrada tinto colheta de 1985 reserva frei
joao nr 52330 von insgesamt 70268 anschließend spaziergang über land
nach westen nach igreja
15.okt
ganztags am strand oft geschwommen stilles meer
16.okt
die sandbank entlanggewandert muscheln gesucht gebadet geschlafen
und den muschelsuchern zugeschaut an der praja do fabrica
17.okt
von elf bis fünfzehn uhr am strand bis sechzehn uhr pause bis zwanzig
uhr nochmal spaziergang nach igreja und fabrica
18.okt
zurück zwölf uhr mit der taxe zum bahnhof cacela fünf vor eins mit dem
zug nach faro zwei stunden mittag zwei stunden stadt taxe zum flugplatz
zwanzig fünfunddreissig nach frankfurt nachts halb drei gamburg
das appartement die rolläden machen beim herunterlassen ein geräusch
wie sich übergebende hunde
am strand ein sich liebendes paar der mund zwischen den beinen
unerotisch sich säugendes getier
wieder am strand drei grazien die erste ein weiblicher oberkörper
und zwei beinlose säulen die zweite ober und unterteil je eine kugel
die dritte zwei knabenbeine bis zum hals darauf ein kopf
ein mann mit einem genital wie ein gerade coitiert habender erpel
sein oberkörper mit ausschlag bedeckt faulenzt am strand
'erwin laß den zipfel baumeln'
ein mädchen mit einer zwanzig zentimeter langen schnur die zwischen
ihren beinen heraushängt
die entfernungen zwischen den menschen nehmen ab ihre propiortionen
scheinen ent-fernt sein maß ist dem menschen kein ding mehr
das pausenlos andere wetter
der wasserstaub rastert das grau der nebelklippen
mikropointilistisch
nach dem regen sind die felsen und klippen wie 'geschrubbt'
plastischste kontraste
wir umkreisen die sonne auf regenbogener bahn
die sonne das offene auge im regenbogenring mit erst einer dann zwei
schließlich drei und bei spiegelung der zweiten im feuchten sand
der bucht sogar vier nebensonnen
wir müßten wenigstens einen kleinen planeten für uns haben
der menschheit aus dem weg
die wellen des meeres zu zählen
neue sternbilder entwerfen
schöne spiele im seesand
neben einer möwe die gähnt
zambujera
es träumt
ein hund
von einem hund
der träumt
sein schwanz
leckt ihm das fell
dazu bellt
sacht ein mensch
und wedelt
mit den ohren
die sandsieber von der praja do fabrica
sie rütteln und schirken mit einem stab an dem ein eiserner
gitterkasten befestigt ist das meer auf in dem sie bis zur hüfte stehen
um den leib haben sie einen gürtel an dem ein sackförmiges netz hängt
welches sie rückwärts über den grund mit sich ziehen und von zeit zu zeit
den fund sondieren
sie stöbern und kratzen den sand etwa einen meter unter der
wasseroberfläche auf und sieben das spülgut in ihr netz
der stab wird hin und her bewegt dadurch der drahtkasten im sand
und gleichzeitig mit dem körper gezogen löst das anströmende wasser
den sand um den kasten und spült den aufgewühlten teil in das netz
so etwa sieht das aus
zwei reisen zwei richtungen
griechenland wo man näher bei sich nicht sein kann
portugal wo der abstand zu sich selbst größer nicht denkbar ist
griechenland wo alles teil von mir wird
berg hain baum meer himmel esel
portugal wo ich scheinbar existenzlos existiere
weit offen leer wie der rahmen um diese leere
die ich anschaue ohne mich darin zu finden
das griechische all das portugiesische nichts
auflösung oder entrückung
seltsam erfahrbar besonders in träumen
dieses nichtselbstexistieren
erinnerung sein arbeit gegenstand
das nutzbar zu machen
wenn man dorthin ginge
fünfundzwanzigster oktober fünfundneunzig
schlammhimmel
wolkenschlamm
schlammiger himmel
schlammwolkengewölk
zweiter november fünfundneunzig
schön
noch die schichten des waldes
bescheint die sonne
(kA)
dritter november fünfundneunzig
erst alle heiligen
dann alle seelen
zuletzt ich
neunundzwanzigster februar bis neunter märz sechsundneunzig
berlin
nach siebzehn jahren wieder in der staatsbibliothek
außer mir scheint 'nichts' weg gewesen zu sein
berlin gibt es zur zeit nicht
achtzehnter märz bis vierundzwanzigster märz sechsundneunzig
wien
18.mär
gamburg wien
19.mär
stadt zu fuß
20.mär
monet ausstellung
21.mär
zentralfriedhof und giacometti ausstellung
22.mär
einkäufe
23.mär
kunsthistorisches museum
24.mär
zurück
monet ausstellung im oberen belvedere
unmöglich solche bilder so nebeneinander
wie auf einem gang unterzubringen
wie fossilien
man besichtigt tote reste
das licht der bilder aus-geleuchtet von museumsstrahlern
auffallend hässliche rahmen
wir kaufen jeden tag eine cd im sonderangebot
gegen den verkehrslärm der nacht
das städtische als problem des publikums
('keiner hat gelernt sich mit sich selber zu langweilen')
jeder als veranstaltung der anderen ergibt diese umtriebige passivität
auf dem zentralfriedhof haben wir das grab der ururs gesucht
es ist nichts zu finden gegen ende des zweiten weltkriegs sind dort
bomben gefallen die trichter sind noch erkennbar
wo das grab gewesen sein müßte läßt sich ahnen
giacometti ausstellung
alle figuren wirken sehr antik prähistorisch
auch durch das bemalen der bronze
je mehr der mensch vergeht
umso ähnlicher erst wird er diesen figuren
manche köpfe des diego erinnern an ägyptisches
aus der nofretete werkstatt
manche bilder gemalter plastiken
erinnern an porträts von fajum
archaik als zum wesentlichen hinabreichend
nach giacometti der einzelmensch plastisch nicht mehr erfasst
siebenundzwanzigster märz sechsundneunzig
den komet HYAKUTAKE gesehen
mit und ohne feldstecher
wirklich das gefühl
wie wenn einer vorbeikommt
da ist einem einer nah
der viel gesehen hat
dritter april sechsundneunzig
der vertrag
rußland
weißrußland
das ende
der wende
fünfter april sechsundneunzig
deutsch ist
einzig und allein
die sprache seiner dichter
was man sonst
zu lesen und zu hören bekommt
ist weder deutsch noch dichtung
dreiundzwanzigster april sechsundneunzig
mauersegler
die vorhut
ist da
siebenundzwanzigster april sechsundneunzig
die erste nachtigall
der erste kuckuck
ein weißer baum
voll wolkenblauer
mondblüten
siebenter mai sechsundneunzig
wozu schauspieler
es hat sich doch herausgestellt
daß wir keine rolle spielen
siebenter juni sechsundneunzig
die araber
wenn sie einen sohn bekommen
wenn sie einem dichter begegnen
wenn sie ein pferd kaufen
wir winken unseren schatten
neunter juni bis dreißigster juni sechsundneunzig
gozo
9.jun
stuttgart gozo app xlendi bay erster rundgang
10.jun
organisatorisches einkäufe in munxar
11.jun
tagsüber gebadet abds einkäufe munxar
12.jun
gewandert bis mgarr ix-xini über victoria zurück
13.jun
vorm gekocht nachm gebadet
14.jun
zu fuß über land nach st.lucia bis victoria mit dem bus zurück
abds am meer
15.jun
gebadet abends nach fontana zur festa
16.jun
auf den klippen gesessen aufs meer geschaut dann gebadet
abds festa in fontana
17.jun
ganztags gebadet zwischendurch das erste mal in der kneipe
ein riesiger fisch und eine löffeldicke fischsuppe
18.jun
vorm der tempel bei xaghra nachm gebadet
19.jun
vorm über land bis sannat an den klippen zurück
nachm getrödelt abds lange am meer
20.jun
ganztags am meer an der steilküste gesessen
in der bucht gebadet windig
21.jun
vorm in victoria nachm gebadet abds sommersonnenwende gefeiert
champagner mit feigen und calamaris mit thymian
22.jun
ausgeruht getrödelt gebadet am meer gesessen
23.jun
nach mgarr und umgebung abds kneipe
24.jun
fungus rock inland sea azure window von saint lawrence
bis victoria zu fuß abds am meer
25.jun
vorm am meer windig gebadet nachm nach munxar abds am meer
26.jun
hinter nadur an die st.blas bay und zurück
27.jun
vorm ausgeruht nachm am meer abds über land gegangen
28./29.jun
am meer
30.jun
zurück
gaumenfreuden des alterns oder vom cunnilingus zum rotwein
ich sehe aus wie ein dackel mit zahnschmerzen sagt sie
sie quetscht tränchen weil sie glaubt ich ärgere mich darüber
daß sie alt wird das ganze im eiscafe vor einem riesenbecher
schokopistaziestracciatella wir sind glücklich vor unglück
wie kinder nach der ersten enttäuschung
an den lieben gott überprüfen sie bitte den geisteszusstand
ihrer menschheit
festa in fontana
gottesdienst
die kirche ist illuminiert wie das hauptzelt auf einem rummelplatz
über und über mit lämpchen die türen weit geöffnet draußen krachen
böllerschüße und feuerwerkskörper oben läuten die glocken die klöppel
werden einzeln mit der hand in schwung gebracht was einen anderen
klang bewirkt als wenn die glocken schwingen würden drinnen spielt im
seitenschiff so daß man es vom hauptraum aus nicht sieht ein kleines
streichorchester dazu singen ein chor und ein tenor die musik wechselt
mit den ansprachen und gebeten der priester und klingt jedesmal anders
erst und meistens wie die opernprobe in einem italienischen provinz-
theater dann wie in der synagoge dann wie ein christlicher gottesdienst
dann wie volkslieder aus dem arabischen befreiungskampf die eucharistie
vollzieht sich wie eine zaubervorstellung im variete wobei alle glauben
es hätte sich etwas getan und jeder weiß nichts ist passiert...
...der predigt des priesters wird am schluß lebhaft applaudiert
geld gesammelt wird wie auf dem jahrmarkt wo man den gauklern eine münze
in den hut wirft alles singt zum schluß eine art arabisches volkslied
vorher hat die unsichtbare kapelle etwas gespielt was vielleicht die
nationalhymne gewesen sein könnte die kinder sind während der ganzen
zeit mit spielen beschäftigt es herrscht ein interessiertes kommen und
gehen nach drinnen und draußen...
feuerwerk
am nächsten abend ist vor der wieder offenen kirche ein podest
aufgebaut eine 'marinierte blaskapelle' also musikanten in seeoffiziers-
artigen uniformen intoniert abwechselnd marschähnliches und getragen-
patriotisches dazu krachen die feuerwerkskörper leuten die handgeläuteten
glocken stehen die menschen dichtgedrängt vor der kirche trinkend und
redend und rufend die musik ist noch das leiseste dann kommt eine zweite
kapelle und die prozession mit der heiligenstatue beide kapellen spielen
'miteinander' der heilige wird beklatscht und bewunken die mädchen tragen
rote gladiolen in den händen der heilige getragen von zwölf männern steht
darüber schwankt auf und ab wird herumgedreht so daß er sich allen zu allen
seiten zuwendet und kehrt dann langsam scheinbar wie ungern rückwärts in
die kirche zurück wieder applaus zweierlei musik vielerlei glockentöne
und ein zehnminütiges abschlußfeuerwerk...
tempel bei xaghra
der eindruck daß dieser tempel nach oben gewölbt und kugelförmig
geschlossen wie ein observatorium oder außerirdische forschungsstation
gewirkt haben könnte
hier haben die fischer noch eine andere methode
sie befestigen ihre leinen mit den schwimmern und haken samt ködern
an einem kleinen bootartigen gestell welches aufs meer hinaustreibt...
das schiffchenförmige gerät besteht aus drei bambus oder zuckerrohr oder
schilfstangen die ein rechtwinkliges dreieck ergeben von der grundlinie
geht zum oberen winkel eine zusätzliche verstrebung senkrecht zu diesem
'schwimmkörper' steht ein kleiner mast mit einem rechteckigen segel aus
rotem leinen worin der wind sich fängt und das schiff samt angelleinen
vorantreibt
frauen reiferen alters sitzen im schatten eines parkplatzes auf der
erde sie halten lilafarbige zettel in den händen auf denen in
verschiedener anordnung kästchen mit nummern stehen eine ausruferin
läßt aus einem reusenförmigen korbbecher würfel mit zahlen fallen
sie ruft die zahl aus und legt den stein auf ihr brett die anderen
streichen die zahl auf ihren listen aus gewonnen hat eventuell
wessen zahl zum schluß übrigbleibt das ganze hat etwas von einer
religiösen handlung wie gemeinsames beten
fünfter august sechsundneunzig
'friedliche revolution'
zerstörungsritual ost
'wi(e)dervereinigung'
zerstörungsritual west
vierter september sechsundneunzig
kinderwunsch
hauptsache
die welt
bleibt rund
und der
liebe gott
gesund
achtundzwanzigster oktober sechsundneunzig
Ich komme,
und eine unbekannte Erde
liegt unter meinen Füßen.
Ich komme,
und ein neuer Himmel dreht
über mir.
Ich komme
auf diese Erde und sie ist
ein friedlicher Rastplatz
für mich.
O Geist des Planeten!
Bescheiden offenbart Dir der Fremde
sein Herz als Nahrung.
Gebet des Gottes der Maori
POURANGAHUA
der von seinem legendären Sitz Hawaiki
("von der Milchstraße")
auf einem magischen Vogel nach
Neuseeland flog.
einunddreißigster oktober sechsundneunzig
ich muß
etwas für
meine
anonymität
tun
(ich habe
meine anonymität
vernachlässigt)
dritter november sechsundneunzig
wir müssen
entrinnen
wie entrinnt man
wie
entrinnen
die
entronnen
sind
die entronnenen
dreizehnter november sechsundneunzig
selbstporträt
mit vierundfünfzig
"der graue
hund
in der
jammerschlucht"
vierundzwanzigster november sechsundneunzig
neunundneunzigkommaneunneunneunprozent
aller menschlichen angelegenheiten
sind geldgerichtet
ebensowenig hat das was man leben nennt
mit dem zu tun was neunneunkommaneunneunprozent
aller leute tun
auf der oberfläche eines planeten
sich um bunte papierscheine raufen
deren wert einzig von der rauflust bestimmt wird...
moneytrophe moneyphilie
november sechsundneunzig
nachdem sich das deutsche volk
als "KOHL" selbst zum kanzler gewählt hat
fehlt nur noch : ein deutscher pabst
dezember sechsundneunzig
sprichwort
geh - aber laß
die füße hier
zwanzigster januar siebenundneunzig
das wissen
der menschheit
verdoppelt sich
aller fünf jahre
was ist mit
dem gewußten
dem un/nichtwissen
die dummheit
ist ihrer zeit
voraus
aber was heißt
ihrer
die dummheit
hat ja nie
welche
vierundzwanzigster januar siebenundneunzig
mit geld
kann jedes
rindvieh
ohne
ist der
trick
zehnter februar siebenundneunzig
denkmist
zwischendurch
vierundzwanzigster märz siebenundneunzig
welch kosmische zeiten
partielle mondfinsternis
und komet
übrigens nimmt man an
daß durch einen kometeneinschlag
("schmutziger schneeball")
wasser und atmosphäre
auf die erde gelangt
und also das leben
entstanden sein könnte
fünfundzwanzigster märz siebenundneunzig
du siehst aus
wie
ein verurteilter
engel
sagt sie
sechsundzwanzigster märz siebenundneunzig
freizeit
statt
freiheit
ein wahn
der natur
verlust
und kultur
ersetzen soll
siebenundzwanzigster märz siebenundneunzig
die vier monate
nov bis feb
waren derart dicht
zusammengepresst
daß nun
ein vakuum entsteht
welches von
nachkommenden dingen
langsam ausgefüllt wird
fünfter april siebenundneunzig
ich gehe
nicht mehr
ins theater
sechster april siebenundneunzig
leckt euch
im arsch
zehnter april siebenundneunzig
die sonde galileo bestätigt aufs neue
eis wasser und vermutlich oder vielleicht auch
leben auf dem jupitermond EUROPA
dazu bilder von einem "gefrorenen ozean"
siebzehnter april bis achtzehnter mai siebenundneunzig
kreta
17.apr
15 uhr 11 nach stuttgart an 16 uhr 59 von dort mit der S2 zum flugplatz
gepäck aufgegeben gegessen in der stadt übernachtung stuttgart
18.apr
4 uhr 30 taxi zum flugplatz 6 uhr 15 nach heraklion ankunft 10 uhr 15
transfer mit der taxe schöne autofahrt zweistündig nach chora sfakion
sehr reichlich gegessen und mit dem hotelboot zum hotel in porto loutro
abends spaziert eingekauft gesessen und lange geschlafen
19.apr
nach westen zur nächsten bucht und durch die gegend nachts sehr windig
20.apr
das erste mal gebadet am hafen dann in der gegend spaziert und im
schatten eines olivenbaumes gesessen geschlafen aufs meer geschaut
21.apr
früh nebel dann klares licht spaziergang nach livadiana durch die schlucht
zurück und am meer viel gegessen in livadiana in der taverne ein enormes
omelett aus frischen kartoffeln und eiern dazu lockerer duftender käse
eigenartig schmeckende grüne oliven abends lammbraten und kleine fische
danach kuchen und kaffee
22.apr
gesessen am meer dann auf dem berg nach anapolis eine griechische familie
wie eine herde über das haus verteilt ruhig wartend bis der gast sein geld
weggeworfen hat
23.apr
sechs stunden am meer gesessen und geschaut über mittag also direkt über
uns ein großes leicht regenbogenfarbenes HALO um die sonne
24.apr
am meer entlang richtung sfakia gelaufen gesessen gebadet
25.apr
ganztags am meer gesessen abends schlechter fisch und wein
26.apr
richtung ag. roumeli ca den halben weg und zurück
27.apr
am siebenundzwanzigsten wird hier ostern gefeiert verbrennung einer
am galgen hängenden judaspuppe am nachmittag geröstete ziege an der
hoteltafel vormittags baden nach dem essen auf dem hügel gesessen
28.apr
acht stunden marschiert auf den höhen über livadiana abends
halb neun zurück
29.apr
ein ausruh wäschewasch sauf und freßtag nach dem frühstück um halb zwölf
gehen wir einmal um den hafen und sitzen auf der hotelterrasse wir essen
torte und trinken spanischen sekt und deutsches weizenbier dann sitzen wir
bis sechs am meer und essen von sieben bis neun artischockenböden mit
fenchelsoße octopus mit loorbeer und zwiebeln lammbraten mit spinat
hinterher kaffee und torte vorher fischsuppe dazu ein liter roten landwein
zum schluß der unvermeidliche raki ab acht uhr abends gießt es
30.apr
zum vortag hätte das im tagebuch eines lords gestanden hätte man gesagt
typisch wie die früher gesoffen gefaulenzt und geschlemmt haben heute
lebt jeder pauschaltourist täglich so allein der nachbar am tisch
verbraucht zwei drittel dessen was wir insgesamt zu zweit ausgeben
und zwei andere gäste vertelefonieren wegen nichtigkeiten ein halbes
menü...
es ist sehr neblig nach dem regen der vornacht wir lesen einen krimi und
besaufen uns bei 'paul' an einem sherryfarbenen landwein der wie ein
thymiankräuterextrakt schmeckt vorher haben wir uns ein huhn geteilt
kA hat eine hausgemachte suppe probiert worin endlich wiedermal
artischocken und saubohnen zusammen vorkommen (brot-bohnen heißen
die dinger)
1.mai
einmal um die halbinsel geklettert und dann am meer gesessen und wein
getrunken und käse und yoghurt und salat gegessen am abend auf der
hotelterrasse einen honigfarbenen wein und eine kalte ziegenkeule
2.mai
von elf bis zwanzig uhr dreißig von loutro zur marmarabucht von dort
die aradenaschlucht bis hoch dann nach anapolis und zurück nach loutro
kA trinkt frisch gemolkene schafsmilch
3.mai
mit dem schiff nach roumeli und zu fuß zurück
4.mai
badetag
5.mai
am meer aber zum schwimmen zu kalter wind
6.mai
ganztags baden in der phönixbucht
7.mai
badetag
8.mai
nochmal marmarabucht aradenaschlucht livadiana und zurück
die wiederholungen und "zweitenmale"
9.mai
loutro livadiana anapolis loutro acht stunden
10.mai
ein ruhetag kA leichte darmverstimmung ich leicht besoffen
11.mai
vergammelt
12.mai
der höhepunkt des touristischen wahnsinns die samariaschlucht
mit dem boot nach sfakia mit dem bus nach omalos dann zu fuß durch
die schlucht und von ag. roumeli mit dem schiff zurück
13.mai/14.mai
ausruh und badetag
15.mai
nochmal über die höhen und baden und wein
16.mai
zurück
ziegen auf den bäumen
ziegen auf den hängen
ziegen am meer
zweige aus dem stamm eines olivenbaumes
sie stehen darauf
ihre wurzeln sehen wie füße aus
der stamm hat seine wurzeln um sich gelegt
wie eine katze ihren schwanz
lila abend
allmählich entstehen einzelheiten
aus dem zusammenhang
ein roter fels
ein weißer abhang
die möwen fliegen waagerecht
noch sehen wir aus wie verwirrte kinder
oder verirrte tiere
doch langsam entzerren sich unsere züge
auch die wiedergeburt kennt ein geburtstrauma
die gastfreundschaft ist der touristischen gastfreundlichkeit gewichen
das bezahlen eine nebensächliche selbstverständlichkeit
ist lebenszweck
schon zeigt man seinen wohlstand
der tourist hat seinen zweck erfüllt
in der schlucht eine merkwürdige stelle eine art höhle von der
höhlendecke am eingang weist ein fingerähnlicher steinzapfen nach unten
vor der felswand entspringt ein feigenbaum und in der höhle steht ein
plastikgleiches gebilde eine skulptur die schlucht liegt voller toter
ziegen
die schafe scheinen alter arabischer herkunft ihre schädel sind dreifach
unterteilt und ähneln gebogenen papageienschnäbeln
april siebenundneunzig
wenn ich mich
über etwas ärgere
heißt das
ich befasse mich
mit dingen
die mich
nichts angehen
?
mai siebenundneunzig
die prosaschreibernde literaturindustrie
die buchherstellernde
fabriziert zb völlig unbekümmert
an der tatsache vorbei
daß sich das wissen der 'leute'
aller fünf jahre verdoppelt
und aller zehn jahre 'überholt' ist
ein umstand dem gerade die prosa
formal rechnung tragen muß
mai siebenundneunzig
das theater heute
und die vorideogrammatische
bilderwelt
postindustrieller piktogramme
siebzehnter mai siebenundneunzig
haben die leute
um sich auszudrücken
tatsächlich nur noch
ihre denaturierte
körperlichkeit
siebzehnter/achtzehnter mai siebenundneunzig
nachts
zur probe
im neuen haus
vierter juli siebenundneunzig
marssonde gelandet
mit unseren augen
sieht es überall aus
'wie bei uns'
zehnter juli siebenundneunzig
ein moment der einsicht
das erste mal begreife ich gut und böse sind gleich unschuldig
und wesentliche teile des ganzen
auf einmal sehe ich das zusammen wie in einem spiegel der aus einer
durchsichtigen und einer nichtdurchsichtigen schicht besteht und wer
vor dem spiegel steht der sieht in sich und im spiegel diese beiden
schichten und wie tief er schaut und was hervortritt das sind diese
mechanismen wie sie zb musil im moosbrugger untersucht oder in den
vereinigungen (es gibt ähnliches bei hhj bzw der steht dem thema auf
andere weise sogar näher aber auch bei jcpowys)
nennen wir es also gut und böse das wort schlecht hat hier nichts
zu suchen gut kann genauso schlecht sein wie böse seltsam es gibt als
gegenteil zu schlecht kein wort außer wieder gut was bedeuten muß daß
böse gleich schlecht ist welch eine verdummung mir jedenfalls fällt es
nicht schwer zu bekennen daß bei der annahme ich sei böse mich weitaus
weniger von gott trennt als wenn ich behaupte oder annehme ich sei gut
scheinbar lehnt es sich mit gott rücken an rücken besser als das man
sich von angesicht zu angesicht gegenübersteht
was ich aber betonen will daß solche erfahrungen ausdruck höchster
moralität und sittlichkeit sind - das muß auf den der diese betrachtungen
anstellt überhaupt nicht zutreffen
das böse ohne das gute gott ohne das ungöttliche gottlose den geist
ohne sein gegenteil denken zu wollen es als das böse außerhalb zu stellen
ist kein akt der kultur sondern gerade der barbarei gott und geist sind
keine gegenteile zu böse aber das ist weder ein freibrief für das gute
oder böse es ist nur eine aufforderung sei gut und sei böse nur
schlecht sei nicht
ob man gut oder böse ist hat man nicht in der hand aber ob man das eine
oder andere schlecht ist oder nicht das liegt bei uns
das liest sich wie eine predigt und ist meine erste schüpfer eloge
zwanzigster juli siebenundneunzig
o diese scheiß - menschheit
sechster august siebenundneunzig
orgasmus
der zum mund
herauskommt
neunter august siebenundneunzig
der theaterlose autor
das autorenfreie theater
die zeiten gleichen theaterferien
die menschen laufen herum
wie theaterlose autoren
und das leben 'spielt'
wie ein autorenfreies theater
zehnter august siebenundneunzig
ich trinke
wieder
mit lust
achtzehnter august siebenundneunzig
vom umgang
mit dem glück
von der ohnmacht
meines glücks
mir gegenüber
neunzehnter august siebenundneunzig
auf den neuen wohnort
gott war der erste schüpfer
auf den neuen wein
creator spiritus
schüpfer geist
einundzwanzigster august siebenundneunzig
land
arbeit
heu
in den schuhen
gras
unter dem schreibtisch
fünfzehnter september siebenundneunzig
mond
schneeball
innen
leuchtend
sechzehnter september siebenundneunzig
mondfinsternis
durch das fernrohr sieht man
wie durch das fenster einer raumkapsel
der verfinsterte mond
ist bis ins innerste plastisch
und von fassbarster kugelgestalt
er sieht wie ein fremder planet aus
an dem wir vorüberfliegen
und er an uns -
fühlbar wie sehr wir im raum sind
um uns nicht mehr unsere atmosphäre
sechsundzwanzigster september siebenundneunzig
welche namen würden wir den sternbildern geben
wie würden die bilder der sterne heute aussehen
würden sich uns die sterne noch zu bildern zusammensetzen
dritter oktober siebenundneunzig
ich lese cervantes
und in spanien ereignet sich
eine exemplarische novelle
ihr titel
die infanta und der handballspieler
zweiter november siebenundneunzig
"geläutete glocken
verklingen ewig"
spruch geträumt
dritter november siebenundneunzig
"allerteufel"
vierter november siebenundneunzig
utopia senile
nirgendwo
ist libido
elfter november siebenundneunzig
einst
einte
das schicksal
die dichter
nun
da keiner
mehr
lebt
entzweit
es
sie
wieder
zweiundzwanzigster november siebenundneunzig
kA fordert
einen
weltschweigetag
dreiundzwanzigster november siebenundneunzig
moderne ("amerikanische") lebensformeln
körper ist zeit mal geld K = Z x G
geld ist körper durch zeit G = K/Z
zeit ist geld durch körper Z = G/K
der geldkörper
der zeitkörper
die geldzeit
die körperzeit
das zeitgeld
das körpergeld
sechsundzwanzigster november siebenundneunzig
bürokratie
ersetzt man das wort 'vorschrift'
durch das wort 'computer'
instrumentalisiert man sie
siebenundzwanzigster november siebenundneunzig
was macht "eigentlich"
die familie
des honecker-attentäters
heute
achtundzwanzigster november siebenundneunzig
tod und natur
er:
ich bekleide mich
mit dir
meine geliebte
sie:
sieh der sterne
himmlische ferne
o wonne des abstands
denn liebe ist raum
er:
du
abtrünnige
wollüstlingin
sie: (das letzte wort habend)
du
mit knöchelchen
beladener
achter dezember siebenundneunzig
zum typus des intellektuellen
daß er sich utopien aus zweiter hand aneignet
und durch 'dritte' ver-wirklichen läßt
fünfzehnter dezember siebenundneunzig
an allem
spart man
nur nicht
an der dummheit
je mehr man sie verschwendet
um so mehr hat man von ihr
der individualist
von heute
benötigt
um hervorzuragen
die eigenschaft der masse
von gestern
wer darin erfahrung hat
gilt für intelligent
zweiundzwanzigster dezember siebenundneunzig
der zusammenbruch in der südostasiatischen wirtschaft deutet rückwirkend
daraufhin daß solche staatspleiten wie in der ddr nicht nur etwas mit dem
gesellschaftlichen system zu tun haben
beim fall der ddr hat man vom internationalen währungsfond nichts gehört
aber daß man nachdem die zahlungsunfähigkeit seit spätestens dreiundachtzig
bekannt war versucht hat den zusammenbruch hinauszuzögern ist bekannt
warum
weil man vermutlich der ansicht war daß eine wiedervereinigung noch teurer
wäre als ein kollaps
die vierzigjährige fixiertheit der ddr auf die bundesrepublik und das
vierzigjährige gerede der bundesrepublik von der wiedervereinigung stehen
in einem direkten verhältnis zu der rat-und kopflosigkeit die alle befiel
als es soweit war
dazu eine interessante spätere äußerung eines ehemaligen bundeskanzlers
"...daß ihm immer klar war daß es dazu kommen würde
er aber immer gehofft habe es nicht mehr zu erleben..."
ein gut teil der hilflosigkeit hängt auch damit zusammen daß das erprobte
modell 'verdrängung durch arbeit' nicht funktioniert
achtundzwanzigster dezember siebenundneunzig
kainer
ist
abel
abel
alle
sind
kainer
neunundzwanzigster dezember siebenundneunzig
orgasmus
"der sein geld
wert ist"
dreißigster dezember siebenundneunzig
kA schlägt vor
"eine gesellschaft zum schutze der planeten"
zu gründen
und
Th & kA
sind dreissig jahre
"verheiratiget"
wäre letzteres anlaß für ersteres
einunddreißigster dezember siebenundneunzig
durch
siebzehn
erinnerungsjahre
kalendert
sechster januar achtundneunzig
erst
der wettlauf zum mond
dann
fünfundzwanzig jahre nichts
und nun
lunar prospector
schon sehr
mehr als auffallend
merkwürdig
zwölfter januar achtundneunzig
alte sprache
ich kenne dich
deinen trostlosen gang
vom herzen zu herzen
vererbter sich schleppend
der kahlen stirn
verdunkelte schlucht
worüber sich nur noch
vergessen wagt
ich sehe wie du träumend
deine seele mit fleisch bewirfst
gläser voll blut gießt
in deinen leblosen namen
und ich weiß du lebst
das ist das schwerste
bln 1966 (wiedergefunden beim sortieren alter briefe)
neunzehnter januar achtundneunzig
rätsel
er rechnet
sich nicht
und schlägt
doch zu buche
hciteR.D
zweiundzwanzigster januar achtundneunzig
mensch und natur
er:
jede idealität
ist eine einengung
sie:
deshalb ist deine geschichte
die von der beschränkung
deiner idealität
er:
ich kann nicht
fehlerfrei leben
sie:
und du mußt nicht
vollkommen werden
er:
ich soll die in meinem
fehlverhalten verborgenen
möglichkeiten uneingeschränkt
erproben aber die daraus
sich ergebende entwicklung nicht
aus freien stücken wollen
sie:
du bist zu jung
und zu lebhaft
er:
für eine gnadenlose kritik
von einem übergeordneten
standpunkt aus - verdammt
sie:
du verdienst jedermanns nachsicht
dennoch veranstalten wir beide
dieses ganze irdische affentheater
nicht nur zu unserem vergnügen
dreiundzwanzigster januar achtundneunzig
es gibt leute
bei denen das loch
größer ist als der arsch
das geht
man muß das maul
nur weit genug aufreißen
dritter februar achtundneunzig
die erstarrte offenheit
zb des westens
gegenüber dem osten
dritter februar achtundneunzig
der skispringer
von oben starrt er
auf die menge
der er enthoben scheint
die ihn herabschreit
daß er sich opfert
und den sprung wagt
der engelsmensch
der nicht weiß
ob er fliegen
oder stürzen wird
schießt er hinaus
in die bahn
seines flugs
dessen ziel nicht die erde ist
der punkt auf dem hang
den ihre krümmung berührt
wo er weich landet
und hart abprallt
an jubel und gedränge
denn er ist unnütz
solange er
unten ist
neunzehnter februar achtundneunzig
kA ist
für die verleihung eines
"ordens wider alle vernunft"
dritter märz achtundneunzig
der antisemitismus behauptet eine kollektivschuld der juden
die deutschen weisen im fall der verantwortung für die naziverbrechen
diese mit recht zurück
also (polemischer)
die kollektivschuld der juden ist die kreuzigung
eines einzelnen
die vernichtung von über sechs millionen juden
ist die tat von einigen deutschen
oder
wo steht das mahnmal des verbrannten buches
oder
wo steht das denkmal des vertriebenen schriftstellers
fragen an deutschland
hätte man soetwas früher genannt
dritter märz achtundneunzig
es gibt sie also doch
die anti-schwerkraft
vierter märz achtundneunzig
ein surrpfeifender ton
eines atemverschlagenden sogs
zwanzig grad warmer luft
ein rüttelndes wirbelndes
drehen ziehen und wehen
achter märz achtundneunzig
sieht man die biologische last die der mensch mit sich schleppt
(heutzutage fangen sie an sich gegenseitig die innereien zu klauen
"niere her oder es knallt") und die intelligenten leistungen die er
vollbringt (wir spähen das all aus bis zum ur-knall) dann klafft
zwischen beiden eine lücke (angst und glaube fehlen)
die sonntäglichen gottesdienste weisen auf das ausmaß der verkümmerung
dessen hin was diese lücke einst ausgefüllt hat und die erfolge
einschließlicher medialer veranstaltungen lassen den bedarf ahnen
also: die seelische brücke zwischen bestialität und intellektualität
der spirituelle bogen oder der geistige zusammenhang/halt werden es sein
worauf es ankommt (die gute alte zu artikulierende lücke) und den leisten
weder gottesdienst noch fernsehen auch oder gerade weil eines das niveau
des anderen hat gottesdienste auf fernsehart und fernsehen als gottesdienst
und das theater schließlich als mischung aus fernsehen und gottesdienst -
das theater der angstlosigkeit der arglosigkeit
neunter märz achtundneunzig
arbeitslose
aller länder
beschäftigt euch
oder
seid entlassen
millionen
vierzehnter april achtundneunzig
"wir streicheln mit speichel
vom schambein zur eichel
das schöne tier unserer männlichkeit"
fundstück
aus: chor der masturbanten
bln 1965
achtundzwanzigster april achtundneunzig
ein gefühl
als gingen mir
die eier ab
vierter mai bis vierzehnter mai achtundneunzig
norderney
achtzehnter mai achtundneunzig
auch aus
diesem land
bin ich
r a u s
zweiundzwanzigster mai achtundneunzig
a: ich habe dreißig jahre im ausland gelebt
b: wo wenn ich fragen darf
a: in der ddr
b: und gefällt es ihnen in deutschland
siebenundzwanzigster mai achtundneunzig
wann schreibt der o - affe
seinen "bericht"
für eine w - akademie
zehnter juni achtundneunzig
heute hängt
viel wasser
am himmel
kA
dreißigster juni achtundneunzig
orgasmus
der wie ein glutstab
im glied stecken bleibt
sechster juli achtundneunzig
orgasmus
auf breitester front
zwanzigster juli achtundneunzig
im anfang war das wort
das war auf einmal fort
dann war es wieder dort
da war der anfang fort
seitdem steht ende dort
das hat das letzte wort
sechster august achtundneunzig
sächsisch
ist eine
mundunart
neunter august achtundneunzig
"das licht erlöscht
und verrät den seher"
traumerinnerung
an meine berliner hinterhofzeit
im dunkeln am fenster stehend
und hinausstarrend
zehnter august achtundneunzig
immer dieses wunder der leer gewordenen stille die man auf einmal hört
und erfühlt wie sie verlassen ist ohne alles zurückgebliebensein und
plötzlich ist man auch verzaubert auch nur noch da aber dafür von diesem
dasein erfüllt und die dinge nehmen sich platz und zeit und werden so
groß wie sie wirklich sind in uns und man selbst wird klein vor staunen
vor ihrer großen einsamkeit
ein zustand der feindlosigkeit und des friedens wie ihn spielende kinder
oder ein unbeobachtetes tier oder greise erleben
als gäbe es keine vergangenheit mehr und keine zukunft ist alles eine
gegenwart und zwischen den wünschen und ihrer erfüllung vergeht nie mehr
zeit es gibt nur das unendliche jetzt das still steht
auch das auf seine art ewig
einundzwanzigster august achtundneunzig
bauernstroh
wer den fuchs füttert
braucht sich um die gans nicht zu sorgen
neunundzwanzigster august achtundneuzig
orgasmus
als würde mein schwanz
pfötchen geben
kA
vierter september achtundneunzig
ländliche wahlempfehlung
laß den arsch fahren
und halte dich am furz fest
siebenter september achtundneunzig
potz gingo und biloba
ich selbstvergesser
meiner wissenslügen
achter september achtundneunzig
kA
das augenkind
mit blumengroßen
kindaugen
dreizehnter september achtundneunzig
der richtige
zusammenhang
des falschen
zweiundzwanzigster september achtundneunzig
kaum bin ich unter menschen
mache ich alles falsch
"wann erscheint ihr roman"
"sobald sie verschwunden sind"
sechsundzwanzigster september achtundneunzig
orgasmus
ein ausläufer
ein auslaufmodell
dreissigster september achtundneunzig
wie soeben aus dem radio zu erfahren war
wurde die erde ende august
vom gammastrahlenblitz
eines neutronensterns getroffen
erster oktober achtundneunzig
bauernstroh
der bauer fällt
nicht weit
vom bulldogg
zwölfter oktober achtundneunzig
finanziell bin ich unabhängig
ich habe kein geld
einundzwanzigster oktober achtundneunzig
unbezahlte
geldarbeit
die welt
verwelkt
neunter november achtundneunzig
bauernstroh
es wird nie
soviel gelogen
wie vor einer wahl
und nach einer treibjagd
und an jahrestagen
füge ich hinzu
fünfundzwanzigster november achtundneunzig
das liebliche taubertal
ist zu einem gewerbegebiet
mit radweg verkommen
dreissigster november achtundneunzig
rücksicht
vorarbeit an sechzehn geschichten gleichzeitig
geldarbeit mit vier komponisten gleichzeitig
warten auf zwei verträge gleichzeitig
geld seit fünfzehn monaten keinen pfennig
jetzt ändere ich das
dritter dezember achtundneunzig
ein orgasmus
der sich mit
meinem samen
auf und
davon macht
vierter dezember achtundneunzig
eine vorübergehende wehmut
über meine fehlenden
sozialen eigenschaften
zb familienlosigkeit
siebenter dezember achtundneunzig
orgasmus
daß er mir zu berge steht
fünfzehnter dezember achtundneunzig
'...denn die friedliche revolution
sei ein fall von höherer gewalt!'
ansicht eines friedhofsgärtners
sechster januar neunundneunzig
orgasmus
der wie ein zug
an mir vorüber fährt
sechsundzwanzigster februar neunundneunzig
fax
in farbe
nachtrag märz neunundneunzig
die letzten drei monate
waren wie der aufenthalt
in einem anderen reinen element
nachträglich entsprach dem juist
wo es nicht wasser oder sand
sondern nur meer gibt
selbst der himmel der sand
sind ein teil des meeres
langsam sinke ich auf die erde zurück
und beginne zu ergründen wo ich war
verwunderung über alles geschlechtliche
der genuß des fleisches
wie umständlich
armer hund
der keine andere lust
zu kosten weiß
elfter april neunundneunzig
die ersten aufnahmen
von 'global surveyor'
postkartenformat
daß der mars von einer staubschicht bedeckt ist
läßt den eindruck aufkommen wir befinden uns in
einer 'dreckecke' oder müllkippe (rumpelkammer)
der galaxis
eine dicke staubschicht sagt aber auch
da war lange keiner...'vergessen'
sechster mai neunundneunzig
berlin
erstmals ein halt oder festhalten
in und am zusammenhang
das reicht zurück bis wartburgstraße
schoelerpark helmstetter straße
außerdem
die stadt erholt sich
der reichstag
eine mediale arena
alles nach maßgabe
der politikerdarstellung
durch das/im fernsehen
nicht ein hauch mehr
von demokratie
dreißigster juni neunundneunzig
orgasmus
der sich
überschlägt
sich
überschlagend
mit überschlag
erster juli neunundneunzig
hinderlist
die hinderer
die einen hindern
daran hindern
einen zu hindern
das hindern
zu verhindern
dritter juli neunundneunzig
keiner hebe
das erste bein
(hunde-regel)
siebenter juli neunundneunzig
Th & kA
das doppelkind
elfter juli neunundneunzig
die liebesparade
ist das vergleichbar
dionysischen oder bacchantischen umzügen
das metaphysische verdrängt vom ökopsychischen
oder wie es heute heißt
dem ideologiefreien WIRgefühl der ICHs
neunzehnter juli neunundneunzig
konfuzianisch
die gegensätze dynamisch wirken lassen
zb china
verschiedene systeme in der einheit des reiches
einheit der gegensätze
christlich
die kehrseiten der medaille statisch idealisieren
zb europa
koexistenzen isolieren
gegensätzliche oder entgegengesetzte einheiten
vierundzwanzigster juli neunundneunzig
stephan hawking
hält fünfzehn uhr
im auditorium maximum
der universität potsdam
einen vortrag
und wir kriegen
keine eintrittskarten
apropos STRINGS
'strings in the earth and air'
einunddreißigster juli neunundneunzig
'lunar prospector'
(vgl karte 1225/6.jan 98)
ist per gezieltem absturz auf der mondoberfläche aufgeschlagen
um einen nachweis über vorhandenes wasser auf dem mond führen zu können
angeblich würde sich mit teleskopen von der erde aus in der beim
aufschlag entstehenden staubwolke enthaltener wasserdampf feststellen
lassen
mit an bord die asche des kometenforschers
shoemaker der so begraben sein wollte
ist der (erste) mann im mond also doch
ein schuhmacher (meister pfriem)
neunter august neunundneunzig
theater ein aspekt
'die spielerische übertragung ins illusorische...'
dazu ist zu sagen
die künstlich hergestellte 'zweitwelt' unseres bewußtseins
dh die illusion gelingt nicht mehr (schon gar nicht durch das wort)
alle übertragungsversuche heutiger probleme auf die
'damaligen' stücke bleiben im interpretatorischen stecken
und das spielerische wirkt nicht mehr angstbefreiend
weil es nicht selbst antrieb ist (sie spielen nie ihr eigenes spiel)
bestenfalls also therapie vom irrsinn der 'anderen'
die illusion die sich der dichter von der aufführung
seines stückes macht kann er gleich ganz 'vergessen'...
elfter august neunundneunzig
sonnen'finsternis'
den mondschatten aus einer erdumlaufbahn
zu beobachten
ist die zeitgemäße perspektive
aber welchen schatten würfe die sonne
schwarz verfinstert wohin
nach ihrem untergang
zwanzigster august neunundneunzig
septemberisierter august
oder
herbstliche hundstage
einunddreißigster august neunundneunzig
dorffest
die gipfel der dummheit
umschleiert
vom dunst der vernunft
zweiundzwanzigster september neunundneunzig
fußnoten
zur menschheit
'aus sicherer
entfernung'
dreiundzwanzigster september neunundneunzig
plötzlich -
ein morgen
ohne
errektion
("herbst-anfang")
neunundzwanzigster september neunundneunzig
die 'roten'
sind bei 1968 stehen geblieben
die 'grünen'
sind bei 1979 stehen geblieben
die 'schwarzen'
sind bei 1989 stehen geblieben
volksmund
sechster bis achtundzwanzigster oktober neunundneunzig
el hierro
6.okt
nachm nach kelsterbach hotel astron
7.okt
6 uhr 35 nach teneriffa nord per bus in ein hotel drei stunden zeit
spaziergang am meer viel kaffee 16 uhr 30 nach el hierro per mietwagen
zur casa oroval fisch aus der büchse und wein zum abend
8.okt
früh eier aus der teflonpfanne ohne fett merkwürdiger geschmack
blick auf la palma maultiere schreien mädchen mit hervorquellenden
augen geldwechsel und einkauf in valverde dann fahrt nach la restinga
gegessen suppe aus muscheln und reis gambas mit knoblauch frittierter
kaiserbarsch (alfonsino) und ananas (pena) dazu wein abends vom haus
über den atlantik geschaut und avocados getrocknete feigen und süßen und
trockenen wein mit kA
9.okt
tagsüber spaziergang auf der meseta de nisdafe quer über die alten
weideplätze ein stück an der kante entlang (risco de tibataje)
und zurück abds gekocht huhn mit kartoffeln zwiebeln und mojo verde
und hühnerleber und hühnersuppe und käse kuchen wein
10.okt
gemütlich gewandert mit pausen von guarazoca über mirador de la pena
tibataje izique bis zur ermita de la caridad und mirador de jinama
immer an der kante des risco entlang und zurück
11.okt
lange geschlafen lange gefrühstückt mit dem auto von guarazoca nach
sabinosa über san andres und frontera weiter zur playa arenas blancas
ausgeruht ohne zu baden und zurück
12.okt
badetag in pozo des las calcosas abds kaninchenklein in wein und feigen
und pfeffer gekocht
13.okt
lange geschlafen lange getrödelt wieder pozo de las calcosas
thunfischsalat und muscheln a la plancha guter wein am meer geschlafen
von ebbe zu flut
14.okt
mit dem auto bis unterhalb echedo dann zu fuß zum punta norte und
charco manso bewegter atlantik gebadet und aufs meer gesehen abds
papas arrugadas y frittas in eigener herstellung
15.okt
bruma erst auf der abfahrt von valverde nach puerto de la estaca
ist alles wieder hellblau mit dem auto an der küste entlang bis zum
parador nacional gebadet und zurück alles am nachmittag vormittags
waren wir im nebel auf dem hügel über guarazoca spazieren um unsere
regenjacken zu testen
16.okt
nocheinmal mit dem auto bis zum parador nacional dann die küste nach
süden entlang gewandert bis es nicht weiter geht schwarzer sandstrand
lange gebadet noch länger aufs meer und die berge gesehen spät zurück
17.okt
vorm bis nachm 'besteigung' des malpaso bei bruma total nebel regen
keine sicht abds entlang der küste bei mocanal zum sonnenuntergang
18.okt
die große tour von guarazoca nach las montanetas dann die abkürzung
zum mirador de jinama von dort auf die große straße nach frontera bis
raya la llanja dann nach links hinab hoya de morcillo immer der straße
nach an den roque de julan vorbei und el tomillar bis zur ermita virgen
de los reyes dann zum faro de orchilla von dort zur playa del verodal
gebadet von dort über pozo de la salud sabinosa los llanillos tigaday
la frontera mirador de jinama wieder zurück bis jarales und dann die
abkürzung zur casa oroval
früh vor der großen tour in valverde einkaufen abds thunfisch
anschließend besoffen
19.okt
irgendwo zwischen las calzadillas und la asomada an der straße nach
ermita virgen de los reyes geparkt weiter nach unten gelaufen auf einem
vorsprung unter pinien gesessen man sieht im umkreis von einhundertachtzig
grad weit über el rio über el julan bis zum faro de orchilla abds gibt es
hühnerleber gambas huhn weißen wein
20.okt
den halben tag die kreuz die quer durch den el fayal (fayal-brezal)
spaziert bis hinunter in den el pinar und wieder hinauf
21.okt
wie vortags durch den nebelwald heute durch die lavawüste der los lajiales
dh vorher mit dem auto nach la restinga und zurück
22.okt
ganztags am meer pozo de las calcosas ohne zu baden der brandung
zugeschaut
23.okt
insel und atlantik unter wolken erst pozo de las calcosas den brechern
zugeschaut dann nach tamaduste baden dann zurück nach las calcosas sardinen
gegessen wein getrunken dann wieder ans meer hinunter dann in le moncanal
in die bar
24.okt
früh nach frontera zum sonntagsmarkt mercadillo das märktchen patawein
und mangos gekauft in der bar frischen oktopussalat nach punta grande dann
zurück mittags die eigene suppe gegessen und dann wieder nach las calcosas
ans meer bis abends
25.okt
vorm am mirador de isora gesessen nachm am pozo de las calcosas
26.okt
vorm wege in die stadt und rückflugtelefonate nachm zu fuß zum arbol santo
und über die el chijo genannte gegend zurück dann kreuz und quer hoyo del
barrio betenama und casa del monte
27./28.okt
mittags umbuchung wegen sturm nachm nach teneriffa nord eine nacht
im hotel und zurück
die maultiere schreien den mädchen quellen die augen hervor
ab einbruch der dunkelheit schmeckt der wein nach lava feigen und ziegen
schau dir ihre autos an ihre häuser und ihre grabsteine sagt kA und du
weißt alles von den deutschen
alt und wach muß ein greis sein wie wachholder
an manchen abenden ist die gesamte kammlinie der insel frei
ganze tage auf dem bidet auch das kann ein vergnügen sein
wechselt das wetter ändert sich das gemüt
schönes bild 'das auslaufende jahrtausend'
das katholische bewährt sich noch immer im heidnischen öffentlicher
umzug der virgen zwischen erese und guarazoca trommeln pauken pfeifen
kastagnetten dazu tänzer und hirten mit stangen reiter und pferde an den
häusern fahnen und palmenzweige immer der gleiche rhythmus die gleichen
triller schritte sprünge
auf den lavapisten kA am steuer meisterlich
nachts im weltall unterwegs herumtreiber zwischen den galaxien
kA verletzt sich am kopf
es gibt noch plätze von ruhiger größe und schönheit die unserer seelenlage
entsprechen aber wehe der freizeitpark ist voll dann kann schon ein
radfahrer alles kaputt machen
oberhalb san andres herzklopfen auslösendes himmelsbild man denkt bei dem
kegel an ein raumschiff
hier hilft gegen den kater nicht mal die übliche bierinfusion
fayal brezal die mischung aus heide englischem garten und stadtpark
nebel und grün
am meer vier bis fünf meter hohe brecher die luft aus salzigem
wasserstaub dröhnt kracht vibriert
der herbst kommt plötzlich den feigenbäumen fallen 'auf einmal'
die blätter ab eine woche später beginnt alles von vorn
bruma daß man die straßenränder nicht erkennt
wetter es regnet uns glatt die aschepisten hinunter
der blick von san andres
fazit der reise
erste erfahrung der weite leere öde des raumes
in dem geist gott glaube vill alle unsere bewußtseinszustände
wie verlorene inseln existieren
und welche schöpferische leistung es ist
solche geist gott glaubenszentren in diesem nichts
des raumlosen raums zu denken
da ist außer gott und uns nichts
und man fragt sich wohin ist das leben
ich war in der äußersten ecke des lebens
abstecher nach UtOp 1a
erste orientierung alles überzogen von einer dicken ascheschicht
so könnte ich mir die besiedlung eines himmelskörpers vorstellen
das ganze wirkt wie ein kleiner alter planet mit dem lange niemand
etwas anzufangen wußte bis plötzlich jemand auf die idee kam ihn zum
teil mit echtem teils mit synthetischem material in einen erdähnlichen
oasestern umzubauen und mit ein paar kolonisten zu besiedeln
abkömmlingen der erde
manche vulkankegel erinnern an computerentwürfe der landschafts-
oder planetengestalter
nachts dann die befreiende wirkung aus dem 'künstlichen erdähnlichen
ferienparadies' herauszutreten und wieder einen raum um sich zu haben
wo es genug sterne gibt um sich räumlich zu orientieren schade daß es
mit bloßem auge nicht möglich ist die milchstraße räumlich zu erfassen
die landschaft - wie wenn hobbygärtner zuviel auf einmal wollen
die environmentdesigner oder umweltgestalter haben möglichst alles
auf einem zu engen raum verteilt immer ist etwas kleiner oder größer
in der wirkung als tatsächlich und der eindruck wird von wirtschafts-
gebäuden und den stationen gestört
abends werden von den klimamaschinen schwarze wolkenwände
vorübergeschoben
man fragt sich ob der sternenhimmel echt ist
eine art völkerkundlich-virtueller einheimischer ureinwohner des
kleinstplaneten laufen vorüber die frauen mit schwarzen büchern in
der hand die männer in silbergestreiften trainingshosen
dann sinken wir in einen schlaf den man nicht schläft sondern in dem
man sich umsieht
abends verstärkt sich der eindruck des bio-sphärischen
es gibt straffällig geworden oder konstruktiv fehlgeschlagen wirkende
halbandroiden welche strafversetzt oder verbannt hier so eine art
hilfsdienste verichten müssen auskünfte etc
ich habe das gefühl meine träume werden manipuliert es laufen
ausschließlich erotische sequenzen über den hirnbildschirm
die unterwasserbehörde gibt jeden tag die zu fangende fischmenge frei
die formen der lava auf den ersten blick willkürlicher gestalt
offenbaren beim zweiten hinsehen ein das unbewußte beeinflußendes
raffinement
so ähnlich wie an den gotischen kathedralen ungeheuerköpfe in die
tiefe spuckten und starrten so sind die lavagestalten nachbildungen
aus der verflossenen mythologie des unendlichen
eiserne recken schachteln sich glattgeharnischt anein-und über-
und nebeneinander
krieger in hehrer wehr und rüstung
danteske köpfe blicken hinab gruppen verdammter halten sich
umschlungen nicht naturformen treffen zufällig das humane sondern
absichtlich umgekehrt bilden humane subformen ein natürliches
abends die allergrößte illusion die sichel eines mondes absurd
bedenkt man in welchem teil des alls wir uns befinden ein bild des
erdmonds wahrhaft theater
mausgraue katzen in der bucht am meer
die originalwiedergabe eines dorfes der ehemaligen ureinwohner
abschreckendes beispiel früher lebensformen
eine frau dick wie sancho pansa die ihren mann dünn wie don quixote
als angel zum fischen benutzt
aber nochmal zum vorigen humanoide formen als naturimitation das ist
die idee dieses biosphären-reservates
aus irgendeinem grund wurde auf diesem kunstplaneten auf längen-und
breitengrade verzichtet außerdem stimmen die uhrzeiten nicht mit den
tageszeiten überein die willkürliche zeiteinteilung und der umstand
daß in einem nicht berechenbaren zyklus der planet unter NEBEL gesetzt
wird was jede orientierung erneut erschwert - das alles trägt dazu bei
den eindruck von gewohnheiten zu vermeiden man müßte seine arbeit
so ständig rundum erneuern
das ist ein weiteres prinzip hier den eindruck der gleichmäßigkeit
durch die illusion pausenlos-zufälliger erneuerung hervorzurufen
einmal muß an der küste ein teil der planetenanlage durchgebrannt sein
es hat eine art sturmflut gegeben die einen teil der küstenkonstruktion
demoliert hat das erinnert wieder an den technischen standart
des ganzen systems fragwürdig
aber es ähnelt einer freizeitoase wie sie leroi-gourhan vorausgesehen hat
selbst die möwen fliegen computersimulierte flugprogramme die sich
wiederholen überhaupt ein weiteres prinzip dieses reservates die grenze
zwischen realität und virtualität ist nie feststellbar je näher man ihr
kommt umso mehr weicht sie zurück je mehr man sich von ihr entfernt um
so näher ist sie manchmal scheint die realität nur einen schritt breit
zu sein und der abgrund dafür virtuell dann wieder ist das meer weit und
real und gerade dieser eindruck virtuell erzeugt
die fahrzeuge die einem entgegenkommen bzw deren insassen sind offenbar
gesteuerte programme denn sie zeigen sich unbeeindruckt von schotter
abgrund gefälle sie fahren wie somnambule achterbahn mit unverändertem
tempo ohne eine miene zu verziehen halsbrecherischste pisten entlang
während wir mit übelkeit im magen uns festkrallen und zittern und uns
durch die gegend tasten
womit ich zum zweiten punkt dieses biosphärischen komplexes komme
die wahrscheinlich größte leistung bei konstruktion dieses komplexes
war daß die gesamte anlage auf die psychische beschaffenheit des einzelnen
besuchers sich einstellen läßt
solange man sich klein und müde fühlt hält sich auch die gegend mit
ihren eindrücken zurück in dem maße man freier wird die augen anfangen
zu sehen man weite und größe empfindet paßt sich die landschaft diesen
seelischen gegebenheiten an und erfüllt deren erwartungen
eine biosphäre also die sich der seelenlage ihrer bewohner anpasst bzw
diese seelenlage steuert eine glanzleistung
beeindruckend in diesem zusammenhang die sogenannten lavagärten
raumschiffe welche neue kurgäste bringen oder nur parken oder
vorbeifliegen oder uns überwachen erinnern daran wo wir sind
die abteilung für horizontgestaltung startet ein wolkeneilandprogramm
welches den eindruck eines archipels vermittelt
wie wenn der himmel plötzlich weltraumschwarz wäre und nur noch ganz
fern ein einziger letzter stern würde uns panik ergreifen trauer oder
müßten wir uns entschließen aus dieser sackgasse des universums
aufzubrechen
diese sogenannten vulkane entpuppen sich bei genauerem hinsehen
als die steuer-und auspuffdüsen der antriebsaggregate im inneren des
himmelskörpers mit welchen dieser im all manövrieren konnte
und nun zeigt sich uns eine weitere großartige idee der konstrukteure
dieses künstlichen planeten man hatte ihn so konzipiert daß man ihn
insgesamt mit allem drum und dran also den globus samt atmosphäre
mittels der in ihm gespeicherten energie im universum
herumtransportieren konnte
man stelle sich den planeten erde vor mit einem antrieb gespeist aus
dem flüssigen kern und dessen energie wie er langsam und behutsam
wie eine seifenblase seinen weg aus dem planetensystem wo er geparkt war
hinaus ins all nimmt
wir waren uns nie ganz sicher ob wir während unseres urlaubes irgendwo
geparkt worden waren oder unbekümmert weiter drifteten
unser bewußtseinszustand jedenfalls glich nach vierzehn tagen einer
gelöschten speicheranlage wir waren in einer freien nullage und konnten
uns später neu programmieren lassen
es war wie ein zustand der betriebslosigkeit in den man eigentlich nur
künstlich versetzt wird wenn man eine längere transgalaktische reise
anzutreten hat
nachts wird die virtualität abgestellt und der kahle kunststern
stellt den betrieb ein
die jahreszeitensampler spielen verrückt es regnet uns glatt die
aschepisten herunter
nachts die letzten gedächtnisecken werden vom erinnerungsmief gelüftet
der kunststern weiß mit uns nichts mehr anzufangen und spuckt uns aus
wir müssen auf das mutterraumschiff wechseln es gleicht einer überfüllten
strafkolonie beim transfer (transsex ist auch gut) die umwandlung aus
real/virtuell in wirklichkeit ist gefährdet wir sitzen in einem zum
irrenhaus umgebauten hotel
man fragt uns welches sternbild der staat unserer totfreunde hat
dem wir diese reise zu verdanken haben
bevor es zurück geht will man wissen wo wir waren
wir waren in der äußersten ecke des lebens
zehnter november neunundneunzig
'westdeutsch'
halten sie diskretionsabstand
im intimbereich
'ostdeutsch'
geh aus der frau raus
es gibt auch
die andere möglichkeit
gott tritt der welt
in den arsch
damit sie sich
schneller dreht
zwölfter november neunundneunzig
es passiert ähnlich wie einundachtzig
nach der reise rom ischia völs
ich tue danach nicht dergleichen
und werde von einem bewußtseinsschwall
regelrecht weggespült
seit der großen tour in der nacht
achtzehnter oktober neunundneunzig
war ich noch nicht wieder zurück
vierundzwanzigster november neunundneunzig
vom arschtritt
zum mausclick
über die energie
der trägheit
fünfundzwanzigster november neunundneunzig
wie sähe die erde aus
drehte sie sich
um eine west-ost-achse
erster dezember neunundneunzig
die auskunft des seiltänzers
ich benötige das seil nicht
um darauf zu tanzen
das seil ist erforderlich
den absturz zu vermeiden
getanzt wird von mir
grundsätzlich in der luft
zweiter dezember neunundneunzig
auffallend
die vernachlässigung
des hochdeutschen
in sprache und schrift
'orale piktographie'
achtundzwanzigster dezember neunundneunzig
in der dorfkneipe
aaahl ißscht du ?
deees sinnn doohh
aaahhßsfresser
hei joh !
mir fuddere doh
ah nix läbbendes
der vierzehnjährige sagt
aufmerksamkeit erregt man nur noch als massenmörder
das ist das problem
zu lernen ohne 'aufmerksamkeit...' zu leben
sechseinhalb milliarden können nicht
ihre gegenseitige aufmerksamkeit
durch massenmorde 'erregen'...
'!unbemerkt leben!'
fünfter januar zweitausend
berlin nullter nullter null null
auf der straße
mehr scheiße
als hunde
babelsberg potsdam
die villen am griebnitzsee
einsteinturm
der versuch etwas relatives
in die architektonische form zu bekommen
das eremitische des turms
etwas nur einem zweck einer bestimmung zu widmen
der nicht singuläre herausgehobene standort
zwanzigster januar zweitausend
c. o. m. p. u. t. e. r.
dreiundzwanzigster januar zweitausend
nach drei tagen
'spielen mit der elektronischen eisenbahn'
man sollte staaten
zu einem state-net verknüpfen
und eine software installieren
zur lösung der gängigsten probleme
state operating system
s.o.s. bimbes
sechster februar zweitausend
im radio
melodramen
vorform
des kintopps
sechzehnter februar zweitausend
toastergroße
satelliten
das neuste
im orbit
vierundzwanzigster februar zweitausend
volksmund
frühjahrswinde
aus den löchern
zu bloosen
mit lau(t)em
krawall
um das haus
heult der wind
mutter macht
vater 'n kind
fünfundzwanzigster februar zweitausend
'demokratie ist
die diktatur
des gesetzes'
putin
zwölfter märz zweitausend
mainfränkisches museum
marienburg würzburg
riemenschneider
mutter mit kind
gefunden
rhön grabfeld
so zerstört
daß sie
modern wird
modern - d
neunzehnter märz zweitausend
im zirkus
keine messerwerfer
keine feuerspeier
keine trapezkünstler
keine seiltänzer
keine kunstschützen
keine akrobaten
keine fliegenden menschen
keine trampolinspringer
keine reiterkunststücke
keine kautschukfrau
'kein nuscht kein gar nuscht'
und vor allem
keine sprechenden clowns
nur pantomisten
achtundzwanzigster märz zweitausend
das leben raubt
dem theater
die illusion
der tod gibt
der illusion
das theater
zurück
(werbezettel zu g.m.b.s.)
elfter april zweitausend
gattungsbegriff
geldarbeit
opera operata
um des bloßen
'verdienstes'
willen
verrichtete
werke
mai zweitausend
spiekeroog
die insel
wo das meer
den strand
noch für
sich hat
dreissigster mai zweitausend
man arbeitet
nie genug
nur zuviel
sechster juni zweitausend
heiteres beruferaten
auf dem lande
typische 'handbewegung'
für dichter
'der zerbricht sich
den kopf'
achtzehnter juni zweitausend
in den gärten
dieses zwischending
aus krematorium
und grabstein
genannt
G R I L L
siebenundzwanzigster juni zweitausend
zur genom-entschlüsselung
DNA sequenzen und basen codifizierung
das wäre ein weiterer aspekt
der 'kirchenfunktion' der industrie
die alleinige besitzerin einer patentierten
wahrheit bzw wissens zu sein
besonderer vorteil
das experiment dürfte 'un-wiederholbar'
und damit nicht nachprüfbar sein
anderer aspekt
von der kenntnis der zahlen bis zur mathematik
vom alphabet bis zur poesie
aber
vom genom zum G N O M
neunundzwanzigster juni zweitausend
das auschwitz-modell des imperial war museums
sieht aus wie die berühmte chinesisches terracotta-armee
und zeigt wie die 'darstellung' den gegenstand 'historisiert' -
statt der gegenstand die historie darstellt
zwölfter juli zweitausend
orgasmus
wie eine
giftspritze
sechzehnter august zweitausend
orgasmus
wie ein lichtfick
ins sommerloch
einundzwanzigster august zweitausend
bericht eines russischen kapitäns
am nordpol gibt es seit zehn jahren
eisfreie stellen offenen wassers
und möwenvögel
dreizehnter september zweitausend
apfelernte
acht zentner
fünfundzwanzigster september zweitausend
das alte lied
'zum leben
verurteilt
zur freiheit
gezwungen'
zeit urlaub zu machen
achtundzwanzigster september bis vierundzwanzigster oktober zweitausend
toscana
28.sep
mit dem auto bis tösens in tirol beim raggel alois direkt am inn
zwei nächte
29.sep
bei bestem wetter autoausflug nach samnaun und stilfser joch
über st.maria und laatsch zurück
30.sep
bei strömendem regen ab trento weiterfahrt 18 uhr 45 ankunft
poggio di montepescoli eingerichtet wein getrunken
1.okt
regen zu fuß nach paterno alles zu mit dem auto nach pelago
sonntag in einem toscanischen dorf wir stehen herum und trinken caffee
bis es wieder regnet man sieht fast nichts
2.okt
vormittags einkaufen in pontassieve der supermarkt ist geschlossen
wir werden mit allem versorgt bei luigi dem metzger an der
piazza washington mittags den rest in pelago eingeholt dann gekocht
gegessen getrunken geschlafen gegessen geschaut spaziert filet aus der
pollobrust in vinosanto gedünstet es gibt gewitter und wetterleuchten
langsam wird es klarer die zikaden beginnen wieder zu 'sägen' und
hören sich an wie junge frösche
3.okt
mit dem auto nach vallombrosa zu fuß auf den monte secchietta und
zurück teilweise im nebel ausgiebig getafelt und abendspaziergang
4.okt
nass mit dem auto von montepescoli über paterno pelago diacetto
passo della consuma poppi bibbiena chiusi della verna nach caprese
michelangelo und über la verna chitignano talla loro castellfranco
regello vallombrosa zurück
5.okt
erstes interessantes licht warm still graublau schattig verschleiert
wir fahren nach pelago zum markt und kaufen ein kilo panicchie an denen
wir uns die finger wund popeln am nachmittag über pelago diacetto auf
die andere seite richtung rúfina bis zu dem flecken FALGANO
dort auf der wiese oberhalb geschlafen den ort besichtigt am abend gibt
es auf dem poggio ein toskanisches abendessen 'cena' aus aperitivo
(oliven salami käse) dann farinata gialla col cavolo nero (eine mais-
mehlsuppe mit schwarzkohlblättern erinnert fern an die caldo verde
oder die blätter von kohlrabi) hauptgang waren spiedini di fegatelli
e lombo (spieße mit stücken von schweinefleisch und leber) dazu
rape saltate (gebackene rüben-scheiben) hinterher cantuccini
e vinsanto (eine art mandelzwieback der in trockenen sherryartigen
dessertwein getaucht wird) zum schluß caffee (inclusi wie alle bevande)
6.okt
über pelago diacetto borselli nach pomino 'pomino frescobaldi'
gekauft weiter in das tal der sieve nach scopeti von dort zu fuß
den monte giovi angegangen kurz vor dem ziel wegen gewitter hagel
wolkenbruch zurück (im pferdestroh den schlimmsten guß abgewartet
und von den dort ansässigen tierchen zerbissen) auf dem rückweg
in pomino den zum wein passenden schinken gekauft abends getafelt
und nachts 'eine pomino-jause oder sause' abgehalten dann mit
äußerstem wohlbehagen weiter geschlafen (ein wohlbehagen welches
den namen 'rausch' verdient kA war regelrecht verschönt vom
angesäußeltsein!)
7.okt
über pontassieve sieci molino del piano velta le croci nach
fiésole rundgang ohne museen und zurück
8.okt
autofahrt in den/das chianti über incisa san paolo strada greve
der berühmte trödelmarkt der obligate brunello vino nobile die obligate
marcelleria antiqua die obligate wildschweinsalami und der speck
über figline zurück
9.okt
ein ausruhtag bei brauchbarem wetter das eine drittel kloster in
falgano welches wir uns ausgesucht 'hätten' kostet laut auskunft der
stadtverwaltung rufina sechshundertfünfzigtausend mark wir trinken
darauf einen schlechten vernacchio gehen spazieren dafür ist das brot
vom alimentari in paterno sehr gut ('holzofenbrot' ein blödes wort
denn natürlich ist der ofen nicht aus holz...)
10.okt
mit dem zug nach arezzo auto geparkt in st.ellero einfach durch die
stadt ganz gelassen treiben lassen zum glück als erstes san francesco
als 'raum' wundervoll wirklich sehr 'grandios' die piazza grande dann
bei regen im palazzo pretorio einzelausstellung des bildes
LA MADONNA DEI FUSI von leonardo da vinci wir waren allein und konnten
uns viel zeit lassen der berühmte blick von der festung mußte wegen regens
ausfallen auf dem rückweg kaufen wir beim islamischen metzger eine drei-
pfündige 'fiorentina' an der wir die nächsten drei tage essen werden
und da auch die beste fiorentina nicht nur aus filet besteht genehmigen wir
uns genau dieses stück zum brunello als erstes sehr buono
11.okt
mit dem zug nach florenz zuerst in die sakristei der medici-kapelle
leider war die kuppel im inneren durch baugerüste abgedeckt und eine
holzbalkendecke eingezogen um an der kuppel arbeiten zu können dadurch
fehlte die gesamte so großartig ausgedachte 'natürliche beleuchtung'
dann durch die altstadt einmal um den dom ohne hineinzugehen später
piazza della signoria ponte vecchio dazwischen aber galleria dell'academia
mit den sklaven und dem david und an vielen anderen palästen vorbei
12.okt
ein ausruhtag nach einer sturmnacht aus warmem südwest und viel regen
nun ist es riesenwolkig und bläst und bläst und bläst nachmittags ein
spaziergang zu den 'castellini' am abend gibt es vino nuovo con maroni
13.okt
florenz ab 8 uhr 30 in der 'schlange' vor den uffizien kurz vor zehn
beginn der 'besichtigung' nach der gallerie in den uffizien zum
palazzo pitti in die galeria palatina danach zum ausruhen in den giardino
de boboli von dort nach einer halben stunde den domo von außen beschaut
dann kA einkäufe und abends zurück es gibt einen prächtigen octopus (pulpo)
und weißen pomino florenz war ganztags in milchlicht bei wüstenwarmem
scirocco
14.okt
über rufina londa auf die höhe 'valico croce a mori' lange spaziert
in richtung monte falterona und gesessen und geschaut
15.okt
ein totaler regen-sonntag seit zwei wochen ändert sich das wetter
täglich von scirocco bis nebelregen abends bricht bei mir eine neue
erkältung aus...es ist zum...'in der toscana urlaub zu machen'
16.okt
über dicomano zum passo del muraglione dort gewandert über rufina
weinkaufend zurück vorher in san godenzo auf dante einen vecchia
romagna gehoben (mit aspirin) und die kirche besichtigt
17.okt
es regnet die halbe nacht und den halben tag ich lebe von tempo-
taschentüchern und aspirin mittags kommt die sonne wir fahren einkaufen
in den supermarkt von pontassieve die erkältung läßt nach nachmittags
der kleine flecken nippozano und das weingut derer von frescobaldi
abends schwelgen wir in den weinsorten bzw jahrgängen der marchesi und
freuen uns daß die influenza keinen einfluß mehr hat
18.okt
noch einmal bis passo del muraglione und richtung monte falterona
spaziert und zwei stunden auf die berge geschaut über falgano zurück
19.okt
in nippozano auf dem castell gesessen und die landschaft angesehen
dann wein getrunken und 'schalentiere' gegessen
20.okt
inzwischen scheint die sonne es ist warm die nebel wallen und die
olivenernte beginnt da bleiben wir noch ein paar tage endlich ist es
schön so schön daß sich die katzen auf den rücken legen...
21.okt
diesmal richtig oben auf dem monte giovi auf der rückfahrt markt
in rufina
22.okt
der signore und die signora sind auch weggefahren und wir bleiben
ganz allein zurück das appartement nummer 1 'il aliegio' wäre in der
vor und nachsaison ideal für 'geldarbeiten'
23.okt
wunderschöne autorückfahrt die ganze gegend sichtbar besonders
das licht in der emilia romagna und die berge mit den letzten
sonnenstrahlen auf dem ersten schnee im inntal im dunkeln wieder
bis tösens zum raggelalois
24.okt
zurück
caprese das michelangelo-museum hat gamnasial-niveau
la verna das kloster dient der seelischen massenabfertigung
arezzo san francesco wundervoll wie fast alle leeren kirchen
nicht leer von menschen sondern leer von barockem christlich-
haidnischem bay-werk so werden archaische räume daraus räume
nicht plätze solange sie die längsform der balken und das schiffs-
rumpf-dach beibehalten
piazza grande wirklich grandios ein öffentlicher und damit theatralischer
platz man begreift wieder wie wenig öffentlichkeit in den städten noch
vorkommt wo fastfoodinierende mobilophobe routiniert gehetzt einander
ausweichen
la madonna dei fusi da vinci der knabe ist schon halb so groß wie seine
mutter das kreuz ähnelt einem wissenschaftlichen präzisionsinstrument
die landschaft aus eisgipfeln wirkt himmlisch als hätten mutter und sohn
die 'erde' noch vor sich (vielleicht ein zugang zu diesem schwierigen bild
das auf mich wie ein traum wirkt aus glücklichen tagen vor dem leidensweg
oder danach ?) aber...
... und das ist eine abschweifung diese madonnen sind auch immer
mädchen um die vierzehn sie können noch so geheimnisvoll lächeln
man sieht daß sie noch nichts anderes können noch haben sie keine
kinder noch haben sie nicht 'gelebt' und darum auch lächeln sie
ohne zu wissen warum (vgl zb 'die schwangere' von raffael - das ganze
gegenteil) doch zurück zu da vinci schön ist die rechte hand der
madonna und wie sie den knaben 'versuchsweise' losläßt...
noch arezzo eine straße wo links bocaccio und rechts petrarca wohnte
und aretino wirkte wo gab es das sonst (prag?) es ist unvergleichbar
florenz sakristei der medici-kapelle der lichteinfall war nicht
zu bewundern bauarbeiten
die beiden medici schauen auf eine madonna mit kind und zwei heilige
ärzte was die merkwürdige verdrehung der blickenden erklärt die man von
den abbildungen kennt
die gruppe der madonna mit kind und ärzten wirkt blaß wie 'hingestellt'
nicht in das ensemble der sakristei eingefügt
der abend der morgen die nacht der tag beeindruckend ist auch die
ökonomie mit der die liegend verdrehten figuren aus den sehr schmalen
blöcken herausgearbeitet sind
die sakristei das sie nicht ausgemalt ist wirkt heute eher vorteilhaft
florenz galleria dell'academia die aufstellung der michelangelo-
skulpturen ist denkbar schlecht
der jugendliche sklave war eingepackt und nicht zu sehen
der erwachende sklave ohne überraschungen
der bärtige sklave von vorn schaut man in ihn hinein wie in eine felswand
der atlassklave ist der gewaltigste selbst noch stein und die erde die er
trägt auf der rückseite des blocks ist ein 'porträt' eingemeißelt
der heilige mattheus hat mir nicht viel 'gesagt'
der david ist 'eigentlich' zu groß bleibt plastisch hinter manchem
frühwerk zurück seine nachbildung vor dem palazzo vecchio fällt kaum auf
und er steht völlig falsch (wie müßte er stehen wie die freiheitsstatue
oder der christus von rio eher auf der höhe von fiésole)...
...(statt den anblick eines der schönsten männlichen geschlechtsteile
europäischer kunst auf sich wirken zu lassen ziehen die meisten
amerikanischen touristinnen den des hinterteils vor vermutlich wegen
der sitzbank auf der sie sich ausruhen)
irgendwo zwischendrin hängt eine madonna von botticelli
florenz die uffizien der erste stock war geschlossen ebenso die säle
caravaggio rembrandt und andere
botticelli die meisten bilder befanden sich wegen einer ausstellung über
den 'maler der göttlichen komödie' in rom
die römischen kopien antiker originale sind teilweise richtig verdreckt
die christliche ikonographie ist ermüdend
florenz palazzo pitti in der galleria palatina hängen die bilder
was die wände tragen können die besten sieht man am schlechtesten
giardino de boboli die grotta di buontalenti mit den gipsabdrücken oder
abgüssen der michelangelo-figuren ist grausig (wir hatten vorher eine
fotographie gesehen die unsere neugierde geweckt hatte solche figuren
das gewölbe der grotte tragend !)
nach dem regen ist eine sauberkeit in der landschaft wie sie an
restaurierten bildern auffällt und alles in abstufungen dunkelgrauen
grüns wie frischer lauch oder kohlblätter und dazu das weiße grün
der olivenbäume
mittags mit der sonne wird die landschaft groß jede einzelheit
wie gemalt nicht malerisch man schaut auf bilder bis der eindruck
entsteht hier müßte man bleiben bis man die gegend in ihrem
etruskischen grund erfühlt hat dann aber wäre man teil von ihr und
so teil des bildes
am abend sieht jeder hügel aus als begänne hinter ihm das meer
geht kein wind steht die landschaft sobald die windstille vergeht
verfliegt das bild auf den bildern der maler ist immer windstille
wenn aber die sonne scheint und es warm ist die nebel wallen
die oliven geerntet werden und die reben beschnitten ist es schön
und die katzen liegen auf dem rücken
falgano oberhalb des dorfes befindet sich ein stillgelegter friedhof
obwohl also seine bestimmung seit langem ruht ist sie dennoch deutlich
zu spüren man tritt hinein in das hofinnere wie in eine kleine arena
oder in eine seltsam antike bühneninstallation an die längswände sind
reste von grabtafeln gehängt sein wahres geheimnis aber liegt im
grundriß dieser friedhof wurde auf sich selbst beerdigt er hat die maße
seines grabes die längswände sind die einfriedung das tor die grabplatte
und die kapelle das kreuz so ruht zur letzten ruhe bestattet ein
friedhof in ruhe und frieden
in der nähe von chiocchio wir haben uns auf einen hügel gesetzt
und die gegend angesehen regenwolken wie die hügel des pratomagno
kein licht die farben sangiovese-blauschwarzgrau lauchgraugrün
olivensilber
die immer gleichen schatten lichter bäume hügel himmel wolken
täler aussichten passen sich zu immer neuen bildern zusammen wie die
toskanische küche mit ihren immer gleichen zutaten zu immer neuen
gerichten gerüchen und geschmäcken
aber das beste essen wie die beste landschaft taugen nichts wenn
die wärme fehlt es ist zu kalt alle eindrücke bleiben wie das essen
in einem topf unter dem kein feuer ist toscana kalter herd
und chianti ist genau das was landschaft wird wenn tourismus eine
industrie ist nämlich ein industriegebiet
(jede salami aus der antiken metzgerei in greve ist mit E 252
konserviert)
und 'den wein' gibt es nicht die weine sind hergestellt für restaurant-
betreiber in aller welt in diesem sinne ist der chianti ein allerweltswein
und diese exportweine passen nicht mehr zu dieser landschaft...
...genausowenig wie ich der grund: die landschaft versteckt sich
hinter ihrer eigenen 'ansicht' die toscana die es mal gab ist
verschwunden hinter der toscana die man heute sieht und das auf- und
ab-spazieren in oder vor einem abbild ist nichts für mich mir fehlt
der sinn fürs museale bzw das italienische als deutsches ideal
(ich bin keinem menschen begegnet dem anzusehen gewesen wäre wie
sehr er von etwas beeindruckt oder begeistert ist)
man kann sich aber auch kaum anders als touristisch bewegen
könnte ich hier arbeiten es ist keine sprachgegend und es ist eine
weibliche landschaft 'keine des herrn' ma donna toscana wäre das eine
meine arbeit das andere (außerdem die dame toscana ist schwarzhaarig
das ginge mit sicherheit schief)
außer der verkäuferin im lebensmittelladen von pelago habe ich kein
schönes mädchen gesehen
aber ein toskanischer hirtenhund läßt sich zu unserer nähe herab
genehmigt uns ihm einige bissen bester küche vorzulegen (kA legt sie
ihm vors maul) er gestattet sich sie zu verzehren er erhebt sich
nach dem imbiß fordert von kA eine volle kraulehand ein leckt ihr
darauf charmant die hand und begibt sich zurück 'in seinesgleichen'
und langsam gehen einem die augen doch auf wundervoll sind die
abstände der villen und güter und ein gefühl entsteht für den grund
und boden der einen hier trägt
wenn es maler gibt welche statt mit dem pinsel eine leinwand zu
bemalen mit den bloßen händen an den decken und wänden unbekannter
höhlen sich entlangtasten und so ihre artifiziellen spuren hinterlassen
wenn man statt der hände die füße dazu nimmt um vielleicht auf
vorbereiteter erde kunstvolle gebilde einzutreten oder einzutrampeln
oder einzutanzen und wenn man dann statt eines einzelnen künstlers
sich generationen von menschen vorstellt die auf diese und vielfältigste
andere weise über tausende von jahren das kunstwerk einer umgestalteten
erdoberfläche hervorbringen dann hat man das was man eine kulturlandschaft
nennen könnte und in diesem brauchbaren sinn hat es die toscana in sich
die toscana 'schlaucht'
die toscana macht alt
fazit es war so anstrengend weil hier die aussöhnung zwischen
lunarem und solarem zustand erfolgt ist
(wie ich nun weiß voraussetzung für den übergang zu stellar...)
was auch die frage beantwortet warum man in dieser gegend so
gräßliches zeug träumt (laut schreiend...)
nachtrag
inschrift auf einer marmortafel neben der tür zur cantina
TIBI NON ANTE VERSO
LENE MERUM CADO
JAMDUDUM APUD ME EST
was ich mittels wörterbuch frei übersetze wie folgt
WENDE NICHT FRÜHER DICH AB
ALS BIS DER LEICHTE UNVERMISCHTE WEIN
GANZ HERAUSGEFLOSSEN
DER SCHON SO LANGE IN MIR IST
also offenbar ein 'fass-spruch'
nachtrag oktober zweitausend
wir sollten uns
nicht vorwerfen
daß wir
menschen sind
die geschichte des deutschen theaters ist die geschichte von der
vertreibung des dichters aus dem theater - ...nun 'dichtet' wieder
Hans Wurst und aus den stücken der dichter macht er sein hausmachernes
würstchenbudentheater HANS wurschtet wieder !!!
wir sollten uns
vorwerfen
daß wir
menschen sind
dreißigster oktober zweitausend
orgasmus
wie versackt
in der fickkiste
sechster november zweitausend
die birke
ergraut
siebenter november zweitausend
mona lisa
sie lächelt nicht geheimnisvoll
ihr lächeln ist ihres geheimnisses voll
das nichts es enthüllt
lächelt ihr lächeln
dreizehnter november zweitausend
fama das gerücht
eine nase mit flügeln
gerümpft
aber nicht geputzt
das staatsoberhaupt
das staatsüberhaupt
ochlokrat
'entarteter demokrat'
der staat
bürokratischer absolutist
vom reform-stau
zur reformierten
stag-nation
(nachträge aus dem geldarbeitsmaterial 'staat')
vierundzwanzigster november zweitausend
jemand
der so mit
der peitsche knallt
daß es geld
spritzt
(aus einem märchen)
sechsundzwanzigster november zweitausend
bestreiche jemandem
den mund mit blut
und die gegenstände
des täglichen gebrauchs
sind plötzlich eßbar
(aus einem märchen)
siebenundzwanzigster november zweitausend
der zeitgeist
hat weder zeit
noch geist
logistik
statt logik
vierter dezember zweitausend
menschen
die nur von menschenfleisch leben
welches von menschen stammt
die sich rein pflanzlich ernähren
der vegetarische kannibale
fünfter dezember zweitausend
draufgehen
wie vom gipfelschlot
der eiswind
den wolkenrauch
wegreißt
donnernd der blendstrahl
des lichts einschlägt
im stahlbau des himmels
über gefrorenem grat
der schneestaub
sprühend zerbläst
weiß und leicht
ein verziertes
wäschestück
mit dem verliebt
die unschuld spielt
und draufgeht
fünfzehnter dezember zweitausend
eine der einfacheren zumutungen lautet
wir haben sie zwanzig jahre am schreiben gehindert
jetzt würden wir gerne lesen
was sie so schönes über uns geschrieben haben
als hätte ich je die absicht gehabt
die ddr 'abzumalen'...
sechzehnter dezember zweitausend
stuttgart yves tanguy ausstellung
der mensch dargestellt als erinnerter und die welt dargestellt
als menschenlose verformung der anorganie
giacomettis plastiken und tanguys bilder
für mich läuft bei tanguy alles auf das bild
'vervielfältigung der bögen' von 1954 hinaus
- welches hätte der 'beginn' seiner malerei werden müssen...
(dann hätte in der kon-sequenz etwas entstehen können
wie bei giacometti in der plastik) -
jedenfalls erwächst auch daraus die einsicht:
daß das christliche jahrtausend
mit dem jahrhundert des todes endet
ist nicht ohne logik (aber ohne komik !)
feuer wasser erde luft
tanguy malt erst bilder 'vom grund des meeres'
nachdem alles wasser verschwunden ist
dann bilder von der 'oberfläche der erde'
nachdem alle luft verschwunden ist
und dann ein bild 'sozialer organisiertheit anorganischer formen'
nachdem feuer (licht) und erde verschwunden sind
menschen gab es schon vorher nicht mehr...
einundzwanzigster dezember zweitausend
die geordnete
revolution
(not zu geldarbeit 'staat')
fünfter januar zweitausendeins
das erste
schneeglöckchen
der erste
winterling
ein totengerippe
auf einem baum
die sense
unten angelehnt
(aus einem märchen)
zehnter januar zweitausendeins
wenn der mantel der geschichte
vorüberweht
ist der kaiser mit den neuen kleidern
nicht weit
fünfundzwanzigster januar zweitausendeins
wenn quasare mit dem schwarzen loch in ihrer mitte 'ihrem inneren'
ganze galaxien 'auffressen' läßt sich auch ein gebilde denken
dessen schwarzes loch ganze universen verschluckt frage also
kommt unser universum ins loch rast das universum auf ein solches
gebilde zu ('die hölle ist ein schwarzes loch')
oder ist unser universum ein schwarzes loch das sich selber verschlingt
man theoretisiert schon über eine 'energie des nichts' also energie
weder an dunkle noch leuchtende materie gebunden
entweder energie einer dritten materieart
oder sind das hinweise auf die physikalische größe GEIST
neunundzwanzigster januar zweitausendeins
die planet-arier
spätestens
wenn sie die größe
der dino-sau-(a)rier
erreicht haben
(bzw deren 'humanoide' form)
fünfter februar zweitausendeins
neunter februar zweitausendeins
orgasmus
mißverständnis
zwischen
oben und unten
zweiundzwanzigster februar zweitausendeins
sich zu tode
leben
das ganze leben
lang
und dabei so tun
als wäre man ein mensch
das ganze leben lang
sechsundzwanzigster februar zweitausendeins
der menschheit
den stuhl
vor die erde
setzen
fünfter märz zweitausendeins
die
vorsorgliche
tötung
elfter märz zweitausendeins
orgasmus
das
glanslicht
zwölfter märz zweitausendeins
lesbisch
wär ich
gern
dreizehnter märz zweitausendeins
die ersten schritte
e "geh ieber wiese
griene wie diese
tret auf ding
e schmätterling..."
a "...wos bist bleede
gehst ieber wiese
statt zu fliegen mit fiesse
grosse wie diese"
neunzehnter märz zweitausendeins
mannheim wilhelm lehmbruck ausstellung
'kopf eines denkers' 1918
staatliche museen zu berlin nationalgalerie
die hand fragment wie ein mal ein orden ein zeichen
auf der brust
die schultern wie reste abgebrochener flügel
die stirn in der krankheit des erkennens
sich bereits auflösend (an der erkenntnis!)
der schädel wie verformt vom 'denken'
mund auge gesicht der depression verfallen
ein geistig kranker engel am geist erkrankt
(der geist hat ihn geistig krank gemacht!)
ein geistiger engel
dreissigster märz zweitausendeins
passend zur dunklen materie
wird jetzt auch eine dunkle energie diskutiert
gilt unter diesen obskuren umständen
auch die berühmte formel
muß man dann von finsternisgeschwindigkeit sprechen
oder gar von dunkellicht oder negativem licht
einunddreissigster märz zweitausendeins
sich durchdringende
universen
rest april zweitausendeins
orgasmus
wie ein
flammenwurf
neunundzwanzigster april bis fünfzehnter mai zweitausendeins
spiekeroog
orgasmus
wie stochern
im nebel
watte(n)ficker
ein tag
wo zwischen
meer und himmel
für den menschen
kein platz ist
mai zweitausendeins
nachts
sterne und
glühwürmchen
die sterne
glühwürmchen
des universums
achter juni zweitausendeins
schenkung
an eine
stiftung
'nachlaß
zu lebzeiten'
oder
vorschuß
auf die
nachwelt
auch
in der
eigenen nachwelt
lebt
man nur
auf pump
zehnter juni zweitausendeins
orgasmus
von dem ich nie
erfahren werde
ob er selber weiß
ob er einer war
einundzwanzigster juni zweitausendeins
orgasmus
einer wie
der meine
keiner wie
der deine
beide nie
die unseren
vierter juli bis achter juli zweitausendeins
berlin
weniger hunde
weniger alte
weniger sprache nichts steht mehr dran
immer muß man fragen
ich
alter
sprachhund
ausstellung sammlung giustiniani
drei caravaggio
amor als sieger
junger amor
der ungläubige 'th.'
erster august zweitausendeins
sandra
du nervst
geh sterben
auf eine
hausmauer
gesprüht
das wirkt
antik
pompejanisch
fünfter september bis dritter oktober zweitausendeins
südlicher dodekanos
5.sep
lauda stuttgart kos hotel 'kostas palace' am hafen gegenüber das e-werk
wenn man den schlüssel aus dem schloss zieht gehen licht kühlschrank und
klimaanlage aus...der ventilator die luftsäge
6.sep
vorm schiffahrtsbüros wg weiterfahrt nachm gebadet
7.sep
asklepeion
8.sep
kA gebtag dreizehn uhr f/b 'dimitroula' von kos über nissiros und
tilos nach symy in der oberstadt die untere etage eines hauses in einer
seitengasse abds kA "60" gefeiert in der kneipe
9.sep
ausgeruht gebadet kleiner stadtbummel
10.sep
größerer stadtbummel einkäufe baden
11.sep
zu fuß nach pedi und weiter zur badebucht st.nicholas schwimmen
zurück abds fernsehen ny wtc
12.sep
zu fuß über die hügel und oberhalb von nimborió unter einem
baum gesessen abds am hafen von nimborió gebadet
13.sep
ganztags in nimborió schwimmen sitzen schauen
14.sep
schwimmen in nimborió und sitzen im schatten einer kirche
15.sep
schwimmen in nimborió und oben auf dem berg an der kapelle
16.sep
die 'stadt' angesehen und zehn minuten einer gitarrentriodarbietung
bei-gewohnt und einer griechischen hochzeit zugeschaut
17.sep
wanderung zur bucht 'sarpes' dort geschwommen und
nach drei stunden zurück
18.sep
feier-tag mit garnelen und weißem wein von rhodos
19.sep
ganztags in der bucht santa marina zu fuß hin und zurück
abds octopus und wein
20.sep
wanderung zur bucht von 'toli' und baden und zurück
21.sep
wanderung zur bucht von 'toli' aber nördlicher als am vortag
wo ein leeres haus steht und wir wurst gebraten haben
ofen selbst gebaut
22.sep
ausgeruht und gepackt
23.sep
zehn uhr dreißig mit dem schiff nach tilos unterkunft
appartement 'sea breeze' lamm gegessen wein getrunken
geschlafen geschwommen getrödelt
24.sep
früh geschwommen und eingekauft danach wanderung zur tholim-bucht
bis abds gebadet und geschwommen dann zurück ziegenbraten mit zitronen
am meer gesessen
25.sep
ganztags badend schlendernd und biertrinkend einmal um die bucht
26.sep
ganztags auf den hügeln an einer ruine 'castro' und die wanderwege
zu zwei weiteren buchten erkundet früh und abends geschwommen am strand
bier und gesalzenen thunfisch
27.sep
mit dem bus nach megálo chorió antonius-bucht und
eristos-strand es ist windig
28.sep
auf den höhen oberhalb der tholos-und sergius-bucht gewandert
geschaut eine sandbucht zu der kein weg führt
29.sep
'herumgehangen' am hafen am strand auf dem balkon
30.sep
zwölf uhr dreißig ferryboat 'roumilda' nach kos die pension thalia
in mastichari war 'full' aber gegenüber dem minimarket 'thomas'
ist etwas frei
1.okt
den ganzen tag an einem strand und einem meer welche beide eine
mischung aus schwarzem meer und ost-und nordsee und sylt sind wäre
kalymnos nicht gegenüber wüßte man nichts von griechenland abends
picknick am strand
2.okt
am hafen gesessen und zugeschaut ein anker zerrt an seiner kette
3.okt
zurück
vergleicht man das menschliche bewußtsein einer optischen linse
so scheint griechenland der brennpunkt der linse welche den menschen
zum mittelpunkt hat
mir aber geht es umgekehrt mein bewußtsein scheint einem prisma
ähnlich welches ins universum hinaus sein spektrum ausbreitet
das griechische als das humane bezieht alles das ganze universum
auf den menschen
ich beziehe alles menschliche auf das universum aber universalisierung
des subjektes und humanisierung des objektes sind kein gegensatz
ebensowenig wie die humanisierung des universalen bzw die
universalisierung des humanen
im grunde ist das am menschen nennenswerte das was er selbst seine
seele nennt und die großleistung dieser seiner seele seine größte
seelische tat ist es etwas zu denken zu empfinden sich vorzustellen
was der mensch selbst gott nennt
ein bild boot mit baum der bootbaum die baumarche
die bucht von livádia eine ruhende echse
in meg. chorió katzen ohne augen
es ist windig in einer sandbucht zu der kein weg führt
fazit
die gewerbliche unzucht des geschlechtstriebes heißt prostitution
die gewerbliche unzucht des nahrungstriebes heißt gastronomie
die gewerbliche unzucht des wandertriebes heißt tourismus
die gewerbliche unzucht aller drei heißt fremdenverkehr
der gelbe staub der sonne sagt kA
symy die insel hinter der sonne sagt kA
einundzwanzigster november zweitausendeins
führt der weg
von der feigheit
zur tapferkeit
über die brücke
der angst
dreiundzwanzigster november zweitausendeins
die tücke
des objekts
ist das
subjekt
das subjekt
ist objektiv
tückisch
achtundzwanzigster november zweitausendeins
man sagt "...die letzte ehre erweisen"
gilt das dem gelebt habenden
wieviele ehrungen erfuhr er vorher
oder gilt das dem nun toten
wieviele ehrungen oder ehrerweisungen
mögen ihm noch bevorstehen
(...beehren sie mich bald wieder)
neunundzwanzigster november zweitausendeins
fama
morgana
der ruhm
achtzehnter dezember zweitausendeins
fundsachen aus den jahren
einundachtzig und zweiundachtzig
selbst wenn man erkannt hat daß man dazu ausersehen ist
eine mülltonnenexistenz zu führen kann man es nicht unterlassen
irgendwann darauf zu bestehen daß es nur diese und keine andere
mülltonne zu sein hat sie gibt einem das was man halt nennt im
leben dieser halt gibt einem sicherheit und diese sicherheit
gibt einem freiheit und plötzlich ist die mülltonne ein palast
und unumstößlich und der abfall der welt hat darin nichts mehr
zu suchen...
wir heben nicht mehr die hände zum himmel
wir recken ihm unsere fernsehantennen entgegen
e: wir machen einen neuen menschen
a: wie macht man das
e: man errichtet die diktatur des proletariats
a: so einfach steht er nicht mein prolet
e: wir brauchen eine erregende revolution
a: einen geilen klassenkampf
e: ich werde deinem genossen prolet schon auf die barrikade helfen
ich schaffe meine fantasie auf hohe himmelgelbe wagen
statt eine einzige tat zu markte zu tragen
und nur am rad schaukelt und baumelt schnickschnack
es kommt wieder die zeit
wo die finger unter den nägeln hervorwachsen
um uns wie tiere zu behandeln
muß man in menschen uns verwandeln
und zu menschlichem benehmen
sich das tierische bequemen
"untertänigst
scardanelli"
man müßte von dieser welt wie sie ist einen gipsabdruck nehmen
und ihn in einem museum ausstellen außerhalb dieser welt
denn diese welt ist gottes einziges ei
so einfach ist das nicht ideologie als religion für das diesseits
und religion als ideologie für das jenseits
wir brauchen irreversible erkenntnisse
hast du hunger
dann friß
gedünstete reißzwecken
mit löschpapier
du schreiber
sie blickte als ob ihre wimpern brenneten
der himmel muß mehr sein als die letzte decke
nach der man schielt um einen haken dran zu finden
an dem es sich henken läßt...
dritter januar zweitausendzwei
das 'neue' geld
als ware dem zwang
zur erneuerung
unterworfen
geld ist anweisung
auf eine handlung
eurologie
sechster januar zweitausendzwei
mein schwanz ist
ein krummer hund
doch
ob grad
oder krumm
er kummt nicht
drumrum
dreißigster januar zweitausendzwei
"ach würde die dummheit
doch endlich unbezahlbar..."
fünfter februar zweitausendzwei
sagen die einen
bis er mir nicht bewiesen hat
daß er nichts taugt
taugt er mir was
sagen die anderen
bis er mir nicht bewiesen hat
das er was taugt
taugt er mir nichts
sind die ersteren
zu überzeugen
sind die letzteren
es nicht
sechster februar zweitausendzwei
volksmund
lieber genial
und gar nicht
als doof und
ewig leben
fünfzehnter februar zweitausendzwei
"original-ton ddr"
zum fragment vom wort
'...da haben Sie aber einige vorschläge
zur ausgestaltung des stadtzentrums gemacht...'
zum fragment von der weltanschaung
'...da hast du ja wieder einen brocken in die welt gesetzt...'
und das ist ein fortschritt gegenüber dem einstigen gefrage
'schreibst du denn immer noch' oder 'machen Sie auch was mit sprache'
achtzehnter februar zweitausendzwei
das laster
des einzelnen
als tugend
des ganzen
zwanzigster februar zweitausendzwei
heutzutage
schmeißen
die säue
die perlen
weit von
sich weg
zweiundzwanzigster februar zweitausendzwei
im anschluß an die notiz
daß alles gewerbliche unzüchtig ist
verkauf ist verrat
ich habe nichts zu verkaufen
dreiundzwanzigster februar zweitausendzwei
wenn man dem sprichwort trauen darf
ist eistanz eine sportart für esel
sechsundzwanzigster februar zweitausendzwei
sechster märz zweitausendzwei
im radio wird ein philosophischer vortrag aller zehn minuten
durch musik unterbrochen
mit dem selben recht ließe sich verlangen
zwischen den sätzen eines streichquartetts die zeitung vorzulesen
unterschied zwischen in der ddr unterdrückter literatur
und heute noch unterdrückter ddr-literatur wobei ddr-literatur
meint in der ddr entstandene deutsche literatur zum thema ddr
zunächst ist der begriff ddr-literatur ein problematischer
erfunden von den KUFUs zur abgrenzung
es hieß es gab bis fünfundvierzig eine deutsche literatur
ab neunundvierzig eine brd - und eine ddr-literatur
wenn das gestimmt hätte hätten wir heute nur noch eine brd-literatur
dann gab es die literatur aller 'herren länder'
die in der ddr aus den verschiedensten gründen 'unterdrückt' wurde
wie man etwas unangenehmes unterdrückt oder eine bemerkung
die überflüssig erscheint manchmal hieß der grund auch fehlendes geld
für die lizenzen die in devisen bezahlt werden mußten
dann gab es die ddr-literatur dem sinne nach daß deutsche literaten
sich mit dem thema ddr in einer weise befassten die den KUFUs nicht paßte
und schließlich gab es die ddr-literatur die so hieß
weil man glaubte sie repräsentiere die ddr in gewünschter weise
die nicht unterdrückt wurde aber auch nicht so qualitätshaltig war
daß sie sich 'von selbst' durchgesetzt hätte im gegenteil
es war eine zum teil sehr mit gewalt geförderte literatur
und meist hatte sie mit dem thema ddr nichts am hut
und ganz am ende gab es ddr-literaten die von der ddr
regelrecht unterdrückt wurden
elfter märz zweitausendzwei
zum lebenskrampf
mancher autoren
'dieser zeit'
gehört der überlebenskampf
ihrer werke
'jeder zeit'
achter april zweitausendzwei
das dialektische an der dummheit
sie ist es von beiden seiten
und dieser antagonismus ist kein widerspruch
die dummheit ist wie man berlinisch sagt
nur auf jeder backe anders doof
(und die sachsen sind die dialektiker der dummheit)
achtzehnter april zweitausendzwei
powered
by
DDR
M E M O R YTM
vierundzwanzigster april bis neunter mai zweitausendzwei
spiekeroog
urlaubslektüre
h.f.peters lou das leben der lou andreas-salomé
alles bewegt sich zwischen berlin wien zürich rom paris
und st.petersburg in einer heute unvorstellbar gewordenen
nicht-angelsächsischen kultur
als biographie muß man so etwas nicht ernst nehmen
die einzig interessante andere gestalt ist der orientalist andreas
von dem man weniger als nichts erfährt
gerhart hauptmann wanda
bei der maibaumaufrichtungsfeier spielt die blaskapelle
'der mai ist gekommen' als trauermarsch - so ein wetter...
vierundzwanzigster mai zweitausendzwei
flagge auf dem grab
geist des blauen himmels
sonne die welt erfüllend
des wortes sprechendes gewölbe
wie die feder eines vogels
das feuer tragend
mitten vor stern und gott
des mondes fuß
herabsteigend alter und zeit
überschreitend namen gedenken
verschlungenes gehörn
säulen der erde
(sätze aus alten alphabeten)
achtundzwanzigster mai zweitausendzwei
der laie meistert im nebenberuf
woran der fachmann hauptberuflich scheitert
gründe
die fachleute werden immer jünger
und immer mehr müssen sich das wissen
(eines laien?!) teilen
laien dagegen werden rar
sie sterben aus
dreißigster mai zweitausendzwei
pole
ozeanisch
vereist
wasser
mars(ch) !
erster juni zweitausendzwei
kinderweisheit
der stellvertreter gottes
auf erden
ist der teufel
neunter juni zweitausendzwei
die theater haben die alten stücke
nur verschieden inszeniert
es kommt aber darauf an
neue stücke zu schreiben
(feuermaul-these)
neunzehnter juni zweitausendzwei
wandertag
in einem bächlein trübe
bauchoben ohne eil
treibt schwanzlos die forelle
das heißt ihr vordrer teil
sie riecht wohl aus dem maule
sie stinkt gar aus dem kiem
und treibet still zufrieden
und faulet für sich hin
schriftsteller
davon leben sie
davon nicht
damit
vierundzwanzigster juni zweitausendzwei
es lebe
der schrei -
benden klasse schrei -
wort frei
achter juli zweitausendzwei
pen cartridge cleaning helicopter
tintenstrahldruckkopfreinigungswirbelflügler
aus der reihe technische insekten (insec.bionic.)
stark vergrößert
neunundzwanzigster juli zweitausendzwei
alt beginnt man zu werden
wenn man anfängt
sich darüber zu wundern
daß man noch lebt
dreizehnter august zweitausendzwei
komplimente
zutreffende
mißverständnisse
achtzehnter august zweitausendzwei
die herbstzeitlose -
blüht !
neunzehnter august zweitausendzwei
meines gliedes
einziger mißbrauchschutz
ist seine wiedereinsetzung
in den vorherigen stand
sechsundzwanzigster august zweitausendzwei
vergiftetes
wetter
achtundzwanzigster august zweitausendzwei
der orgasmus
hinter dem orgasmus
dritter september zweitausendzwei
zum beispiel
fußball
manndecker
bei hertha
auch ein
beruf
achter september zweitausendzwei
kAs september
höchstsommerlichstes
sekt-licht !
fünfzehnter september bis sechster oktober zweitausendzwei
spiekeroog
speigrünes meer
grauhaarige luft
blauäugiger himmel
watt
wüste
geflutet
ebbe und flut
ein lebensrhythmus
wie beten und arbeiten
was aber bedeuten gezeit und gebet
noch dem menschen
der aus seiner natur
herausgetreten ist
der mensch
spottet
jeder
übertreibung
zehnter oktober zweitausendzwei
ab hier beginnt
meine postmortale existenz
mit der frage
war diese welt es wert
auf ihr gewesen zu sein
siebzehnter oktober zweitausendzwei
der geheimdienst informiert
die regierung
die regierung informiert
das volk
glaubt ernstlich einer
diesen mist
achtzehnter november zweitausendzwei
sport
nachricht
eisbären
jagen
haie
achtundzwanzigster november zweitausendzwei
guter rat
in puncto
s.t.a.a.t.
ein portiönchen
revolutiönchen
(wh von 1966)
achter januar zweitausenddrei
das land
der deutschen
mit der seele
meidend
siebenundzwanzigster januar zweitausenddrei
dorfkneipe
"die welt steht
am vorabend
eines abgrundes"
dreizehnter februar zweitausenddrei
die neueste
altersangabe
messung
der hintergrundstrahlung
des universums
dreizehn komma sieben
milliarden jahre
ein universum mit strahlendem hintergrund
siebenundzwanzigster märz bis vierter april zweitausenddrei
kurzurlaub gutenstein
27.mär
schüpf gutenstein über donaueschingen (mittags quelle schloß)
abds spaziergang
kA träumt von körpern und köpfen
28.mär
gutenstein hausen i.T. und zurück
der letzte satz zum thema LEDA
"der schwan steht kopf..."
29.mär
gutenstein imzigkofen unterschmeien und zurück
nachts regen
30.mär
ausgeruht und vorgelesen 'der mann der aus der kälte kam'
(mindestens das dritte mal)
31.mär
gutenstein hausen per auto hausen beuron hausen zu fuß
1.apr
gutenstein wildenstein und zurück
huc von werbinwac 1220-1284 auf burg werenwag
2.apr
vorm sigmaringen nachm im kreis spaziert
3.apr
beuron friedingen und zurück ein weißer reiher
4.apr
zurück
fazit
es fließt die donau
auf der stelle
von einer strom
zur andern schnelle
vierzehnter juni zweitausenddrei
baum
hermaphrodit
mit kreuz
gesehen
im garten
des nachbarn
achtzehnter juni zweitausenddrei
heldenwort
fluche dem leben
das nichts großes
von dir verlangt
und preise
den kleinsten rest
den der tod
dir erläßt
(geträumt)
fünfundzwanzigster juni zweitausenddrei
wolkenskelette
röntgenaufnahmen
von wolken
wolkeninnereien
wolkengrab
mit wolkenleiche
erster juli zweitausenddrei
orgasmus
der dich
ansieht
orgasmus
dem du
ins auge siehst
orgasmus
den du nicht mehr
mit ansehen kannst
vierter juli zweitausenddrei
wolkenbild
sankt thomas
taucht die hand
ins wundenmal
siebenter juli zweitausenddrei
ländliche redensart
man könnte
lumpen kotzen
dreiundzwanzigster juli zweitausenddrei
emanzipation
des orgasmus
meiner
wird immer
weiblicher
sogar
hermaphroditischer
einunddreißigster juli bis fünfzehnter august zweitausenddrei
paris
31.jul
21 uhr 10 ab lauda üb stuttgart nachtzug paris
1.aug
vorm einkaufen dann geschlafen dann bis in die 'stadt' und zurück
abds gegessen und getrunken etc
2.aug
markteinkauf auf dem boulevard de la chapelle bei der u-bahn-station
barbés-rochechouart dann rund um das sacrécoeur-viertel
abds fisch
3.aug
montmartre unterer teil und friedhof dann gegessen und geschlafen
und im dunkeln sacré-coeur
4.aug
bis zum eiffelturm und zurück abds grande arche und zurück
5.aug
erst chateau de vincennes dann stadt und tuillerien
6.aug
marmottan und i.st.louis musée marmottan 2, rue louis boilly
(16e) metro: la muette hémérocalles die hemerocalle ist
die taglilie agapantheas der agapantheus ist die schmucklilie
7.aug
musée rodin parkseite links die 'karyatide mit dem stein' !!!
auch die zeichnungen ! danach pére lachaise a&h abds champs
elysees arc bis louvre
8.aug
am place des vosges einkaufen etc und 13. arr. 'wachtelberg' und
'chinatown'
9.aug
die großen boulevards von etoile wagran parc monceau malherbes
hausmann fayette abds concorde madelaine opéra vendôme
an der seine zurück
10.aug
abds bei 'paris plage' langsam wird es eine plage seit wir hier sind
täglich über vierzig grad
11.aug
durch ruen über avenuen über den mont und durch martre die 'mühle'
und die klinik wo nerval 'wohnte
12.aug
von der seine über av.emile zola rue de vaugirard zum jardin de luxembourg
pantheon musée de cluny und zu fuß die ganze rue st.denis bzw du fbg
st.denis zurück
13.aug
vermurkst und vertrödelt abds klauen sie aus kAs tasche die ausweise
und die letzten metrotickets
14.aug
rückreisevorbereitungen von wäsche waschen über bude säubern bis
schlüssel wegbringen etc.
15.aug
zurück
fazit
deutschland das land von dem man
sodbrennen bekommt
sechzehnter august zweitausenddrei
fälschlich
lebt ich
zu ideologischer
unzeit
historie
die
historische mission
versiegt
der so
zialismus
zweiter september zweitausenddrei
was ist eine flächendeckende bestreifung
die anfrage ist dahingehend zu beantworten
daß es sich bei der flächendeckenden bestreifung
um eine variante der streifendeckenden beflächung handelt
bei welcher die flachgestreifte bedeckung
der deckflächenstreifen aller flachdecken und deckflächen
streiflicherseits abgeflacht wird
vierter september bis siebenter september zweitausenddrei
cadenabbia
die lesung fällt aus
auf dem bahnhof in zürich
steht auf einem plakat
TGI
CHE
SA
RUMANTSCH
SA
DAPLI
dreizehnter september bis vierter oktober zweitausenddrei
spiekeroog
die sonne
ist weiß
schneegleich
leuchtet
der nebel
vom strand
steigt
der himmel auf
das meer
dahinter
rauscht
wie im rausch
flut
meer unter
ebbe
land über
siebenter oktober zweitausenddrei
nachträge september
meiner blutgruppe nach
bin ich eine negative null
giersüchtig nach östrogenem
brunstharzigen brustwarzen
milchenen embryonallaktanzien
denn ich habe
was ich brauche
außer geld
was kein mangel ist
solange ich ihn mir leisten kann
seit fünftausend jahren
werden bücher verbrannt
das nichtbrennbare buch
wurde nicht erfunden
das gleiche gilt
für den menschen
neunzehnter oktober zweitausenddrei
orgasmus
gleich
einer geburt
'wie aus dem
mutterbauche'
(kA)
dreißigster oktober zweitausenddrei
hinsinkt
gestorben
des todes
sterblicher teil
und aufsteht
und weggeht
derselbe
unsterbliche tod
(geträumt)
einundzwanzigster november zweitausenddrei
'sterntalerchen'
märchenbild
der prostitution
fürs röckchenheben
unten
goldregen
von oben
vierundzwanzigster november zweitausenddrei
einigkeit
publikum theater
über autor
und stück
wie nachbarn
am zaun
hinter
seinem rücken
erzeuger erzieher zögling
affirmativer skandal
fünfundzwanzigster november zweitausenddrei
bedingen industrie und massen einander
wenn ja und das etikett 'post-industriell' zutrifft
ist dann auch 'das ende der massen' gekommen
'frißt' die industrie ihre 'kinder'
(genetische nahrung massenmedialer konsum)
kommt die zeit wo 'der knecht' auf eigene rechnung wird leben müssen
entfällt ohne industrie und ohne massen die funktion des staates
(zb das 'soziale')
was bleibt von kirchen parteien industrie im nachchristlichen
entideologisierten postindustriellen zeitalter
noch gibt es weltkirchen volksparteien und 'global player'
(industrie ohne menschen)
einundzwanzigster dezember zweitausenddrei
tote
feiern
sterbetag
gestorbene
gratulieren sich
zum todestag
fünfzehnter januar zweitausendvier
wer weiß
ob der urknall
nicht noch 'währt'
('noch ist der erste herzschlag gottes
nicht vorbei...')
sechzehnter januar zweitausendvier
karlsruhe delacroix ausstellung
stärkster eindruck th
medea
das schwarze der umnachtung um ihr haupt
demosthenes
der mit den wellen spricht dem element (nicht zu den fischen)
stärkster eindruck kA
szene aus dem griechischen freiheitskampf
der blick des pferdes auf den gefallenen
der tote türkische soldat
der trinkende verletzte räuber
im vergleich zu den tiger-bildern
außerdem grünewald die kreuzigung (früher in tbb)
zwanzigster januar zweitausendvier
orgasmus
der unter der haut
hinfährt
wie ein zucken
über pferdehälse
zweiundzwanzigster januar zweitausendvier
im wetterbericht
das
auf dem mars
fünfzehnter februar zweitausendvier
orgasmus
im urzustand
ein weißäugiges
fohlen
achtzehnter februar zweitausendvier
'...die B.R.D. - ist die dümmere "DDR"
von beiden...'
("kneipen-weisheit")
zweiter märz zweitausendvier
ödipus
wer ein schicksal hat hat schuld
kein schicksal zu haben ist auch eins
ödipus hat kein schicksal er ist es
schicksale sind schlechte stücke
sophokles erzählt ein theoretisches schicksal
ödipus leistet sich einen praktischen beitrag
zur theorie desselben
ödipus ist die geschichte eines mannes
der keine augen im kopf hat
jean paul wundert sich daß niemand fragt
wohin der blinde ödipus geht
wohin geht das schicksal
doch nicht ins theater
oh ja doch ins theater
sich zuzusehen
ödipus ist der ideale zuschauer
dritter märz zweitausendvier
es berichtet
die zeitung des tages
von einem jungen mann
der
ein in der ganzen welt
gefragter
'evangelist'
sei
siebenundzwanzigster juli zweitausendvier
idealisten
heißen leute
die ideale
haben
wie heißen
leute
die ideen
haben
erster september zweitausendvier
postmortale existenz
zweite frage
ist dem tod
zu trauen
achter september zweitausendvier
"ideen, die
die welt verändern:
Für 2,95"
(aus einem verlagskatalog)
neunundzwanzigster september zweitausendvier
postmortale existenz
dritte frage
was aber hatte
das alles
mit mir zu tun
sechsundzwanzigster oktober zweitausendvier
von meiner
geburt
habe ich mich
bis heute
nicht
erholt
sechsundzwanzigster november zweitausendvier
nicht alles
glänzt
was gold
ist
siebzehnter dezember zweitausendvier
"vergessen sie nicht
bei verlassen der welt
kräftig auszuspucken -
sie kehren sonst wieder"
zweiter januar zweitausendfünf
"please ring long
and strong the bell
we are sleeping
deep and well"
("glockenspruch")