KLINGSOHRS MÄRCHEN
Eine erste Leseprobe  │  1  │  ►  

Der Held ( Der Held der Arbeit) auf der dunklen Bühne

Das Bild der Vakuole (Die Staatswelt) erleuchtet sich

Die Jungfrau Freya (Poesie oder Utopie) liegt in der schönsten Agonie

Der Held belebt sie und sich

Der König mit Gefolge (Die Weltallgeister der Arbeiterklasse) in großem Zug

Ein tauber Vogel (Die arg mitgenommene Friedenstaube) verkündet - etwas?!

Die großen Heils - Bücher (Von den Gesetz-Mäßigkeiten) werden gebracht und durchblättert

Das Glücks-Spiel mit den Sternkarten (Die Dialektik)

Ein System (Die Ideologie) aus „Weltall Erde Mensch“ entsteht

Tanz der Embleme (Zodiakus der Weltanschauungen)

Eine erste Leseprobe  ◄  │  2  │  ►  

Der schöne Knabe Eros (Der neue Mensch)

Ginnistan seine Amme (Die Partei)

Fabel seine Milchschwester (Die Geschichte auf historischer Mission)

Der Schreiber („Der Diktator des Bürokratiats“)

Sophie die Allwissende (Die Theorie) die, was geschrieben steht, in eine Schale mit Wasser taucht, wo es ausgelöscht oder bestätigt wird

Der Vater der Kinder (Die revolutionäre Praxis) der dem Schreiber ständig mitteilt, was dieser aufzuschreiben hat

Der Schreiber der sich Zahlen und Figuren auf einen Faden zieht und sich die Kette um den mageren Hals hängt (Das Dogma)

Die Mutter der Kinder (Die Natur) gibt der kleinen Fabel die Brust

Eine erste Leseprobe  ◄  │  3  │  ►  

Der Vater bringt einen Eisenstab womit man immer die richtige „Richtung“ findet (Die Richt - Linie)

Der Schreiber zeichnet die Richtlinie vor - der Rechenschaftsbericht wird verworfen

Der Knabe Eros trinkt aus Sophies Schale (Die Quelle der Weisheit) die nie leer wird

Ginnistan lockt Eros „in die Kammer“ (Sophie „droht“ mit der Richtlinie)

Eros läuft auf die Mutter zu

Der Schreiber geht ingrimmig fort

Der Vater tritt herein (Wie er Eros und die Mutter „zusammen“ sieht geht er zu Ginnistan und liebkost „ihr“)

Fabel nimmt die Feder des Schreibers und fängt an zu schreiben

Später kommt Sophie zurück

Der Vater kommt aus der Kammer und geht

Ginnistan kommt aus der Kammer mit glühenden Wangen

Der Schreiber kommt zurück, scheucht Fabel vom Pult und versucht, wieder Ordnung herzustellen. Die von Fabel beschriebenen Blätter bestehen die Probe.

Die Mutter nimmt Fabel an die Brust, räumt auf, lüftet, kocht ein Essen

Ginnistan hat ein gutes Gedächtnis. Der Schreiber fragt sie oft, was sich zutrug

Eros kommt gerüstet. Sophie gibt ihm Hinweise für die Reise
(Auch der Schreiber der nicht gehört wird)

Ginnistan nimmt die Gestalt der Mutter an und begleitet Eros (Der Gestaltwechsel, damit sie den Sohn nicht in Versuchung führen kann). Worüber sich der Vater freut

Auch der Schreiber freut sich weil Ginnistan ihm ihr „Taschenbuch“ schenkt (worin die Chronik des „Hauses“ aufgezeichnet steht)

Eros und Ginnistan nehmen etwas Wasser aus Sophies Schale mit

Fabel möchte mitkommen. Was nicht geht

Es wird Nacht und der Mond scheint

Eine erste Leseprobe  ◄  │  4  │  ►  

Der Mond (Das Land „Utopia“ der ideologischen Wünsche und Sehnsüchte Oder ein Fernsehland Genannt Der Westen)  Der Kreml: Die spitzen Türme mit ihren glänzenden Knöpfen (und die tiefen schwarzen Dächer) Wenn auf dem Mond eine Art Kreml-Landschaft, dann paßt dazu, daß Ginnistan in der Schatzkammer für Eros ein Schauspiel veranstaltet (Vom besseren Leben) Bis die Zeit zum Aufbruch da ist

In der Schatzkammer (Die Tradition ) Wundervolle Beschreibungen: Da sind die Schäfchen (Junge Pioniere mit schwarzrotgoldener Wolle)  Unzählige Luftschlösser (Die ideologischen Wunschgebilde)  Die festlichen Aufzüge und die seltsam geschmückten Wagen (Mai-Parade  Tag der Republik) Dazu eine Art „Intershop-Verkaufsbude“ (Die Tausend Kleinen Dinge) voller Teppiche, Tapeten, Vorhänge, Geräte, Waffen, Werkzeuge

Es folgen unaufhörlich sich verwandelnde Szenen (Der DDR-Alltag als Welt-Ereignis)

Schließlich eine Art Revolutions-Apokalypse  Die Bösen sind böse  Die Guten siegen  Ein Großbild  Oben Sophie mit dem Wahrheitswasser  Unten Fabel süßeste Lieder singend (Von den Siegern der ganzen Geschichte)  Eros und ein schönes Mädchen sind von der Hüfte abwärts in eine Blume verwandelt

Ginnistan als Verführerin gekleidet badet Eros in einem Brunnen und verführt ihn

Eine erste Leseprobe  ◄  │  5  │  ►  

Der Schreiber hat geputscht und das Gesinde in eine gefährliche Verschwörung verwickelt (Konterrevolution)

Die Mutter liegt in eisernen Banden

Der Vater wird „bei Wasser und Brot“ ebenfalls hingesetzt

Fabel flieht

Der Schreiber erklärt Fabel und Sophie zu Staatsfeinden. Er zerstört die alte Ordnung (Säuberung)

Fabel gerät unter die Erde (Im Untergrund). Alle Figuren sind hier dunkel (Kehrseite der Utopie)

Fabel begegnet der Sphinx

Die „Drei Alten Schwestern“ (Die unheilige Dreispältigkeit der Zeit)

Der Haufen der „alten Enden“ (Die Leichen im Keller)

Fabel beginnt zu spinnen (Ein Sinngespinst). Die sinnlosen Opfer rücken der Zeit zu Leibe und holen sie ein

Der Schreiber taucht im Leichenkeller auf und kitzelt sich um lachen zu können

Fabel wird auf Tarantelsuche geschickt (Der Klassenfeind oder „Devisen“)

Sie gelangt an Königs Arcturs Hof

Sie erhält eine „Leier“ (Das Medium) und gleitet in reizenden Bogenschwüngen über das Eismeer (Das Niemandsland)

Am „Felsen der Trauer“ (Grenzübergang) begegnet Fabel ihrer Mutter (Die Gestade des Exils)

„Ginni“ ( Die Partei) nimmt sich Fabel (Die Geschichte) zur Brust. Erzählung ihrer Abenteuer mit Eros (Im Ausland)

Eros ist auf dem Trip. In seinem Gefolge eine Horde Ausgeflippter (Ehemalige DDR-Bürger)

Fabel trifft Eros und singt für ihn zur Leier. Jeder treibt es mit jedem (Blumenkinder)

Eine erste Leseprobe  ◄  │  6  │  ►  

Am nächsten Morgen verbrennen der Schreiber und seine Leute die Mutter auf dem Scheiterhaufen (Das Ende der Opposition)

Das Haus verödet und verkommt

Die Sonne geht unter

Eine erste Leseprobe  ◄  │  7  │  ►  

Die Fabel bringt den drei alten Schwestern die Taranteln

Die Fabel webt den drei alten Schwestern Tanzkleider (Totentanz)

Die Fabel holt die „Feuerblume“

Die drei alten Schwestern in den neuen Kleidern werden von den Kreuzspinnen gefressen (Götterdämmerung)

Eine erste Leseprobe  ◄  │  8  │  ▲  

Fabel und Diener des Königs entmachten den Schreiber

Der Riese, der die Erde trägt, wird wiederbelebt

Der Held erhebt sich

Der vom Schreiber getötete Vater wacht auf

Die verbrannte Mutter entsteht aus ihrer Asche

Hand in Hand kehren Fabel und Eros heim in König Arcturs Welt

Der Held empfängt sie am Tor des Palastes

Die Jungfrau wird aus ihrer Agonie erlöst (Die sozialistische Weltmonarchie ist vollbracht)

Schlußbild. Tanz in allen Räumen. Fabel allein singt noch ein Lied

Langsam wird es dunkel

Wie müsste eine mögliche Besetzung aussehen?  │  1  │  ►  

Es gibt immer Leute, die Embleme (Fetische) erfinden, mit denen sie das Schöpferische beschwören

Es gibt immer Leute, die sich in die Utopie zurück- und voranträumen

Es gibt immer Leute, die etwas verkaufen, was sie nicht haben bzw. sich etwas aneignen, was ihnen nicht gehört

Es gibt immer Leute, die aus Berufung funktionieren

Und es gibt immer Leute, die sich von einem System „masturbieren“ lassen usw.

Die Frage ist, mit wem wir es zu tun haben und wer davon gebraucht wird

Zur Auswahl stehen Helden, Herren, Ahnen, Jungfrauen, Knechte, Verbrecher, Dirnen und Heilige, Kaufleute und Narren, Richter und Priester, Krieger, Politiker, Künstler und Philosophen

Im Märchen, welches Klingsohr dem Ofterdingen erzählt, kommen vor : ein alter Held, die „tote“ Freya, der König Arctur, ein Vogel als Orakel, der schöne Knabe Eros, Ginnistan - seine Amme, Fabel - die jungfräuliche Milchschwester, der alte böse Schreiber, die göttergleiche Sophie, der Vater der Kinder, die Mutter der Kinder, das Gesinde des Hauses, die Sphinx, die drei alten Schwestern, Gefolge des Königs, Gefolge des Eros und - die Taranteln.

Die Märchenfiguren zu fragen, was sie be-deuten, entspricht ungefähr der Frage an die Arche-Typen, „was aus ihnen geworden ist“.

Stellen wir also einen solchen Figurenvergleich an und versuchen wir eine Personifizierung.

Wie müsste eine mögliche Besetzung aussehen?  ◄  │  2  │  ▲  
Archetypus       Novalismärchen      
 
Einst
 
Jetzt Metapher Figur
Dichterin Die Fremde vom Hinterhof Poesie Freya
Herr Der Höhepunkt aller Volksfeste Macht Arctur
Held Der Musterknabe vom Denkmalsockel Glaube Alter Held
Knecht Der Versager der Schwanzarbeit Arbeit Vater
Ahnin Die Hausfrau der alltäglichen Gerümpelaktion Natur Mutter
Philosophin Die Bescheißerin beim Bewußtseinsspiel Weisheit Sophie
Dirne Die Tunte mit dem Lehmabdruck Aller Phantasie Ginnistan
Heiliger Der in der Schönheit der Weltmaschine Verheizte Liebe Eros
Jungfrau Das Kleinkind mit der Riesenmanzi Historie Fabel
Verbrecher Die schweinige Geschwulst Tod Schreiber
Politiker Der ferngesehene Angeber Vergangenheit Erste Schwester
Krieger Das schwarzweiße Feindbild im Blut Gegenwart Zweite Schwester
Kaufmann Der planende Planungsganove Zukunft Dritte Schwester
Richter Der in Büchern sich (nicht mehr) auskennende Fachmann Gewissen Taranteln
Priester Der Orakel lesende Spinner Sinn Sphinx
Narr Der in der Perspektive sich Verlierende Kunst Mondkönig
Was für Gestalten erwachsen daraus?  │  1  │  ►  

Aus den „Nichtvorhandenen“, Stummen, die sich selbst wegdividieren; den nicht Dazugehörenden, Schweigenden, „Anderen“: die Gestalt einer kranken Krankenschwester

Aus den dicken Jungs mit den falschen Goldringen, den alle Genüsse genießerisch beherrschenden Brigademitgliedern, den proleten Soziokraten: die Gestalt eines nelkenschwingenden Aktivisten

Aus den Alten, den veteranen Knackern, die ihre „historische Mission“ nicht mal mehr ahnen: die Gestalt eines granitgrauen Denkmals der Arbeit

Aus den Feiglingen, den „Mit-Gliedern“, die dafür können, daß sie dumm sind, die sich „ab-arschen“ für den Plan und den Wettbewerb; dem Heer der Scharlatane, Funktionarren und Kader: die Gestalt eines zuverlässigen Mitarbeiters der Partei und ihres stattlichen Staats-Organs

Aus den Satten, denen es stets besser geht, den nach allen Seiten Abgesicherten, die sich jeder neuen Lebensweise anpassen, bis diese sie nachahmt: die Gestalt eines Haustiers, das im eigenen Dreck fett wird

Aus den Eiskalten, die sich dessen bewußt sind, daß sie parteilich sind, den Edel- Frauen, die etwas dafür haben wollen, daß sie sich verkaufen: die Gestalt einer exquisiten ZK-Nutte mit philosophisch-mondänem Standpunkt

Aus den fromm-fanatischen Jubelbräuten, die für alles zu begeistern sind, den „heiligen Kühen“, die es befriedigt, mit der „Sache“ verheiratet zu sein: die Gestalt einer frigiden Sekretärin, wie sie von der Initiative ergriffen wird

Aus den Gammlern, Protest-Tanten und Hippies, die die öffentliche Ordnung und Sicherheit gefährden, den apostel-marxbärtigen Holzkreuzlern und Hirtenstäblern, die im Untergrund als dem Ideal ihrer Staatsvorstellung leben: die Gestalt eines alternativen Erlösers

Aus den pummlig-naiven Jungbäuerinnen des Landes, den breithüftigen und großbrüstigen Jugendfreundinnen, die alle aussehen, als hießen sie „Weltfriedel“: die optimistische Gestalt einer siegreichen Offenstall-Manzi

Aus den Apparatschiks und Machtfaschisten, den stockbrutalen Funzen und Prolet­- Ariern, den Anwälten des perfekten Todes-Staates: die Gestalt eines Diktators des Bürokratiats

Aus der pragmatischen, zielstrebigen Avantgarde, die einst in der Partei die führende Rolle spielte, den Revolutionären von Beruf und Vergangenheit: die Gestalt eines Tele-Genius voller Schönheit der Ausstrahlung, dessen aufgezeichnete Existenz bei Bedarf wiederholt wird

Aus den neuen Menschen, diesen lebensgefährlichen Kunstprodukten des Klassenkampfes: die Gestalt eines vom Hass gesäugten Jungen Pioniers

Aus den Wahnsinnigen vom Handel, die geisteskrank sind von der Versorgung mit Lebensstandard; den irren Verkäuferinnen an den Ladenkassen, die leer sind vom Weltniveau: die Gestalt einer vom zukünftigen Wachstum ganz klapprigen Öko-Psyche

Aus den Argumenten und Kommentaren der Diskutierer aller Maßnahmen, den Informationen und Zitaten der Interpreten aller Notwendigkeiten, den Erklärungen und Begründungen der Beweiser aller Gesetzmäßigkeiten: die Gestalt eines Ewigen Genossen mit rotem Schwamm-Kopf

Aus den agitierenden Alkoholikern und propagandistischen Kettenrauchern: die Gestalt eines ideologisch Schwerstbeschädigten

Aus den Erstürmern der Höhen der Kultur, für welche die Grenze des sozialen „Muß“ zwischen ihnen und der Kunst verläuft: die Gestalt eines Mastclowns mit der Karrikatur seines jungen Talents

  ◄  │  2  │  ▲  
Prolog  │  1  │  ►  
machts gut


I

Machts gut ihr Narren
Priester und Richter
Geschäftsleute Krieger
Politiker Verbrecher
Jungfrauen und Heilige Huren Philosophen
Ahnen Knechte Helden und ihr
Herren Dichter
Machts gut
Prolog  ◄  │  2  │  ►  

II

Leb wohl
Mondkönig verloren
In den Perspektiven der Kunst

Leb wohl
Sphinx versponnen
Den Orakeln des Sinns

Lebt wohl
Taranteln rächende
Gewissen des Buchs

Leb wohl
Feindsbild verschwistert
Schwarzweiß dem Blut

Prolog  ◄  │  3  │  ►  

III

Vergeßt
Die schweinigen Schreie des schlachtreifen Schwulstes

Vergeßt
Das Gefasel der kleinen Kinder von riesigen Manzen

Vergeßt
Die erotische Weltmaschine in der die Schönheit der Liebe verheizt

Prolog  ◄  │  4  │  ►  

IV

Versagt Väter
Die Schwanzarbeit

Entrümpelt Mütter
Eure Natur

Beschiß ist
Das Bewußtsein

Aus Lehm
Die Phantasie

Prolog  ◄  │  5  │  ▲  

V

Weg
Mit den Musterknaben
Vom Denkmalsockel

Weg
Mit den Höhepunkten des
Volksfestes der Macht

Weg
In die Hinterhöfe der
Poetolatrie